Nach einer eher leisen Begegnung mit einem Bettelmönch und einer etwas lauteren mit einem Wettbetrüger scheint Usagi das Glück zu verlassen: Ein Dorf hat Söldner zum Schutz vor Banditen angeheuert. Doch diese entpuppen sich nicht als die sieben ehrbaren Samurai, sondern als die Schurken selbst. Angeführt von dem selbsternannten „General“ Fujii halten sie die Dorfbewohner als Sklaven und schröpfen diese, wo es nur geht. Usagi bekommt Wind von der Sache, mischt sich unter die üblen Gesellen, fliegt aber auf und wird zum Gefangenen. Er kommt dann zwar frei und das Dorf wird gerettet, aber: Dem niederträchtigen Fujii gelingt die Flucht und noch schlimmer: Er hat Usagis Schwerter an sich genommen, ein Sakrileg, das Leibwächter Hase so nicht hinnehmen kann. Usagi macht sich auf die Suche nach dem Oberschurken und findet ihn schließlich nach etlichen Tagen. Fujii hat inzwischen eine neue Bande „akquiriert“ und setzt seine Übeltaten fort. Unerwartete Hilfe erhält Usagi von seinem alten Kumpel Gennosuke und dem konkurrierenden Kopfgeldjäger Streunender Hund. Dann kommt es zum erneuten und diesmal finalen Showdown…

Stan Sakai (Text und Zeichnungen): Usagi Yojimbo Bd. 9″.
Aus dem amerikanischen Englisch von Jens R. Nielsen. Dantes Verlag, Mannheim 2018. 212 Seiten. 17,95 Euro
Apropos Hollywood: Die Geschichte um den Schurken Fujii und die Schwerter Usagis wartet mit klassischen Western-Motiven auf, was durchaus passend ist und einen filmhistorischen Hintergrund hat, der wieder zu den „Sieben Samurai“ von Akira Kurosawa führt, woher das Ausgangsmotiv stammt. Neben diesem Klassiker, der als „Die glorreichen Sieben“ jüngst ein Remake des Remakes erfuhr, übertrug man auch andere Filme des Regisseurs mehr oder weniger dreist, weil zum Teil ohne Verweis auf das Original, in das Western-Genre, wie „Yojimbo“ (als Leones „Für eine Handvoll Dollar“) oder danach auch „Rashomon“ („The Outrage“, auf Deutsch typisch reißerisch betitelt als „Carrasco, der Schänder“). Die Bedeutung der Schwerter wird von Stan Sakai mit einem Exkurs in die historisch japanische Schwertmanufaktur und die regelrecht sakrale Herstellung dieser Samurai-Waffen unterstrichen (der Titel des Bandes, „Daisho“, bezeichnet übrigens ein zusammengehöriges Schwerterpaar). Und ganz am Ende der Story, quasi als Bonbon für den Leser, lässt Sakai den vermeintlich verräterischen Kopfgeldjäger Streunender Hund in einem völlig anderen Licht erscheinen.
Überhaupt bleibt Sakai erzählerisch einmal mehr auf einem konstant hohen Niveau. Er konstruiert seine Geschichten raffiniert und sorgt für Überraschungen, ob abgeschlossen oder in Fortsetzungen, wobei es stets eine veritable Keilerei gibt, sei es als Duell oder im epischen Ausmaß (auch optisch dann in ausladenden Panels dargestellt – als Wimmelbild oder Panorama). Immer wieder treten alte Bekannte, Konkurrenten oder Feinde von Usagi auf (hier Gen und ganz am Schluss sogar Jei – inkl. Bezug auf eine Aesop-Fabel). Und mit dem Erzschurken Fukii präsentiert Sakai zudem einen würdigen, kantigen Gegner. Nein, langweilig wird es bei Sakai wahrlich nie. Band 2, 3 und 10 – man folgt inzwischen der originalen Veröffentlichungs-Reihenfolge der Dark Horse Paperbacks – sind bereits erschienen.
Dieser Text erschien zuerst auf: Comicleser.de
Bernd Weigand ist schon über vier Jahrzehnte in Sachen Comics unterwegs: lesen, sammeln, übersetzen. Schreibt auch seit 20 Jahren über Comics, seit 2010 auf comicleser.de.