Comic-Bestenliste – Drittes Quartal 2019

30 Kritikerinnen und Kritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in Presse, Rundfunk und Internet regelmäßig Comics, Mangas und Graphic Novels besprechen, stellen alle drei Monate eine gemeinsame Bestenliste zusammen.

Die Comic-Bestenliste – präsentiert von buchreport, Comic.de, rbbKultur Radio und Tagesspiegel – orientiert sich in ihrem Erstellungsverfahren an der renommierten „SWR Bestenliste“ für Literatur.

Die Jurorinnen und Juroren, die am Ende der Seite aufgelistet sind, konnten bis zu vier Comic-Novitäten benennen, denen sie möglichst viele Leser und Leserinnen wünschen, und vergaben je einmal 15, 10, 6 sowie 3 Punkte. Hier folgen jetzt die zehn Bestplatzierten für die zurückliegenden Monate …


Platz 1 (mit 79 Punkten)

Reinhard Kleist:

KNOCK OUT! (Carlsen)

Hardcover, 160 Seiten, s/w, € 18,00, ISBN: 978-3-551-73363-4 • Leseprobe

Christoph Haas in der Süddeutschen Zeitung: „(…) Durch die ausgefeilte Dramaturgie Kleists liest sich diese Lebensgeschichte so spannend wie ein Roman. Am Anfang des Comics wird der alte, betrunkene Griffith von vier jungen weißen Rassisten brutal zusammengeschlagen. Der von ihm im Ring getötete Benny Paret erscheint ihm, und im gemeinsamen Gespräch erinnert Griffith sich, halluziniert sein Leben, immer wieder unterbrochen durch Momente, die in der Erzählgegenwart spielen. Comic-Biografien, die sich einfach an der Chronologie entlanghangeln, können ziemlich langweilig sein – dieser Falle weicht Kleist damit souverän aus (…), https://t1p.de/7dn9


Platz 1 (mit 79 Punkten)

Frank Schmolke:

NACHTS IM PARADIES (Edition Moderne)

Klappbroschur, 352 Seiten, s/w, € 29,80, ISBN: 978-3-03731-185-1 • Leseprobe

Andrea Heinze bei rbbKultur: „(…) Den Strich der Skizzen hat Frank Schmolke für den Comic noch wilder und unkontrollierter gezogen. ‚Nachts im Paradies‘ ist mit dem rauen Strich eines schwarzen Filzstifts gezeichnet, der die Gesichter und Konturen der Menschen nur grob umreißt und immer wieder ausfranst. Und der das Oktoberfest und all die Bars und Spelunken in ihrer ganzen Unübersichtlichkeit zeigt: Es sind Wimmelbilder des Rausches, auf denen Menschenmengen aus den Bierzelten zu den Taxis strömen die Gesichter verzerrt, Brüste hängen aus den Kleidern (…)“, https://t1p.de/ylkf


Platz 3 (mit 61 Punkten)

Nicolas Petrimaux:

SHOOTING RAMIREZ – 1. Akt (Schreiber & Leser)

HC-Album, 144 Seiten, farbig, € 24,80, ISBN: 978-3-946337-94-2 • Originalveröffentlichung 2018 unter dem Titel „Il faut flinguer Ramirez“ im französischen Verlag Glénat • Übersetzung aus dem Französischen: Resl Rebiersch • Leseprobe

Alex Jakubowski auf Comic-Denkblase: „(…) Der Comic wirkt, als hätte Quentin Tarantino eine neue Folge von Miami Vice gedreht. Szenen und Farben wechseln rasant. Die Dialoge wirken aus dem Leben gegriffen und erklären nichts, was der Leser nicht auch ohne sie verstehen würde. Und immer wieder passiert etwas Überraschendes. Dass die einzelnen Kapitel durch stilecht gestaltete Werbeseiten unterbrochen werden, um für Bier, Autos oder den neuen Vacuumizer 2000 zu werben – ist einfach nur genial und macht Spaß (…)“ • https://t1p.de/66w4


