Mit einer ganzen Palette sehr unterschiedlicher Comicwerke ist der Splitter Verlag auch in der kommenden Comic-Saison ein ganz heißer Anwärter auf den Meistertitel in Sachen deutsche Comic-Künstler. Als die Splitter-Erfolgsgeschichte vor 10 Jahren begann, war es von Anfang an auch der Plan der Verleger, deutsche Comics ins Verlagsprogramm zu holen.
Wir sprachen mit Horst Gotta über die deutschen Comic-Serien bei Splitter.
Comic.de: Hattet ihr vor gut 10 Jahren bei eurem Gründungstreffen von Beginn an auch den Plan, deutsche Comics ins Programm zu holen?
Horst Gotta: Ja, natürlich. Da wir drei selbst Comickünstler sind, ist der Eigenproduktions-Anteil immer auch Inhalt unserer Vorstellungen für den Verlag und somit auch Thema bei allen Redaktions-Planungen. Und tatsächlich waren auch fast jedes Jahr mehr Projekte im Gespräch, als sich dann letztendlich realisieren ließen.
„Das Wolkenvolk“ war der Auftakt, bei dem du und Dirk Schulz noch mit beteiligt wart. Wie ist die Erinnerung an diese erste eigene Produktion?
Über die Freundschaft von Dirk und mir zu Ralf Schlüter und Yann Krehl war die Idee einer Zusammenarbeit immer „schwebend“ auf dem Tisch. Wir warteten nur auf die „zündende“ Idee und ein lohnendes Projekt. Dies kam mit dem Kontakt zu Kai Mayer zustande, wo wir sehr schnell konzeptionell in die Umsetzung einer seiner Romanreihen einsteigen konnten. Aus mehreren Möglichkeiten deuteten wir im Verbund sehr schnell die „Wolkenvolk“-Trilogie heraus. Und weil zu diesem Zeitpunkt Dirk und ich sowieso an diversen Comics zusammenarbeiteten sowie Ralf selbst das asiatische Setting sehr entgegen kam, fiel die Entscheidung recht schnell. Zusätzlich war durch unsere Hilfe auch das geplante Timing gesichert.
Schnell ging es weiter mit „Frostfeuer“, „Ria“ und auch „Annas Paradies“. Wie sind Verlag und Künstler da jeweils zusammengekommen?
Im Falle „Frostfeuer“ und „Ria“ war der jeweilige Erstkontakt zu Marie Sann bzw. Thorsten Kieker jeweils in Erlangen nach der Sichtung der jeweiligen Mappen bzw. bei Thorsten aufgrund seiner ersten Ausgabe im Eigenverlag.
Den Kontakt zu Daniel Schreiber hatten wir schon vorher per Mail. Aber auch er legte uns in Erlangen die entscheidenden Seiten vor. „Annas Paradies“ ist eine sehr schöne Kurzserie geworden die exakt in diesen Monat mit dem dritten Band auch abgeschlossen ist.
Das Thema „Wolkenvolk“ war ja wohl eine Splitter-Idee…
Ja, wie zuvor beschrieben. Wir haben in diesem Fall konsequent „mit gesucht“. Das war zu einer Zeit, wo wir 3-4 Alben im Monat produzierten. Mittlerweile stehen uns diese Zeit und diese Option aktiv zu helfen nicht mehr zur Verfügung.
Mit „Ria“, das sehr erwartungsvoll mit zwei Alben startete, geht es ja wohl aus verschiedenen Dingen seit einigen Jahren nicht mehr weiter. Zumindest wurden keine neuen Alben mehr veröffentlicht. Wie ist dein Kenntnisstand?
Thorsten Kieker hat das Projekt immer sehr ehrgeizig vorangetrieben. Vielleicht an manchen Stellen zu ehrgeizig. Letztendlich ist er ein Getriebener seines eigenen hohen Anspruchs. Wer die vielen vielen Modelsheets sowie verworfenen Layoutskizzen sieht, der erfasst sehr schnell, dass Thorsten und sein Studio es mit den besten Studios der Welt aufnehmen kann. Grafisch ist das auch gelungen. Bei den Terminen nicht so ganz! 😉 Wer bei „Ria“ auf dem Laufenden bleiben möchte, der schaut am besten auf seinem Blog vorbei.
