Comic-Bestenliste – Zweites Quartal 2021

30 Kritikerinnen und Kritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in Presse, Rundfunk und Internet regelmäßig Comics, Mangas und Graphic Novels besprechen, stellen alle drei Monate eine gemeinsame Bestenliste zusammen.

Die Comic-Bestenliste – präsentiert von buchreport, Comic.de, rbbKultur Radio und Tagesspiegel – orientiert sich in ihrem Erstellungsverfahren an der renommierten „SWR Bestenliste“ für Literatur.

Die Jurorinnen und Juroren, die am Ende der Seite aufgelistet sind, konnten bis zu vier Comic-Novitäten benennen, denen sie möglichst viele Leser und Leserinnen wünschen, und vergaben je einmal 15, 10, 6 sowie 3 Punkte. Hier folgen jetzt die zehn Bestplatzierten für die zurückliegenden Monate …


Platz 1 (mit 80 Punkten)

Ralf König:

LUCKY LUKE HOMMAGE 5: ZARTER SCHMELZ (Egmont)

Hardcover, 64 Seiten, farbig, € 8,99 (SC), € 16,00 (HC), ISBN: 978-3-7704-0500-8 (HC) • Leseprobe

Martin Jurgeit in Der Tagesspiegel: „Was sich zunächst ziemlich verrückt angehört haben mag angesichts des an schwulen, oft sexuell expliziten Geschichten reichen Œuvres von Ralf König, ging dann offenbar relativ reibungslos über die Bühne. Die Zusammenarbeit mit den französischen Rechteinhabern lief ziemlich entspannt ab, berichtet der Zeichner in Interviews. Nur eine Vorgabe gab es: Lucky Luke selbst sollte nicht schwul sein. Davon abgesehen, ist ‚Zarter Schmelz‘ ein echter Ralf-König-Comic voller zündender Pointen und vieler Zutaten, die mit dem bekannten Comic-Cowboy verbunden werden. Ergänzt wird das Ganze um ein Pärchen schwuler Cow- bzw. Schafboys auf ihrem Weg nach Bareback, die sich als die eigentlichen Hauptdarsteller der Geschichte entpuppen.“


Platz 2 (mit 53 Punkten)

Steven Appleby:

DRAGMAN (Schaltzeit)

Hardcover, 336 Seiten, farbig, € 29,00, ISBN: 978-3-946972-49-5 • Originalveröffentlichung 2020 beim britischen Verlag Jonathan Cape • Kolorierung: Nicola Sherring • Übersetzung aus dem Englischen: Ruth Keen • Handlettering: Steven Appleby • Leseprobe

Christian Gasser auf Radio SRF 2 Kultur: „Den roten Faden von ‚Dragman‘ bildet die Superheldenparodie. Allerdings ist Appleby vor allem interessiert am metaphorischen Potenzial des Aussenseitertums und der doppelten Identität. Diese Metapher überträgt er raffiniert auf das Doppelleben vieler Transmenschen. Das Ausleben Crimps Trans-Identität wird zum Symbol seiner Selbstermächtigung.“


Platz 3 (mit 36 Punkten)

Pascal Bresson (Szenario) & Sylvain Durange (Zeichnungen):

BEATE & SERGE KLARSFELD. DIE NAZIJÄGER (Carlsen)

Hardcover, 208 Seiten, farbig, € 28,00, ISBN: 978-3-551-79347-8 • Originalveröffentlichung 2020 unter dem Titel „Beate et Serge Klarsfeld: un combat contre l’oubli“ im französischen Verlag La boîte à bulles • Übersetzung aus dem Französischen von Christiane Bartelsen • Leseprobe

Ralf Trommer bei Tagesspiegel Online: „‚Die Nazijäger‘ basiert auf dem Buch ‚Erinnerungen‘ der Klarsfelds (…) und liest sich wie eine spannende Abenteuergeschichte. Leicht verschachtelt erzählt die Graphic Novel die ganze Geschichte der Klarsfelds (…) Sylvain Dorange hat diese Erinnerungen des heute legendären wie weiterhin umtriebigen Paares im gemeinsamen Kampf gegen Kriegsverbrechen versiert in nostalgisch-pastellener Kolorierung umgesetzt.“


