Comic-Bestenliste – Erstes Quartal 2020

30 Kritikerinnen und Kritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in Presse, Rundfunk und Internet regelmäßig Comics, Mangas und Graphic Novels besprechen, stellen alle drei Monate eine gemeinsame Bestenliste zusammen.

Die Comic-Bestenliste – präsentiert von buchreport, Comic.de, rbbKultur Radio und Tagesspiegel – orientiert sich in ihrem Erstellungsverfahren an der renommierten „SWR Bestenliste“ für Literatur.

Die Jurorinnen und Juroren, die am Ende der Seite aufgelistet sind, konnten bis zu vier Comic-Novitäten benennen, denen sie möglichst viele Leser und Leserinnen wünschen, und vergaben je einmal 15, 10, 6 sowie 3 Punkte. Hier folgen jetzt die zehn Bestplatzierten für die zurückliegenden Monate …


Platz 1 (mit 122 Punkten)

Charles Burns:

DAIDALOS (Reprodukt)

Hardcover mit Leinenrücken, 64 Seiten, farbig, € 20,00, ISBN: 978-3-95640-209-8 • Erstveröffentlichung 2019 unter dem Titel „Dédales“ 1 im französischen Verlag Cornélius • Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Heinrich Anders • Handlettering: Michael Hau • Leseprobe

Andrea Heinze im Deutschlandfunk: „(…) Wie entsteht Kreativität? Und wie wird aus den Erfahrungen eines ganz individuellen Lebens Kunst, die viele berührt? Charles Burns erforscht diese Fragen in dem Comic ‚Daidalos‘ mithilfe seiner eigenen Erfahrungen. Dazu lässt er immer wieder die Horror-Bilder von amerikanischen B-Movies einfließen – und zeigt die Party-Kultur und das Leben der 70er-Jahre in den USA. Der Horror vor einer feindlichen Außenwelt, den die B-Movies verbreiten, korrespondiert mit der inneren Unsicherheit der jungen Party-Gänger. Aber auch mit den Ängsten vor der Brutalität einer auseinanderbrechenden Gesellschaft (…)“, https://t1p.de/o2bg


Platz 2 (mit 39 Punkten)

Tebo:

RAOWL 1: DIE SCHÖNE UND DAS BIEST (Carlsen)

Hardcover, 72 Seiten, farbig, € 14,00, ISBN: 978-3-551-79693-6 • Originialveröffentlichung 2019 unter dem Titel „Raowl: La belle et l’affreux“ in den Ausgaben 4214 sowie 4223 bis 4229 des belgischen Magazins „Spirou“ • Unterstützung bei der Kolorierung: Anne-Claire Thibaut-Jouvray • Übersetzung aus dem Französischen: Marcel Le Comte • Leseprobe

Christian Endres im „Tagesspiegel“: „(…) in Tébos Märchenfantasy-Welt ist nichts so wie traditionell gewohnt. Statt dankbarer Damen-in-Nöten, die sich dem rauflustigen Raowl nach ihrer Rettung an den Hals werfen, trifft das Biest auf Prinzessinnen, die andere Vorstellungen von ihrem Traumprinzen und ihrer Zukunft haben (…) Die Gags sitzen. Der freche Umgang mit den Tropen und Archetypen der High Fantasy erinnert an Lewis Trondheim (‚Donjon‘). Sprache, Themen und Motive des Genres der Prinzessinnen und Monstertöter werden von Tébo ähnlich flott interpretiert und persifliert, sie bekommen eine Dosis furioser Cartoon-Gewalt und eine Extraportion Humor verpasst (…)“, https://t1p.de/02cf


Platz 3 (mit 35 Punkten)

Büke Schwarz:

JEIN (Jaja Verlag)

Klappbroschur mit Hochprägung, 232 Seiten, s/w, € 24,00, ISBN: 978-3-946642-82-4 • Leseprobe