Sind weitere Schultheiss-Werke zu erwarten?
Matthias ist schon ein sehr spezieller Autor und Zeichner. Er macht einfach „sein Ding“ und möchte von niemandem reingeredet bekommen. So informiert er auch seinen französischen Verleger erst kurz vor der jeweiligen Fertigstellung. Er macht seine Comics aus Passion heraus – sie waren immer ein Teil seines Lebens. Die Comicbranche und ihre Mitspieler sind jedoch nicht ganz vorne in seinem Interessenskorridor.
Einem weiteren deutschen Comicwerk, „Malcolm Max“, wurde die Ehre zuteil, in der Jubiläumsedition zu erscheinen. Der erste Zyklus erschien in einem tollen Sammelband. Wie ist die Lage bei den Auslandslizenzen? Ist „Malcolm Max“ die aktuell erfolgreichste deutsche Serie bei Splitter?
„Malcolm Max“ ist eine unser besten Serien. Peter Mennigen und Ingo Röhmling liefern hier eine Arbeit ab, die sich nirgendwo zu verstecken braucht. Unsere erfolgreichste Eigenproduktion-Serie ist sie jedoch nicht. Davor liegen der populäre Titel „Die Zwerge“, durch die immense Bekanntheit der Markus Heitzschen Romanvorlage, und die Adaption des Klassikers „Im Westen nichts Neues“.
Aber das ist auch nicht das Prinzip bei „Malcolm Max“. Vielmehr verfolgen Autor und Zeichner das Ziel, die Serie als lange laufendes Serienkonzept zu etablieren. Das schließt die internationale Vermarktbarkeit ein.
Auf wie viel Bände ist der „Zwerge“-Zyklus angelegt, und in welchem zeitlichen Abstand sind die noch ausstehenden Bände geplant?
„Die Zwerge“ sind auf vier Alben angelegt. Und wenn dieses Werk komplett vorliegt, dann ist ein Einstieg von Che Rossié in eine weitere Heitzsche Romanadaption im Moment sehr wahrscheinlich. Erst vor wenigen Tagen haben wir in Leipzig dies als gemeinsames Ziel diskutert.
Demnächst ganz neu dabei: „Gambert“. Wie ist Splitter und Suski/Seliger zusammengekommen? Gab es noch Abstimmungen zwischen Verlag und Künstler oder haben die beiden bei „Gambert“ freie künstlerische Hand?
Geschichte wiederholt sich! Dirk Seliger stand im Mai 2016 in Erlangen bei uns am Stand und fragte einfach mal „unverbindlich nach den Möglichkeiten“ bei Splitter. Ich sagte ihm sofort zu, wenn er ein neues – und zu Toonfish passendes – Projekt präsentiert. Und das ging dann auch sehr schnell, denn er und Jan präsentierten uns schon im Sommer die ersten Entwürfe rund um den Gambert, dem „Gott des Bieres“. Das überzeugte uns und innerhalb weniger Tage kam auch schon unsere Zusage. Die beiden sind einfach Macher, und ein professionelles Können verbindet sie sowieso.
Und dann gab es bei Splitter noch „Indigo“ und „Im Westen nichts Neues“ von deutschen Künstlern…
Richtig. „Indigo“ von Dirk Schulz wurde als Gesamtausgabe innerhalb der 10-Jahre-Splitter-Edition neu aufgelegt und bei den Eigenproduktionen haben Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer noch „Im Westen nichts Neues“ abgeliefert!
Sind weitere deutsche Werke in Sicht?
Mit dem Blick auf die nahe Zukunft erscheint in wenigen Wochen vom Team Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer ein neues Werk mit dem Titel „Liebe deinen Nächsten“ ebenfalls bei Splitter. Ein spannendes Projekt (hier wird das Ganze mit einem Blog begleitet) rund um die Initiative SOS Méditerranée, bei dem Autor und Zeichner aus erster Hand von Bord des Rettungsschiffes Aquarius und von ihren Erfahrungen rund um das Mittelmeer-Flüchtlingsthema berichten.
Für unsere langfristige Planung sind ebenfalls weitere Projekte in Arbeit.