„Jessie Jane“ – Eine Erstausgabe

Der Legende nach wurde „Jessie Jane“ im Magazin „Spirou“ abgesetzt, weil einer der dortigen Star-Künstler fürchtete, die Serie könnte der seinen den Rang ablaufen. Bestätigt wurde dies nie, sicher ist nur, dass die Abenteuer der freizügigen Western-Heldin nach nur zwei albenlangen Geschichten, die von 1981 bis 1983 erschienen, beendet war. Autor Gerald Frydman konzentrierte sich wieder auf seine erste Leidenschaft, den Film, während Mazel sich anderen Stoffen, darunter „King und Kong“ widmete.

Beide erzählen mit „Jessie Jane“ humoristische, sehr vergnügliche Geschichten, bei denen die junge Jessie zusammen mit drei anderen Damen quer durch den Wilden Westen reist und dabei durchaus haarsträubende Abenteuer erlebt. Für die damaligen Leser war es nicht nur ein Novum, dass die Serie ausschließlich mit Frauen in den Hauptfiguren besetzt war, sondern dass Jessie zu Beginn der zweiten Geschichte nackt wie Gott bzw. Mazel sie schuf gegen Banditen kämpft. Das hätte es nur ein paar Jahre früher in „Spirou“ nicht gegeben.

Es geht Frydman und Mazel aber nicht um die Erotik, auch wenn der Künstler unumwunden zugibt, dass es weit mehr Spaß macht, weibliche Rundungen zu zeichnen. Vielmehr haben sie ein flottes Western-Abenteuer mit Slapstick-Einlagen und humoristischen Texten abgeliefert, die für deutsche Leser eine Neuentdeckung ist. Denn „Jessie Jane“ ist hierzulande nie erschienen, abgesehen von einer zweiseitigen Kurzgeschichte, die Reiner Feest 1989 in „Parodien 2“ publizierte und dem hiesigen Leser wohl eher als Veralberung von Lucky Luke vorkommen muss.

Die Gesamtausgabe von Salleck Publications bietet das Rundum-Sorglos-Paket mit einem informativen und ausführlichen redaktionellen Teil von Patrick Gaumer, zahlreichen Illustrationen und zwei Geschichten, die nicht nur Mazel-Liebhaber erfreuen werden.

Gerald Frydman, Mazel: Jessie Jane Gesamtausgabe. Salleck Publications, Wattenheim 2017. 158 Seiten, € 29,90