Das Konzept der Alben um den Western-Helden Tex Willer ist es, dass Künstler, die normalerweise nichts mit der seit fast 70 Jahre laufenden Serie zu tun haben, eine Geschichte in Szene setzen können, die sich durchaus vom üblichen Kanon abhebt. Diesen Ansatz hat vor allem Paolo Eleuteri Serpieri verinnerlicht, der mit „Der Held und die Legende“ eine nicht unbedingt klassische, aber einfache Heldengeschichte erzählt, in der Tex es auf seinem Rachefeldzug mit brutalen Comanchen zu tun bekommt und Kit Carson kennen lernt.
Interessanter als diese Geschichte ist jedoch die Rahmenhandlung, die im New York des Jahres 1913 stattfindet, als Tex‘ alter Kumpel Kit Carson von einem Journalisten aufgesucht wird und sich von dem legendären Wild-West-Helden erzählen lässt.
Serpieri nutzt diesen Kunstgriff, um Tex mythologisch zu verklären. Er zeigt, wie Legendenbildung stattfand. Solche, der auch Charaktere wie Buffalo Bill oder Calamity Jane ihre Berühmtheit zu verdanken haben. Ganz im Sinne von John Fords Western „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“: „Wenn die Legende zur Wahrheit wird, druck die Legende.“
Damit spielt Serpieri, der sogar noch eine weitere Metaebene eröffnet, wenn am Ende herauskommt, wer der Mann ist, der mit Kit Carson gesprochen hat. Serpieri knüpft hier an die Realität an, verdreht sie aber genug, um sie ebenfalls Legende werden zu lassen, und erschafft so eine Art Zerrspiegel der Wahrheit, auf der fast sieben Dekaden Abenteuer mit Tex Willer fußen.
Serpieri kehrt mit dieser Western-Geschichte zu seinen Wurzeln zurück und bietet ein vielschichtiges Spiel mit der Wahrheit und dem, was daraus werden kann, wenn nur genügend Zeit vergangen ist.
Das Album bietet zudem einige Bonusseiten mit Skizzen, dem Cover-Gemälde und einigen Tuschseiten.
Paolo Eleuteri Serpieri: Tex – Der Held und die Legende. Panini, Stuttgart 2016. 64 Seiten, € 16,99