Platz 4 (mit 53 Punkten)

Alain Ayroles (Szenario) & Juanjo Guarnido (Zeichnungen):

DER GROSSE INDIENSCHWINDEL (Splitter)

HC-Album, 160 Seiten, farbig, € 35,00, ISBN: 978-3-96219-360-7 • Originalveröffentlichung 2019 unter dem Titel „Les indes Fourbes“ im französischen Verlag Delcourt • Übersetzung aus dem Französischen: Harald Sachse • Leseprobe

Christian Endres im „Tagesspiegel“: „(…) Was wie ein großes Abenteuer aussieht, ist allerdings ein gewaltiger Trickbetrug … Den enthüllt Autor Ayroles nach und nach mittels einer ambitionierten verschachtelten Erzählweise, in der er das Medium voll ausnutzt und selbst zwischen einzelnen Panels die Zeitebene wechselt. So offenbart die Geschichte in jeder Instanz neue Schichten und Sichtweisen, wird das ganze Ausmaß der Lügen und Schemen Pablos deutlich, wobei das Abenteuer wesentlich bunter und deshalb verlockender ist als die kriminelle Wahrheit (…)“ • https://t1p.de/239u


Platz 5 (mit 42 Punkten)

Steffen Kverneland:

EIN FREITOD (avant-verlag)

Hardcover, 120 Seiten, farbig, € 28,00, ISBN: 978-3-96445-010-4 • Originalveröffentlichung 2018 unter dem Titel „En frivillig død“ im norwegischen No Comprendo Press • Übersetzung aus dem Norwegischen: Ina Kronenberger • Leseprobe

Christian Gasser in der „Neuen Zürcher Zeitung“: „(…) Erinnerungen speichern wir in Bildern ab, weniger in Worten. Deshalb eignet sich der Comic ausgesprochen gut für Erinnerungsarbeit. Allerdings wird sich Kverneland schon bald bewusst, dass er den Bildern ebenso wenig trauen kann wie den Erinnerungen. Und bald sieht er ein, dass sein Wissen über seinen Vater lückenhafter und oberflächlicher ist als erwartet (…) Er erzählt keine Biografie, sondern schafft ein zerstückeltes, fragmentarisches Bild seines Vaters und ihrer Beziehung. Er behauptet nichts, vielmehr formuliert er Fragen und Mutmassungen (…)“, https://t1p.de/tba7


Platz 6 (mit 40 Punkten)

Frank Le Gall:

DIE ABENTEUER VON THEODOR PUSSEL 13: DIE LETZTE REISE DER AMOK (Salleck Publications)

Reguläre Ausgabe: HC-Album, 64 Seiten, farbig, € 19,00, ISBN: 978-3-89908-700-0 • Vorzugsausgabe mit sign. Druck und zusätzlichen Skizzenseiten: HC-Album, 80 Seiten, farbig, € 59,00, ISBN: 978-3-89908-701-7 • Originialveröffentlichung 2017 und 2018 unter dem Titel „Le Dernier Voyage de l’Amok“ in den Ausgaben 4157 bis 4165 des belgischen Magazins „Spirou“ • Übersetzung aus dem Französischen: Eckart Schott • Leseprobe

Bernd Hinrichs auf Splashcomics: „(…) Le Gall schafft es an die vorherigen Bände anzuknüpfen, ohne eine Kopie der Geschichte zu geben (…) als Pussel, November und Martin im letzten Panel des vorherigen Abenteuers die Insel verließen, mit dem zynischen Geschenk einiger Kokosnüsse, da habe ich mich gefragt: Wie? Ist das alles? Pussel, der in den ganzen Bänden so viel für seine Träume gekämpft hat, gibt nun auf? Das war für mich kaum vorstellbar. Für den französischen Comiczeichner scheinbar auch nicht (…)“, https://t1p.de/xl5p


