Dinosaurier. Dinosaurier? Dinosaurier! Mit Riesenechsen beginnt die neue filmische Adaption von Edgar Rice Burroughs‘ klassischer „Tarzan“-Geschichte, eine deutsche Produktion, die mit Geschäftssin in die Lücke vorprescht, die mit dem Ende von Disneys Lizenzrechten an dem Stoff entstanden ist. Erzählt wird einmal mehr die Geschichte vom weißen Jungen, der in der Obhut großer Affen im Dschungel landet, sich Jahre später als König des Dschungels von Liane zu Liane schwingt, die Bekanntschaft mit einer gewissen Jane macht und sich schließlich als Spross einer britischen Adelsfamilie – hier: eines großen Konzerns – entpuppt.

© Constantin Film
Dinosaurier, Wunder-Fauna, Mordor-Abklatsch – „Tarzan 3D“ offenbart sich mit großer Geste als das, was der Film tatsächlich bloß ist: Eine reine Portfolio-Arbeit ohne Sinn und Verstand, die laut sagt: „Schaut her, so was können wir auch.“ Hätte das den Charme einer hemdsärmeligen Aneignung, könnte man dem durchaus etwas abgewinnen. Doch „Tarzan 3D“ macht ernste Miene zum ernst nicht nehmbaren Spiel und macht sich, insbesondere auch im Verbund mit dem im Märchenonkel-Brustton der Überzeugung knarzig fabulierenden Voice-Over-Erzähler, im Großen und Ganzen ziemlich lächerlich.

© Constantin Film
Dass im weiteren der Plot von Logiklöchern perforiert ist und es trotz vieler Zugeständnisse an heutige Verhältnisse ziemlich altbacken müffelt – nicht nur hat man Tarzans Affenmutter die Anflüge eines Schminkgesichts als Signum weiblicher Identität ins Gesicht animiert, auch knarrt der Voice-Over am Ende davon, dass Tarzan endlich das wertvollste auf dieser Erde gefunden habe, nämlich „die Liebe einer Frau“ -, will einen da schon gar nicht mehr groß irritieren. Dieser „Tarzan“ ist ein nach allen Regeln der Kunst von den eigenen Ambitionen totgeschlagenes Waisenkind.
Dieser Text erschien zuerst am 19.02.2014 auf perlentaucher.de.
Tarzan 3D
Deutschland 2013
Regie: Reinhard Klooss – Drehbuch: Reinhard Klooss, Jessica Postigo, Yoni Brenner – Produktion: Reinhard Klooss, Robert Kulzer – Schnitt: Alexander Dittner – Darsteller: Kellan Lutz, Spencer Locke, Jaime Ray Newman, Robert Capron, Mark Deklin, Trevor St. John, Brian Huskey, Edd Osmond, Craig Garner, Andy Wareham, Jo Osmond, Anton Zetterholm, Christian Serritiello, Paul Lowe, Vlasto Peyitch – 94 Minuten – Kinostart: 20.02.2014 – FSK: ab 6 Jahre
Thomas Groh, Jahrgang 1978, lebt seit 1997 in Berlin, ist Redakteur bei Deutschlandfunk Kultur und schreibt u. a. für die taz, den Tagesspiegel, den Perlentaucher und weitere Medien über Filme. Im Netz anzutreffen ist er in seinem Blog und auf Twitter.