Comic-Bestenliste – Viertes Quartal 2020

30 Kritikerinnen und Kritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in Presse, Rundfunk und Internet regelmäßig Comics, Mangas und Graphic Novels besprechen, stellen alle drei Monate eine gemeinsame Bestenliste zusammen.

Die Comic-Bestenliste – präsentiert von buchreport, Comic.de, rbbKultur Radio und Tagesspiegel – orientiert sich in ihrem Erstellungsverfahren an der renommierten „SWR Bestenliste“ für Literatur.

Die Jurorinnen und Juroren, die am Ende der Seite aufgelistet sind, konnten bis zu vier Comic-Novitäten benennen, denen sie möglichst viele Leser und Leserinnen wünschen, und vergaben je einmal 15, 10, 6 sowie 3 Punkte. Hier folgen jetzt die zehn Bestplatzierten für die zurückliegenden Monate …


Platz 1 (mit 56 Punkten)

Yuval Noah Harari (Autor), David Vandermeulen (Szenarist) & Daniel Casanave (Zeichner):

SAPIENS (1): Der Aufstieg (C.H. Beck)

Hardcover, 248 Seiten, farbig, € 25,00, ISBN: 978-3-406-75893-5 • Übersetzung aus dem Englischen: Andreas Wirthensohn • Leseprobe

Thomas von Steinaecker in SZ: „Und vielleicht funktioniert ja die Weiterentwicklung eines Stoffes als Comic tatsächlich ein wenig wie die menschliche Evolution: Die Qualitäten der ursprünglichen Fassung werden noch stärker ausgeprägt, im Guten wie im Schlechten.“


Platz 2 (mit 54 Punkten)

Mikael Ross:

GOLDJUNGE (avant-Verlag)

Hardcover, 192 Seiten, farbig, € 25,00, ISBN: 978-3-96445-041-8 • Leseprobe

Karin Krichmayr in Der Standard: „Mikaël Ross inszeniert die Jugendjahre des schäumenden Sturschädels einerseits als tiefgehendes Sozialdrama mit einer Spur Punk-Attitüde, lässt andererseits Fantasie und Humor bei der Ausgestaltung genug freien Lauf. Mit seiner gewaltigen Dynamik im Strich und einer expressiven Farbgebung, die die Klänge nur so über die Seiten fließen lässt, transportiert er stellenweise ein synästhetisches Erleben.“


Platz 3 (mit 52 Punkten) 

Hannah Brinkmann:

GEGEN MEIN GEWISSEN (avant-Verlag)

Hardcover, 232 Seiten, farbig, € 30,00, ISBN: 978-3-96445-040-1 • Leseprobe

Andrea Heinze in Deutschlandfunk: „Der Comic ‚Gegen mein Gewissen‘ ist eine Anklage, eine Zustandsbeschreibung der deutschen Nachkriegsgesellschaft, die noch so sehr vom Geist des Nationalsozialismus geprägt war. Fazit: Eindrucksvoll!“


Platz 4 (mit 51 Punkten)

Davide Reviati:

DREIMAL SPUCKEN (avant-Verlag)

Softcover, 562 Seiten, s/w, € 34,00, ISBN: 978-3-96445-042-5  • Übersetzung aus dem Italienischen: Myriam Alfano • Leseprobe

Christian Schlüter in Berliner Zeitung: „Reviatis Comic ist wenn schon keine – wie auch? – Wiedergutmachung, so doch eine Entschuldigung: Die Lebensbeichte von jemandem, der im dörflichen Ressentiment schuldig wurde. Das alles liefe wohl auf eine Überforderung nicht nur der Leser*in, sondern auch des Comics hinaus, wenn da nicht die vielen Alltagsszenen wären: Die Geschichte dreier Freunde.“


Platz 5 (mit 50 Punkten) 

Jul (Szenarist) & Achdé (Zeichner):

LUCKY LUKE 99: FACKELN IM BAUMWOLLFELD (Egmont)

Softcover/Hardcover, 48 Seiten, farbig, € 6,90/12,00, ISBN: 978-3-7704-4127-3 • Übersetzung aus dem Französischen: Klaus Jöken • Leseprobe