Platz 6 (mit 40 Punkten)

Tillie Walden:

WEST, WEST TEXAS (Reprodukt)

Klappbroschur, 320 Seiten, farbig, € 29,00, ISBN: 978-3-95640-195-4 • Originalveröffentlichung 2019 unter dem Titel „Are You Listening?“ beim amerikanischen Verlag First Second Books • Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Barbara König • Leseprobe

Barbara Buchholz in „Der Tagesspiegel“: „(…) Bea [läuft] in einem Tankstellen-Kiosk Lou über den Weg, die mit Auto und winzigem Wohnwagen unterwegs ist. Die beiden kennen sich aus der Nachbarschaft, doch Lou – tough, Wuschelkopf und rote runde Brille – ist mit ihren 27 gut zehn Jahre älter als die kindlich und verletzlich wirkende Bea. Diese beiden unterschiedlichen Charaktere schickt die texanische Zeichnerin und Autorin Tillie Walden – 23 Jahre und mit ihren queeren Comics ein Star der Indie-Comic-Szene – auf eine Reise ins Ungewisse beziehungsweise zu sich selbst (…)“ • https://t1p.de/aa6s


Platz 8 (mit 33 Punkten)

Alexander Braun (Hrsg.):

GEORGE HERRIMANS KRAZY KAT. DIE KOMPLETTEN SONNTAGSSEITEN IN FARBE 1935–1944 (Taschen)

Großformatiges HC-Album im Karton mit Tragegriff, 632 Seiten, farbig, € 150,00, ISBN: 978-3-8365-7194-4 • Abdruck der Zeitungs-Comics als Faksimile mit englischen Texten • Leseprobe

Sven Jachmann auf Comic.de: „(…) Bis 1935 wurde ‚Krazy Kat‘ sonntäglich als erster Comic überhaupt im Kulturteil untergebracht, erst danach erschien die Serie farbig im Comic-Supplement. Es sind diese Farbseiten, die der Taschen Verlag für die fantastische, von Comic-Historiker Alexander Braun betreute Edition kompiliert hat. Man entdeckt ein Werk, dessen lyrisch-metaphysischer Eigensinn schon postmodern war, als für den Comic gerade die Moderne anbrach.“ • https://t1p.de/gxdg


Platz 9 (mit 25 Punkten)

Naoki Urasawa:

MONSTER (Carlsen Manga)

Bisher 2 Großtaschenbücher, 428 & 404 Seiten, s/w & farbig, je € 20,00, ISBN: 978-3-551-73715-1 (Bd. 1) • Originalveröffentlichung 1994–2001 unter dem Titel „Monsutā“ im Magazin „Big Comic Original“ des japanischen Verlags Shōgakukan • Übersetzung aus dem Japanischen: Jens Ossa

Martin Jurgeit auf rbbKultur: „Die Manga-Serie ‚Monster‘ verhalf dem Zeichner Naoki Urasawa in den 1990er Jahren zu seinem internationalen Durchbruch. Der Mystery-Thriller beginnt 1986 in einer Düsseldorfer Klinik, wo der japanische Chirurg Kenzo Tenma einen schwer verletzten Jungen rettet. Ein Ereignis von folgenschwerer Bedeutung, das Tenma schließlich in eine mysteriöse Mordserie verwickelt, die in die düstersten Zeiten der deutsch-deutschen Teilung zurückführt. Der Klassiker erscheint jetzt endlich wieder als hervorragend reproduzierte Neuedition auf Deutsch“ • https://t1p.de/60ef


Platz 10 (mit 21 Punkten)

Guillermo Corral (Szenario) & Paco Roca (Zeichnungen):

DER SCHATZ DER BLACK SWAN (Reprodukt)