Birte Förster auf Tagesspiegel Online: „(…) Elâ Wolf ist Künstlerin und lebt in Berlin. Dass sie türkische Wurzeln hat, empfindet sie für ihr Leben und ihre Kunst als nebensächlich (…) Doch als die Türkei im April 2017 für die Verfassungsreform stimmt, die Recep Tayyip Erdogan mehr Macht verleiht, stellt sich für Elâ die Frage, ob sie als Künstlerin Position beziehen sollte (…) Büke Schwarz stellt in ihrer Graphic Novel relevante Fragen über die Verantwortung des Künstlers und der gesellschaftlichen Funktion der Kunst. ‚Jein‘ ist ein spannendes und unterhaltsames Debüt, das zum Nachdenken anregt und auf mehr hoffen lässt.“ • https://t1p.de/y7f0


Platz 4 (mit 33 Punkten)

Fernando González Viñas (Szenario) & José Lázaro (Zeichnungen):

ALLES IST DADA (avant-verlag)

Softcover, 232 Seiten, s/w, € 25,00, ISBN: 978-3-96445-034-0 • Originalveröffentlichung 2017 unter dem Titel „El Ángel Dadá“ im spanischen Verlag el paseo • Übersetzung aus dem Spanischen: André Höchemer • Leseprobe

Martin Reiterer in der „Wiener Zeitung“: „(…) Der vielstimmig inszenierte Comic ‚Alles ist Dada‘ lässt die erschütternd-aufregende Zeit des Umbruchs in vielen Zitaten aufblitzen. Wie vielschichtige Landschaften spiegeln die in Schwarzweiß gezeichneten Gesichter, die Hennings‘ lasziv-kecke Selbstinszenierungen ebenso wie ihre melancholisch-pathetischen subtil zum Ausdruck bringen, eine Zeit zwischen Abgrund und Aufbruch“ • https://t1p.de/p0pk


Platz 5 (mit 31 Punkten)

Shigeru Mizuki:

TANTE NONNON (Reprodukt)

Klappbroschur, 416 Seiten, s/w, € 20,00, ISBN: 978-3-95640-192-3 • Originalveröffentlichung 1992 unter dem Titel „Nonnonbaa to Ore“ im japanischen Verlag Kōdansha • Übersetzung aus dem Japanischen: Daniel Büchner • Leseprobe

Mattes Penkert-Hennig auf „Dein Antiheld“: „(…) ein bezauberndes, pfiffiges und vor allem erstaunlich zeitloses Buch. Die charmanten und frechen Lausbubengeschichten glänzen mit herrlich verschrobenen Charakteren, wie etwa Shigerus Eltern. Während seine Frau Mutter nicht müde wird, ihre Herkunft aus sehr gutem Hause zu betonen, lebt sein Papa verträumt in den Tag hinein und wirtschaftet das völlig unbedacht angeschaffte eigene Kino in den Ruin (…) ein echter Geheimtip für jeden Leser, der sich auch nur entfernt für japanische Sagen und Mythen interessiert. Die bekommt man hier nämlich mit viel Herz und einem schelmischem Augenzwinkern präsentiert (…)“, https://t1p.de/822e


Platz 6 (mit 30 Punkten)

Ken Krimstein:

DIE DREI LEBEN DER HANNAH ARENDT (dtv)

Klappbroschur, 244 Seiten, zweifarbig, € 16,90, ISBN: 978-3-423-28208-6 • Originialveröffentlichung 2018 unter dem Titel „The Three Escapes of Hannah Arendt“ im amerikanischen Ableger der Bloomsbury-Verlagsgruppe • Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Hanns Zischler • Leseprobe

Karin Krichmayr in „Pictotop: Der Comic-Blog“ auf derstandard.at: „(…) US-Cartoonist Ken Krimsteins rasante Lebensskizze zeichnet die vielen Stationen und Fluchtpunkte der unvergleichlichen, kettenrauchenden Intellektuellen nach – samt ihres illustren Bekanntenkreises aus namhaften Künstlern, Autoren und Theoretikern. Mit feinem Strich gibt Krimstein Einblicke in die Entstehung ihres kompromisslosen Denkens, ihrer unentwegten Suche nach der Wahrheit in einer Welt, die Totalitarismus und Holocaust aus den Angeln gehoben haben (…)“, https://t1p.de/gjd8


