Unverhofft schnell dürfen wir uns an einem weiteren Band der Abenteuer des kleinen Roboters „Hilo“ und seiner menschlichen Freunde Gina und D.J. erfreuen. Ohne seine Freude für irdisch-alltägliche Dinge wie Mangos, das Rülpsen oder den Klang des Wortes „Marmelade“ zu verlieren, hat sich Hilo in beachtlichem Tempo und völlig unbemerkt ein unterirdisches Labor aus interdimensionalen Schrottresten zusammengestellt. Erstaunlich, auch wenn er selbst „gar nichts dabei findet“ und diese Kommandozentrale, die selbst Batman vor Neid erblassen ließe, schlicht „seinen Keller“ nennt. Auch wenn Hilo darauf programmiert wurde, andere Roboter zu vernichten, hat der knuddelige Blech-Pinocchio scheinbar ein Herz aus goldenen Schaltkreisen, denn fortan möchte er die mechanischen Schergen des finsteren „Razorwark“ nur noch deaktivieren und ihre Programmierung ändern, anstatt sie brutal und endgültig zu vernichten. Doch irgendwie wird Hilo nicht dieses unangenehme Gefühl los, dass er etwas sehr schlimmes getan hat, an das er sich einfach nicht mehr erinnnern kann…
Erneut stellt der amerikanische Cartoon-Künstler Judd Winick auf eindrucksvoll sympathische Art und Weise unter Beweis, dass unbeschwerte, kindgerechte Unterhaltung auch spannend und umfangreich sein darf. Wie viele All-Ages-Comics eifert er dabei dem unerreicht genialem Jeff Smith und seiner „Bone“-Saga nach, ohne diese optisch oder erzählerisch zu immitieren. Gut, vielleicht hat Herr Winick schonmal den einen oder anderen Band der legendären Manga-Reihe „Astro Boy“ gelesen und diese Erfahrungen mit in sein Szenario einfließen lassen. Nicht zuletzt durch seinen schnörkellosen und charmanten Stil verleiht er seinem Robo-Jungen aber trotzdem immer genug Eigenständigkeit.
„Hilo“ nimmt sich viel Zeit für drollige Episoden, die sich oft auch vortrefflich auf Einzelseiten erzählen ließen und ordnet diese dann in einer stimmungsvollen und spannenden Collage an. Mit magischen Kung-Fu-Katzen oder bösen Wikinger-Nilpferden aus dem Weltraum spricht er dabei häufig genug den hysterisch-modernen, popkulturellen Zeitgeist an, der die „Generation Minecraft“ nun einmal anspricht, ohne sich dabei von seiner klar strukturierten und trotzdem immer emotional kraftvollen Erzählung abdrängen zu lassen.
Judd Winick: Hilo 2: Die große weite Welt retten. Popcom, Hamburg 2017. 208 Seiten, € 14,00