Hardcover, 216 Seiten, farbig, € 24,00, ISBN: 978-3-95640-194-7 • Originalveröffentlichung 2018 unter dem Titel „El tesoro del Cisne Negro“ bei den spanischen Astiberri Ediciones • Übersetzung aus dem Spanischen: André Höchemer • Leseprobe

Christian Endres auf „die zukunft“: „(…) In der Graphic Novel sind die Lage des Schiffes, Namen und Hintergrund leicht verändert worden. Trotzdem ist der reale Fall deutlich erkennbar. Roca und Corral entzaubern dabei beiläufig die allzu romantische Vorstellung vom heroischen wie selbstlosen Entdeckertypus à la Indiana Jones und decken die Gier dahinter auf: Drahtzieher des Ithaka-Unternehmens ist mit Frank Stern, der zunächst als eine Mischung aus Kapitän Haddock und Indiana Jones erscheint, ein ehemaliger Börsenmakler, der für seine Ziele über Leichen geht (…)“ • https://t1p.de/7rq5


DIE MEDIENPARTNER

buchreport – Die meinungsbildende Fachzeitschrift für die Buchbranche
Comic.de – Das Magazin für Comic-Kultur im Internet
rbbKultur – Deine Ohren werden Augen machen
Der Tagesspiegel– Die größte Zeitung der Hauptstadt


DIE JURY

Barbara Buchholz (Comixene, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/p02p)
Gina Dähmlow (Sumikai, http://t1p.de/pm2m)
Anne Delseit (Animania, https://t1p.de/ae4v)
Christian Endres (die zukunft, Geek!, http://t1p.de/ukpk)
Birte Förster (Titel Kulturmagazin, http://t1p.de/qtej)
Gerhard Förster (Die Sprechblase, http://t1p.de/wv34)
Christian Gasser (Radio SRF 2, Neue Zürcher Zeitung, http://t1p.de/mlz5)
Meheddiz Gürle (Lektoratsdienste des ekz.bibliotheksservice, https://t1p.de/qsog)
Christoph Haas (Süddeutsche Zeitung, taz. die tageszeitung, http://t1p.de/fqdm)
Volker Hamann (Alfonz, Reddition, http://t1p.de/lr8o)
Gerd Heger (Saarländischer Rundfunk, http://t1p.de/6kz0)
Andrea Heinze (Deutschlandfunk, rbbKultur, https://t1p.de/lcg9)
Jule Hoffmann (Deutschlandfunk Kultur, http://t1p.de/htfj)
Alex Jakubowski (ARD-aktuell, Comic-Denkblase, https://t1p.de/34ug)
Martin Jurgeit (Buchreport, die neunte, http://t1p.de/mnzr)
Karin Krichmayr (Der Standard, http://t1p.de/yjp7)
Jörg Krismann (Comixene, http://t1p.de/axkj)
Gerrit Lungershausen (Comicgate, Closure, http://t1p.de/7xy3)
Mattes Penkert-Hennig (Dein Antiheld, http://t1p.de/5j86)
Andreas Platthaus (Frankfurter Allgemeine Zeitung, http://t1p.de/8f1s)
Claudia Reicherter (Südwest Presse, http://t1p.de/8v3n)
Martin Reiterer (Wiener Zeitung, http://t1p.de/71xu)
Volker Robrahn (Comic-Talk, http://t1p.de/m4q0)
Martin Schöne (3sat, http://t1p.de/qzyh)
Sabine Scholz (Animania, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/g2ju)
Anna Mháire Stritter (Orkenspalter TV, https://t1p.de/lyts)
Lars von Törne (Der Tagesspiegel, http://t1p.de/zuip)
Ralph Trommer (taz.die tageszeitung, http://t1p.de/cagt)
Gesa Ufer (Deutschlandfunk Kultur, rbb radioeins, http://t1p.de/680j)
Hans Jürg Zinsli (Berner Zeitung, Tages-Anzeiger, http://t1p.de/kifj)