Vier Freunde kämpfen gegen das Böse. Ein Anführer, ein Schlauberger, ein Heißsporn und ein Witzbold. Sie sind Schildkröten. Und sie sind Geisterjäger. Das erst dreißig Jahre vergehen müssen, damit tatsächlich jemand diese auffälligen Gemeinsamkeiten in der Team-Zusammensetzung der beiden Achtziger-Ikonen herausstellt ist schon bemerkenswert. Es braucht doch auch nicht viel, um die Parawissenschaftler mit den Ninja-Reptilien zusammenzuführen. Schließlich haben beide Teams mehr Berührungen mit paranormalen Phänomenen und Dimensionsportalen, als ihnen eigentlich lieb ist. Da lässt man im US-Verlagshaus IDW noch schnell die Kreativ-Teams der jeweils dort beheimateten, modernen Comics der Schildkröten und Geisterjäger miteinander brainstormen und schon hat man das Crossover, auf das so viele von uns seit Jahrzehnten gewartet haben. Ohne es vielleicht überhaupt zu wissen.
Beliebte Kinder- und Jugend-Franchises aus dem goldenen Zeitalter der „Saturday Morning Cartoons“ sind ein wichtiger Pfeiler bei IDW Publishing. Neben den hier vereinten Trickfilm-Stars gehören auch die beliebten Robo-Recken der „Transformers“ oder die hierzulande eher weniger relevante Militärparade „G.I. Joe“. Dass diese ungebrochen populären Marken dort so lang überleben konnten und können, verdanken sie vor allem der Tatsache, dass die jeweils zuständigen Kreativen stets ein offenes Ohr für die erbarmungslos genaue Fangemeinde haben und trotz dieser eng gesteckten Grenzen viel Liebe und Energie in die Erweiterung dieser fiktiven Universen investieren.
Noch enger wird dieses Korsett selbstverständlich, wenn sich die Wege zweier Franchises kreuzen. Schließlich darf die Fan-Ehre keiner Fraktion verletzt werden und mag man auch keiner Kontinuität der mühsam errichteten Verlagsgeschichten widersprechen. Wie so oft bei Serien-Crossovers führen diese Limitationen zu einem Plot, der so vorhersehbar ist wie das Nachmittagsprogramm privater TV-Sender. Und das ist wie schon zuletzt beim Ninja-Klassentreffen zwischen den Turtles und ihrem Fledermaus-Homie Batman völlig Schnuppe. Die hanebüchene 08/15 Story ist doch ohnehin nur ein Alibi für all die Zusammentreffen, die wir als Kinder bereits mit unseren Action-Figuren ausgeklügelt haben. Wir wollen sehen, wie Egon mit Donatello über Technik-Spielzeuge fachsimpelt, wie Leo und Pete sich gegenseitig als Anführer aufspielen und vor allem was passiert, wenn Mikey und Slimer aufeinandertreffen.
An all diese zahllosen Selbstläufer wurde gedacht. Und sie werden im atemberaubend großartigem Cartoon-Stil von Dan Shoening präsentiert, dem unverwechselbarem Hauptkünstler der „Ghostbusters“-Comics bei IDW. Es ist ein ausgesprochen großes Glück, dass nicht nur die Turtles nach ihrem zumindest vorläufigem Aus bei Panini nun bei Dani Books wieder deutschen Boden betreten dürfen, sondern wir eben auch einen ersten Blick auf die Neuauflage der großartigen, klassischen Geisterjäger werfen dürfen. Bitte mehr davon.
Burnham, Waltz, Shoening: Ghostbusters / Teenage Mutant Ninja Turtles. Dani Books, Groß-Gerau, 2017. 132 Seiten, Softcover, 16,99 Euro.