Platz 4 (mit 32 Punkten)

Taiyō Matsumoto:

GOGO MONSTER (Reprodukt)

Hardcover im Schuber, 458 Seiten, s/w, € 29,00, ISBN: 978-3-95640-253-1 • Originalveröffentlichung 2000 unter dem Titel „GOGO Monsutā“ im japanischen Verlag Shōgakukan • Übersetzung aus dem Japanischen von Daniel Büchner • Leseprobe

Lars von Törne auf Tagesspiegel Online: „in ‚GoGo Monster’ (…) sind unsichtbare Monster die zentrale Bezugsgruppe der Hauptfigur. Wichtiger als der eigentliche Plot ist bei Matsumoto allerdings die Atmosphäre, die er mit skizzenhaft wirkenden Bildern vermittelt. Enge Bildausschnitte in vertikalen Panels führen in ‚GoGo Monster‘ ganz nah an die Figuren heran und zeigen oft nur Teile von Gesichtern. In anderen Szenen weitet sich der Bildausschnitt dramatisch und lässt die Figuren in horizontalen Panorama-Panels verloren im Raum stehen. Und Szenen, in denen das Mysteriöse überwiegt, sind seine Bilder schwarze Schraffuren, die vieles nur noch schemenhaft andeuten.“


Platz 5 (mit 31 Punkten)

Riad Sattouf:

DER ARABER VON MORGEN 5 (PENGUIN)

Klappenbroschur, 184 Seiten, farbig, € 28,00, ISBN: 978-3-328-60046-6 • Originalveröffentlichung 2020 unter dem Titel „L’Arabe du futur. Une jeunesse au Moyen-Orient (1992–1994)“ bei den französischen Allary Éditions • Übersetzung aus dem Französischen: Andreas Platthaus • Leseprobe

Andrea Heinze auf rbb Kultur: „Das Erstaunliche ist, dass Sattouf uns mit der Geschichte einiges zumutet – und dass die trotzdem mit einer gewissen Leichtigkeit daherkommt. Das hat zwei Gründe: Zum einen hat Sattouf das im Stil der Funny-Comics, ganz ähnlich wie zum Beispiel die Peanuts, gezeichnet (…) Und: Riad Sattouf erzählt aus der Sicht des pubertierenden Jungen.“


Platz 5 (mit 31 Punkten)

Tom King (Szenario) & Evan Shaner, Mitch Gerads (Zeichnungen):

STRANGE ADVENTURES 1 (Panini/DC Black Label)

Album im US-Format, 196 Seiten, farbig, € 21,00 (SC), € 30,00 (HC), ISBN: 978-3-7416-2260-1 (SC) • Originalveröffentlichung 2020 beim US-Verlag DC Comics in „Strange Adventures“ (Vol. V) #1–6 • Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Christian Heiß • Leseprobe

Christian Endres auf Die Zukunft: „Wer ‚Mister Miracle‘ gelesen und geliebt hat, muss ‚Strange Adventures‘ unbedingt auf den Lesestapel legen. Und wer gute, gehaltvolle Science-Fiction-Bildergeschichten zwischen Pulp-Recken und Meta-Anspruch mag, darf sich diese Serie ebenfalls nicht entgehen lassen.“


Platz 7 (mit 30 Punkten)

Jean Dufaux (Szenario) & Ruben Pellejero (Zeichnungen):

REGENWOLF (Schreiber & Leser)

Hardcover, 144 Seiten, farbig, € 29,80, ISBN: 978-3-96582-049-4 • Originalveröffentlichung 2012 und 2013 unter dem Titel „Loup de pluie“ in zwei Alben im französischen Verlag Dargaud • Übersetzung aus dem Französischen: Resel Rebiersch • Leseprobe

