Maria, die Frau des berüchtigten Don Cagliostro hat sich einfach mit einem beträchtlichen Batzen seiner Mafia-Mäuse aus dem Staub gemacht. Zum großen Glück für die illoyale Gangsterbraut liebt ihr Gatte sie jedoch trotz allem noch immer so sehr, dass er eine stattliche Belohnung von fünf Millionen Dollar auf ihre ausdrücklich unversehrte Rückführung aussetzt. Das ruft natürlich eine ganze Armada schlagkräftiger, skurriler und oft auch tödlicher Glücksritter auf den Plan, bei denen bleihaltige Luft und explosive Storywendungen bereits vorprogrammiert sind…
Mit „Keine Gnade für Schwester Maria“ bricht Victor Santos erstmals mit vielen visuellen und inhaltlichen Gemeinsamkeiten, die bei oberflächlicher Betrachtung seine Agenten-Saga unfairerweise als eine Art Klon von Frank Millers ikonischer „Sin City“-Reihe erscheinen ließen. Mehr Farben, deutlich mehr Humor und eine viel größere Anzahl wahrnehmbar stärker überzeichneter Charaktere als bislang werfen viele der charakteristischen Noir-Motive einfach über Bord und weichen dafür einer gelösteren, etwas deftigeren Atmosphäre, die mit ihrem Zusammenspiel von cool überzeichneter Gewalt und augenzwinkerndem Humor das eine oder andere Mal an Filme des mexikanischen Regisseurs Robert Rodriguez („Desperado“) erinnert.
Wo die inhaltlichen Auflockerungen eine willkommene Abwechslung zu den stimmungsvoll-schwermütigen Vorgängerbänden darstellen, treibt Santos es allerdings nun manchmal wortwörtlich ein wenig zu bunt. Zwar gibt es toll umgesetzte Sequenzen mit schwarzen Schattenrissen, die von bengalischem Feuer in unterschiedlichen Farben umspielt werden, an anderen Stellen raubt die anonsten durchaus begrüßenswerte Experimentierfreude der Szene aber dann den visuellen Knalleffekt.
Bisherige Wegbegleiter von „Polar“ müssen sich aber keine Sorgen um lieb gewonnene, knallig reduzierte Panels machen. Die machen natürlich auch im dritten Band einen Großteil der knapp 170 Seiten des querformatigen, eleganten Hingucker-Buches aus.
Victor Santos: Polar 3: Keine Gnade für Schwester Maria. Popcom, Hamburg 2017. 168 Seiten, € 16,00