Christian Buß in Spiegel Online: „Erstaunlich, wie spannend, witzig und detailgenau Achdé und Jul diese Black-Lives-Matter-Erweiterung des alten weißen Western-Soziotops ausschmücken. Dabei ist der Bruch mit dem frankobelgischen Lucky-Luke-Urvater Morris und dessen irischem Vorbild John Ford vielleicht gar nicht so groß. Schon Ford selbst hatte ja das enge Figurenensemble seiner frühen Postkutschen-, Siedler- und Armee-Filme in späteren Jahren glaubhaft erweitert und empathisch aus den Perspektiven von schwarzen Sergeants und siechenden Ureinwohnern erzählt.“


Platz 6 (mit 49 Punkten) 

Paulina Stulin:

BEI MIR ZUHAUSE (Jaja Verlag)

Hardcover, 612 Seiten, farbig, € 35,00, ISBN: 978-3-948904-00-5 • Leseprobe

Andreas Platthaus im FAZ-Comicblog: „Der faszinierendste Aspekt von ‚Bei mir zuhause‘ ist jedoch das Können, mit dem Paulina Stulin auf wenigen Seiten komplexe Personen zu erschaffen versteht. Ein junger Muslim mit radikalen Ansichten oder ein bindungsunwilliger Liebhaber werden genauso plastisch wie die Figur, die sechshundert Seiten lang im Mittelpunkt steht. Das spricht nicht gegen den Umfang dieses Buchs, sondern für die psychologische Erkenntniskraft seiner Autorin, die die Erzählweisen des Epos genauso beherrscht wie die der Episode.“


Platz 7 (mit 46 Punkten) 

Darcy van Poelgeest (Szenarist) & Ian Bertram (Zeichner):

LITTLE BIRD Bd. 1 (Cross Cult)

Hardcover, 208 Seiten, farbig, € 35,00, ISBN: 978-3-966582-10-0 • Leseprobe

Erik Wenk in Der Tagesspiegel: „Das von Matt Hollingsworth kolorierte Widerstands-Epos ist eine Wucht: ‚Little Bird‘ ist ein Rausch aus psychedelischen Traumsequenzen, wüsten Schlachten und phantastischen Tempelstädten.“


Platz 8 (mit 41 Punkten) 

Taiyō Matsumoto:

SUNNY Bd. 1 (Carlsen)

Softcover, 224 Seiten, farbig, € 16,00, ISBN: 978-3-551-75457-8 • Übersetzung aus dem Japanischen: Martin Gericke • Leseprobe

Klappentext: „Das Kinderheim Star Kids ist das Zuhause für eine Gruppe von Waisen und Pflegekindern. Ihre Lebenswege aus der Vergangenheit sind so unterschiedlich wie ähnlich geprägt, ihr Heranwachsen unter der behutsamen Heimleitung abhängig von individuellen Erfahrungen und Träumen. Allen gemeinsam ist ihr Zufluchtsort, das Wrack eines Nissan Sunnys 1200, in den sie sich gemeinsam zurückziehen, um Pläne zu schmieden, sich in Fantasien zu flüchten, die Welt in Gedanken zu bereisen, ins Weltall abzuheben oder einfach nur ganz für sich allein für einen Moment dem Alltag zu entfliehen.“


Platz 9 (mit 23 Punkten) 

Uli Oesterle:

VATERMILCH Bd. 1 (Carlsen)

Hardcover, 128 Seiten, zweifarbig, € 20,00, ISBN: 978-3-551-71158-8 • Leseprobe

Andrea Heinze in rbb Kultur: „Wir lernen den Vater als kleinen Markisenvertreter kennen, der gern den charmanten Schickeria-Typen gibt, Frauen abschleppt und sich mit Champagner und einem tollen Auto schmückt. Oesterle gelingt damit eine Charakterisierung der Schickeria der 70er Jahre mit all dem Disco-Glitter und Partygetümmel – die durch die Enge des kleinbürgerlichen Milieus gebrochen wird, aus dem der Vater kommt. (…) ‚Vatermilch‘ ist ein Comic für Menschen, die sich dafür interessieren, wie wir wurden, was wir sind. Und für Eltern, die im Umgang mit ihren eigenen Kindern merken, wie sehr sie von der Erfahrung mit den eigenen Eltern geprägt wurden.“