Platz 7 (mit 28 Punkten)

Jeff Lemire (Szenario) & Dustin Nguyen (Zeichnungen):

ASCENDER 1: DIE VERWUNSCHENE GALAXIE (Splitter)

Hardcover, 136 Seiten, farbig, € 19,80, ISBN: 978-3-96219-374-4 • Originalveröffentlichung 2019 in den Ausgaben 1–5 der Heftserie „Ascender“ des amerikanischen Verlags Image • Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Bernd Kronsbein & Gerlinde Althoff • Leseprobe

Gerrit Lungershausen auf Comicgate: „(…) Wer Lemires schroffen Stil, den er in seinem Soloprojekten pflegt, nicht mag, wird die Wasserfarben, mit denen Nguyen schon ‚Descender‘ zu etwas Besonderem machte, lieben können. Die Mischung aus Fantasy und Science-Fiction, verknüpft mit komplexen Patchwork-Familien-Dramen (darin besteht Lemires Superkraft), ist völlig begeisternd – auch wenn sie neben dem Hype um das ‚Black-Hammer‘-Universum etwas weniger Aufmerksamkeit bekommt. Zu Unrecht (…)“ • https://t1p.de/cnzx


Platz 8 (mit 26 Punkten)

Yoshiharu Tsuge:

ROTE BLÜTEN (Reprodukt)

Flexi-Einband, 400 Seiten, s/w, € 24,00, ISBN: 978-3-95640-191-6 • Originalveröffentlichung der Kurzgeschichten zwischen 1966 und 1973 im japanischen Magazin ‚Garo’ • Übersetzung aus dem Japanischen: John Schmitt-Weigand • Leseprobe

Alexander Braun im Deutschlandfunk im Gespräch mit Moderator Shanli Anwar: „(…) ’Es sind kurze Geschichten und in einer anderen Erzählweise, als wir es aus unseren westlichen Kontexten kennen‘, sagt Braun. Es gebe keine Heldenfiguren, die man bei der Lektüre liebgewinne. Beim ersten Lesen sei das seltsam, aber der Lesegenuss enorm, weil diese kurzen Geschichten eine Vielschichtigkeit und Dichte entfalteten, die literarischen Ansprüchen genüge. ‚Ich habe selten bei einem Comic so häufig das Verlangen gehabt, es noch mal und noch mal und noch mal zu lesen.‘ Die Komplexität der Geschichten erschließe sich erst Schritt für Schritt und es bereite große Freude, immer neue Facetten zu entdecken (…)“, https://t1p.de/hg3n


Platz 9 (mit 25 Punkten)

Véro Mischitz:

BIRDING FÜR AHNUNGSLOSE (Kosmos)

Klappbroschur, 128 Seiten, farbig, € 17,99, ISBN: 978-3-440-16264-4 • Leseprobe

Barbara Buchholz in „Schnüss“: „(…) Hinschauen und Wahrnehmen – beim Weg durch die Stadt, beim Spaziergang oder ‚draußen in der Natur’ – ist also ein erster Schritt Richtung Birding. An dieser Basis holt die Diplombiologin Mischitz ihre Leser*innen ab und erklärt, was Birder zum Vögelgucken brauchen, wann und wo sie sich am besten auf Vogelsuche begeben oder welche Unterscheidungsmerkmale es gibt. In den cartoonhaft gezeichneten Comicpassagen werden Sachverhalte und Vorgehensweisen per Sprechblasen, Kommentartexten und Soundwörtern erklärt, aber selbstverständlich gibt es auch von Bestimmungsbüchern inspirierte Zeichnungen (…)“ • https://t1p.de/iuen


Platz 10 (mit 21 Punkten)

Schwarwel:

GEVATTER (Glücklicher Montag)

Bisher 3 von 5 Heften, je 36 Seiten, farbig, je € 3,90, ISBN: 978-3-9817615-7-3 (Bd. 1) • Leseprobe