Christoph Haas in der Süddeutschen Zeitung: „Dicke, sorgfältig gezogene Konturen, intensive, dunkel leuchtende Farben, manchmal absichtsvoll verschwommene Hintergründe – die Bilder in Regenwolf besitzen eine geradezu magische Ausdruckskraft; ein wenig erinnern sie an Hinterglasmalerei. Die Titelfigur der von Rubén Pellejero gezeichneten und Jean Dufaux geschriebenen Graphic Novel ist ein Häuptlingssohn, der eines Tages in Notwehr einen Weißen tötet. Dessen Mutter schwört Rache und heuert zu diesem Zweck die Codys an, eine üble Bande von Totschlägern.“


Platz 8 (mit 28 Punkten)

Tony Sandoval:

WASSERSCHLANGEN (Cross Cult)

Hardcover, 144 Seiten, farbig, € 25,00, ISBN: 978-3-96658-334-3 • Originalveröffentlichung 2014 unter dem Titel „Le serpent d’eau“ bei den schweizerischen Éditions Paquet • Übersetzung aus dem Französischen: Monja Reichert • Leseprobe

Gerrit Lungershausen auf Comic.de: „Wir alle wissen, dass die Welt nach dem ersten Kuss völlig aus den Fugen gerät, dass Magie dort Einzug hält, wo vorher der langweilige Alltag herrschte. Sandovals ‚Wasserschlangen‘ findet wunderschöne Wasserfarbenbilder, um den Leser in diese verwirrende Zeit zurückzuführen (…) so beeindruckend schön und so faszinierend verwirrend, dass man fest davon überzeugt ist, dieser Comic entfalte echte Magie.“


Platz 8 (mit 28 Punkten)

Jérôme Félix (Szenario) & Paul Gastine (Zeichnungen):

BIS ZUM BITTEREN ENDE (Splitter Verlag)

Hardcover, 80 Seiten, farbig, € 18,00, ISBN: 978-3-96219-568-7 • Originalveröffentlichung 2019 unter dem Titel „Jusqu’au dernier“ in der französischen Bamboo Édition • Übersetzung aus dem Französischen: Tanja Krämling • Leseprobe

Christoph Haas in der Süddeutschen Zeitung: „‚Bis zum bitteren Ende‘, von der französischen Kritik zu Recht hoch gelobt, ist ein außergewöhnlicher Western. Die Wendungen des Geschehens sind keine Plot Twists im gewöhnlichen Sinne; sie dienen eher dazu, die Schwerpunkte der Aufmerksamkeit von einer Figur zu einer anderen zu verlagern.“


Platz 10 (mit 26 Punkten)

Zep:

DER FERNE SCHÖNE KLANG (Schreiber & Leser)

Hardcover, 80 Seiten, farbig, € 19,80, ISBN: 978-3-96582-060-9 • Originalveröffentlichung 2016 unter dem Titel „Un bruit étrange et beau“ im französischen Verlag Rue de Sèvres • Übersetzung aus dem Französischen: Claudia Sandberg • Leseprobe

Ralph Trommer in der taz.die tageszeitung: „Die tiefe Religiosität seines Protagonisten stellt Zep nicht infrage. Williams Zweifel gehören zur Bestätigung seines Glaubens, wie auch seine Wiederentdeckung der (körperlichen) Liebe neue Alternativen eröffnet. Zeps respektvolle Charakterstudie kann so auch als unerhörte, auf subversive Weise lästerliche Erzählung gelesen werden. Zugleich ist sie eine philosophische Meditation, die zwischen Ernsthaftigkeit und feinem Humor pendelt.“


Platz 10 (mit 26 Punkten)

Xu Xianzhe:

DIE KLINGEN DER WÄCHTER (Chinabooks)

Bisher 5 Großtaschenbücher mit Klappenbroschur, je ca. 272 Seiten, s/w, je € 14,90, ISBN: 978-3-905816-94-5 (Bd. 1) • Originalveröffentlichung seit 2015 unter dem Titel „Biaoren“ auf der chinesischen Internet-Plattform Xinmanhua.net • Übersetzung aus dem Chinesischen: Elisabeth Wolf • Leseprobe