Platz 10 (mit 22 Punkten) 

Andrea Serio:

RHAPSODIE IN BLAU (Schreiber & Leser)

Hardcover, 128 Seiten, farbig, € 27,80 ISBN: 978-3-96582-044-9 • Übersetzung aus dem Französischen: Resel Rebiersch • Leseprobe

Klappentext: „Triest 1938. Ein unbeschwerter Sommer für den jungen Andrea Goldstein, der letzte für lange Zeit. Denn in Italien erlässt Mussolini die Rassengesetze, Juden verlassen das Land. Das rastlose, schillernde New York der 40er-Jahre wird zur neuen Bleibe für Andrea – jetzt Andrew. Und doch lässt Europa ihn nicht los. Ein bewegendes Einzelschicksal vor dem Hintergrund der Weltgeschichte und den unsterblichen Klängen George Gershwins.“


DIE MEDIENPARTNER

buchreport – Die meinungsbildende Fachzeitschrift für die Buchbranche
Comic.de – Das Magazin für Comic-Kultur im Internet
rbbKultur – Deine Ohren werden Augen machen
Der Tagesspiegel– Die größte Zeitung der Hauptstadt


DIE JURY

Barbara Buchholz (Comixene, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/p02p)
Anne Delseit (Animania, https://t1p.de/ae4v)
Christian Endres (die zukunft, Geek!, http://t1p.de/ukpk)
Birte Förster (Titel Kulturmagazin, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/qtej)
Gerhard Förster (Die Sprechblase, http://t1p.de/wv34)
Christian Gasser (Radio SRF 2, Neue Zürcher Zeitung, http://t1p.de/mlz5)
Meheddiz Gürle (Lektoratsdienste des ekz.bibliotheksservice, https://t1p.de/qsog)
Christoph Haas (Süddeutsche Zeitung, taz. die tageszeitung, http://t1p.de/fqdm)
Volker Hamann (Alfonz, Reddition, http://t1p.de/lr8o)
Gerd Heger (Saarländischer Rundfunk, http://t1p.de/6kz0)
Andrea Heinze (Deutschlandfunk, rbbKultur, https://t1p.de/lcg9)
Jule Hoffmann (Deutschlandfunk Kultur, http://t1p.de/htfj)
Alex Jakubowski (ARD-aktuell, Comic-Denkblase, https://t1p.de/34ug)
Martin Jurgeit (Buchreport, die neunte, http://t1p.de/mnzr)
Karin Krichmayr (Der Standard, http://t1p.de/yjp7)
Jörg Krismann (Comixene, http://t1p.de/axkj)
Gerrit Lungershausen (Comicgate, Comic.de, Closure, http://t1p.de/7xy3)
Mattes Penkert-Hennig (Dein Antiheld, http://t1p.de/5j86)
Andreas Platthaus (Frankfurter Allgemeine Zeitung, http://t1p.de/8f1s)
Claudia Reicherter (Südwest Presse, http://t1p.de/8v3n)
Martin Reiterer (Wiener Zeitung, http://t1p.de/71xu)
Volker Robrahn (Comic-Talk, http://t1p.de/m4q0)
Martin Schöne (3sat, http://t1p.de/qzyh)
Sabine Scholz (Animania, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/g2ju)
Anna Mháire Stritter (Orkenspalter TV, https://t1p.de/lyts)
Lars von Törne (Der Tagesspiegel, http://t1p.de/zuip)
Ralph Trommer (taz.die tageszeitung, http://t1p.de/cagt)
Gesa Ufer (Deutschlandfunk Kultur, rbb radioeins, http://t1p.de/680j)
Hans Jürg Zinsli (Berner Zeitung, Tages-Anzeiger, http://t1p.de/kifj)