Nach Jahren als kalifornischer Gouverneur und einigen Retro-Action-Vehikeln ist Arnold Schwarzenegger nun wieder als Terminator verfügbar – ein Umstand, aus dem die Macher des fünften Films (Regie: Alan Taylor, „Thor“-geprüft) in dem 1984 begonnenen Cyborg-Franchise einiges herauszuholen bemüht sind. So sehen wir also nun in „Terminator: Genisys“ Arnie im Kampf gegen sich selbst: den bösen, jungen 1984er Mittelscheitel-Ur-Terminator, digital reanimiert, gegen den zum Beschützer umprogrammierten Terminator im schwarzledrigen Biker-Look von „Terminator 2“ (1991). Hinzu kommen der ergraute Terminator der Gegenwart und der zum Adoptiv-„Pops“ ernannte Schutzengel-Terminator eines kleinen Mädchens in 1970er-Rückblenden. Überhaupt gerät das Entsenden von Mentoren und Zeitkontinuumsklempnern in diverse Vergangenheiten und Doch-nicht-Zukünfte hier allmählich zur Manie, und die Zeit(schleifen)maschine wird zum totalen Tool.

© Paramount Pictures
Auch der Flüssigmetall-Terminator in schwarzer Cop-Uniform aus Teil 2 mischt einige Szenen lang mit; 1991 von Robert Patrick laufstark und maliziös gespielt, wird dieser Gestaltwandler nun von dem Koreaner Byung-hun Lee dargestellt. Die Akteure hinter dem konspirativen Cyberdine-Konzern und seinem die Gattungszukunft bedrohenden Skynet werden von African Americans gespielt. Um es in Hinblick auf die racial politics des Films zu sagen: Hier sind nicht alle weißen Figuren automatisch „gut“; so etwa der kleine Bub, der die humanoide Gestalt des allumfassenden digital-maschinellen Netzes verkörpert, als wäre er ein Hologramm-Kind aus einem alten „Resident Evil“-Film. Das Netzwerk selbst ist nun eine Universal-App mit scheußlichem Design – umso unglaubwürdiger, dass die ganze Menschheit auf dessen aggressives Marketing hereinfallen und ihm alle ihre Angelegenheiten anvertrauen soll (hätte Facebook so einen Oberflächen-Look, wäre Myspace heute Weltherrscher) – und mit einem doofen Markennamen, der dem Film seinen Titelzusatz leiht: „Genisys“ klingt irgendwie nach Bibel oder Phil Collins‘ alter Band und ist wahrscheinlich eine Anspielung auf Schwarzeneggers steirische Sprachfärbung im Gebrauch von Englisch.

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Ansonsten fallen Jai Courtney, Emilia Clarke und Jason Clarke durch jeweils schöne Lippen angenehm auf. J. K. Simmons hat halblustige Auftritte als verwirrter Polizist, der Film hat ein Längenproblem, starken Hang zur Melancholie, zu viel Vertrauen in zu viele Gut-Böse-Wendungen (Doppelbödigkeit als Routineprogramm), reichlich Dialog und zu wenig durchschlagende Effekte. Die Bühnenversion wird besser.
Diese Kritik erschien zuerst am 07.10.207 in: filmgazette.de
Terminator: Genisys
USA 2015 – 125 min.
Regie: Alan Taylor – Drehbuch: Laeta Kalogridis, Patrick Lussier, James Cameron, Gale Anne Hurd – Produktion: Bill Carraro, David Ellison, Megan Ellison, Dana Goldberg, Laeta Kalogridis, Patrick Lussier, Paul Schwake – Kamera: Kramer Morgenthau – Schnitt: Roger Barton – Musik: Christophe Beck – Verleih: Paramount – FSK: ab 12 Jahren – Besetzung: Emilia Clarke, Jai Courtney, Arnold Schwarzenegger, Aaron V. Williamson, Jason Clarke, Matt Smith, Byung-hun Lee, Teri Wyble, J.K. Simmons, Sandrine Holt, Douglas Smith, Courtney B. Vance, Dayo Okeniyi, Nolan Gross, Jerome Andries – Kinostart (D): 09.07.2015
Drehli Robnik, geb. 1967, Theoretiker in Sachen Film und Politik, Edutainer, Kritiker, Disk-Jockey. Doktorat Universität Amsterdam (2007). Universitäre Lehrtätigkeit in A, D, CZ, FL 1992-2015. Monografien zu Stauffenberg im Film, zu Jacques Rancière und zur Regierungs-Inszenierung im Kontrollhorrorkino. Herausgeber der Film-Schriften von Siegfried Mattl. In Arbeit: DemoKRACy: Siegfried Kracauers Politik[Film]Theorie. Kürzlich erschien von ihm bei Neofelis „Ansteckkino. Eine politische Philosophie und Geschichte des Pandemie-Spielfilms von 1919 bis Covid-19“.