Andreas Platthaus in seinem Comic-Blog auf faz.net: „‚Die Klingen der Wächter‘ arbeitet höchst geschickt mit populären Versatzstücken aus allen fürs Unterhaltungsgeschäft wichtigen Kulturen, bleibt aber dabei doch eine urchinesische Angelegenheit. Nicht nur, weil die Handlung während der Sui-Dynastie spielt, die nach jahrhundertelangem Verfall der kaiserlichen Zentralregierung erstmals wieder ein großes chinesisches Staatsgebilde schuf, das danach nie wieder zerschlagen wurde. Sondern mehr noch, weil die damalige Politik der Reichseinigung und -bewahrung gewaltsam gegen interne wie externe Kräfte durchgesetzt wurde. Wer würde da nicht ans heutige China erinnert?“


DIE MEDIENPARTNER

buchreport – Die meinungsbildende Fachzeitschrift für die Buchbranche
Comic.de – Das Magazin für Comic-Kultur
rbbKultur – Deine Ohren werden Augen machen
Der Tagesspiegel– Die größte Zeitung der Hauptstadt


DIE JURY

Barbara Buchholz (Der Tagesspiegel, Schnüss, http://t1p.de/p02p)
Anne Delseit (Animania, https://t1p.de/ae4v)
Christian Endres (die zukunft, Geek!, http://t1p.de/ukpk)
Birte Förster (Titel Kulturmagazin, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/qtej)
Gerhard Förster (Die Sprechblase, http://t1p.de/wv34)
Christian Gasser (Radio SRF 2, Neue Zürcher Zeitung, http://t1p.de/mlz5)
Meheddiz Gürle (Lektoratsdienste des ekz.bibliotheksservice, https://t1p.de/qsog)
Christoph Haas (Süddeutsche Zeitung, taz. die tageszeitung, http://t1p.de/fqdm)
Volker Hamann (Alfonz, Reddition, http://t1p.de/lr8o)
Gerd Heger (Saarländischer Rundfunk, http://t1p.de/6kz0)
Andrea Heinze (Deutschlandfunk, rbbKultur, https://t1p.de/lcg9)
Jule Hoffmann (Deutschlandfunk Kultur, http://t1p.de/htfj)
Alex Jakubowski (ARD-aktuell, Comic-Denkblase, https://t1p.de/34ug)
Lucas Sebastian Jordan (Manga Passion, https://t1p.de/7ig7)
Martin Jurgeit (Buchreport, die neunte, http://t1p.de/mnzr)
Michael Klamp (Ostsee-Zeitung, Rostock, https://t1p.de/z4pe)
Karin Krichmayr (Der Standard, http://t1p.de/yjp7)
Jörg Krismann (Comixene, http://t1p.de/axkj)
Gerrit Lungershausen (Comicgate, Comic.de, Closure, http://t1p.de/7xy3)
Mattes Penkert-Hennig (Dein Antiheld, http://t1p.de/5j86)
Andreas Platthaus (Frankfurter Allgemeine Zeitung, http://t1p.de/8f1s)
Claudia Reicherter (Südwest Presse, http://t1p.de/8v3n)
Martin Reiterer (Wiener Zeitung, http://t1p.de/71xu)
Volker Robrahn (Comic-Talk, http://t1p.de/m4q0)
Martin Schöne (3sat, http://t1p.de/qzyh)
Sabine Scholz (Animania, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/g2ju)
Anna Mháire Stritter (Orkenspalter TV, https://t1p.de/lyts)
Lars von Törne (Der Tagesspiegel, http://t1p.de/zuip)
Ralph Trommer (taz.die tageszeitung, http://t1p.de/cagt)
Gesa Ufer (Deutschlandfunk Kultur, rbb radioeins, http://t1p.de/680j)