Andreas Platthaus in seinem Comic-Blog auf faz.net: „(…) Schwarwel macht es sich und uns mit ‚Gevatter‘ denn auch nicht leicht, aber das ist umso besser (…) Wie schon im Falle seiner letzten beiden Trickfilme (…) greift der als Thomas Meitsch 1968 in Leipzig geborene Künstler auch für ‚Gevatter‘ auf seine eigene Biographie zurück. Sein Protagonist Tim, ein kleiner Junge, wächst in der DDR der siebziger Jahre in einer vierköpfigen Familie auf, hat noch Groß- und sogar Urgroßeltern, beobachtet an diesen und auch an einer geistig behinderten Cousine aber die Anfälligkeiten des Menschen. Der Tod von Haustieren und die Bemühungen der Eltern, dem Jungen das Phänomen des Sterbens zu erläutern – die Mutter ist Ärztin –, tun ein Übriges dafür, dass Tim in bisweilen panische Angst und grässliche Träume versetzt wird. Eingebettet ist die Erinnerung an diese Kindheit in eine Rahmenhandlung, die den mittlerweile längst erwachsenen Tim in einer existenziell bedrohlichen Situation der Gegenwart zeigt (…)“ • https://t1p.de/lchy


DIE MEDIENPARTNER

buchreport – Die meinungsbildende Fachzeitschrift für die Buchbranche
Comic.de – Das Magazin für Comic-Kultur im Internet
rbbKultur – Deine Ohren werden Augen machen
Der Tagesspiegel– Die größte Zeitung der Hauptstadt


DIE JURY

Barbara Buchholz (Comixene, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/p02p)
Gina Dähmlow (Sumikai, http://t1p.de/pm2m)
Anne Delseit (Animania, https://t1p.de/ae4v)
Christian Endres (die zukunft, Geek!, http://t1p.de/ukpk)
Birte Förster (Titel Kulturmagazin, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/qtej)
Gerhard Förster (Die Sprechblase, http://t1p.de/wv34)
Christian Gasser (Radio SRF 2, Neue Zürcher Zeitung, http://t1p.de/mlz5)
Meheddiz Gürle (Lektoratsdienste des ekz.bibliotheksservice, https://t1p.de/qsog)
Christoph Haas (Süddeutsche Zeitung, taz. die tageszeitung, http://t1p.de/fqdm)
Volker Hamann (Alfonz, Reddition, http://t1p.de/lr8o)
Gerd Heger (Saarländischer Rundfunk, http://t1p.de/6kz0)
Andrea Heinze (Deutschlandfunk, rbbKultur, https://t1p.de/lcg9)
Jule Hoffmann (Deutschlandfunk Kultur, http://t1p.de/htfj)
Alex Jakubowski (ARD-aktuell, Comic-Denkblase, https://t1p.de/34ug)
Martin Jurgeit (Buchreport, die neunte, http://t1p.de/mnzr)
Karin Krichmayr (Der Standard, http://t1p.de/yjp7)
Jörg Krismann (Comixene, http://t1p.de/axkj)
Gerrit Lungershausen (Comicgate, Comic.de, Closure, http://t1p.de/7xy3)
Mattes Penkert-Hennig (Dein Antiheld, http://t1p.de/5j86)
Andreas Platthaus (Frankfurter Allgemeine Zeitung, http://t1p.de/8f1s)
Claudia Reicherter (Südwest Presse, http://t1p.de/8v3n)
Martin Reiterer (Wiener Zeitung, http://t1p.de/71xu)
Volker Robrahn (Comic-Talk, http://t1p.de/m4q0)
Martin Schöne (3sat, http://t1p.de/qzyh)
Sabine Scholz (Animania, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/g2ju)
Anna Mháire Stritter (Orkenspalter TV, https://t1p.de/lyts)
Lars von Törne (Der Tagesspiegel, http://t1p.de/zuip)
Ralph Trommer (taz.die tageszeitung, http://t1p.de/cagt)
Gesa Ufer (Deutschlandfunk Kultur, rbb radioeins, http://t1p.de/680j)
Hans Jürg Zinsli (Berner Zeitung, Tages-Anzeiger, http://t1p.de/kifj)