Guillaume Bouzards Zeichenstil hebt sich enorm von Morris und seinen Nachfolgern ab. Dieser Lucky Luke sieht seinem Vorbild kaum ähnlich, aber das macht nichts. Weil der knuffige Stil für die Geschichte mehr als passend ist. Und weil Bouzard eine Geschichte ersonnen hat, die nicht nur ins Absurde abgleitet, sondern sogar einen ernsten Moment bereithält. Nämlich am Ende, wenn man versteht, wieso Jolly Jumper nicht mehr mit Luke spricht. Oder besser gesagt: Wieso Luke ihn überhaupt hört.
Luke wird hier ins Gefängnis geschickt, weil einer der Daltons in Hungerstreik getreten ist. Er soll das klären, aber weil er ein rotes Hemd trägt, erkennt ihn keiner mehr. Also muss er sich flugs umziehen und erfährt, dass Ma Dalton entführt worden ist. Er macht sich also mit den Daltons auf dem Weg, um die alte Dame zu retten.
Bouzard kennt sich mit Lucky Luke gut aus. Er findet clevere und witzige Wege, mit den typischen Konventionen der Serie seinen Schabernack zu treiben. Ob das nun den langsamen Schatten betrifft oder den geistig nicht minder langsamen Averell Dalton oder aber das Duell im Finale, das nicht ganz so verläuft, wie erwartet – hier wird liebevoll mit Lucky Luke und seiner Welt gespielt.
Das Ergebnis ist höchst vergnüglich, endet aber auch auf einer traurigen Note, wenn man sich verdeutlicht, wie das Leben als „poor lonesome Cowboy“ wohl auf Lukes Psyche gewirkt haben muss. „Jolly Jumper antwortet nicht“ ist eine der besten Lucky-Luke-Geschichten seit Jahren – und auf gleich hohem Niveau wie der erste Hommage-Band, da beide frisch und frei von Zwängen eine Geschichte erzählen, die man so noch nie mit dem Mann gesehen hat, der schneller als sein Schatten zieht.
Guillaume Bouzard: Lucky Luke Hommage 2 – Jolly Jumper antwortet nicht. Egmont Comic Collection, Berlin 2017. 48 Seiten, € 13,–