Keplers Privatleben, misslungene Experimente und ein paar Hallodris

Johannes Kepler heiratete in Graz die Müllerstochter Barbara – gegen den Willen ihres Vaters, der den damaligen Mathematiklehrer für einen nicht geeigneten Ehemann, weil armen „Studierten“ hielt. Der Astronom Tycho Brahe, später in Prag Keplers Chef, war ein ziemlich seltsamer Geselle und hatte tatsächlich eine goldene Nase – als Prothese. Und während sich Kepler mit Planetenbahnen herumschlug, musste er seine Mutter auch noch aus einem Hexenprozess herausargumentieren.

Derlei Details aus dem Leben des großen Astronomen Johannes Kepler (1571–1630) erfährt der kleine Julian, als er eines Abends seinen Hund Spock sucht und dabei in einer Sternwarte auf die Weltraumforscherin Frau Dr. Zitterbart trifft. In dem Comic „Das Geheimnis der Sternwarte“ von Marian Waibl rollt die Forscherin aber nicht nur historischen Gossip auf, sondern auch, wie Kepler wissenschaftliche Beweise für das heliozentrische Weltbild fand und seine Gesetze entwickelte.

Das Heft ist eines von vier neuen Wissenschaftscomics für Kinder von sieben bis zehn Jahren, die die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) veröffentlicht hat. Es ist bereits die zweite Tranche der ÖAW-Comicreihe „Akademics“: Die ersten vier Hefte erschienen 2019. Auch die aktuellen Comics gingen aus einem Wettbewerb hervor, für den es rund 90 Einreichungen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz gab. Die Autoren (darunter eine Autorin) der vier unter anderem von einer Kinderjury ermittelten Siegerhefte wurden mit je 12.000 Euro prämiert.

Naturgesetze und Zeitreisen

Ziel ist es, Volksschulkinder mit Comicgeschichten in die Welt der Forschung mitzunehmen und so Faszination für die Wissenschaft zu schüren. Das gelingt den ausgewählten Comics auf unterschiedliche Weise: Mit kürzeren Comicstrips arbeitet Oliver Ottitschs „Hellenberg“. Der titelgebende Student und sein Professor, der Experimentalphysiker Erxbeben, stolpern bei ihrer Erkundung der Naturgesetze durch verschiedenste Experimente und demonstrieren dabei eingängig, dass man durch Missgeschicke auch so manche Erkenntnis gewinnen kann.

Marlin Beringers „Merci“ taucht in einer rasanten Geschichte gemeinsam mit Lena und Farin, der frisch aus dem aus Iran nach Wien gezogen ist, in die Sprachgeschichte ein. Dabei sind sie nicht nur auf der Spur einer frechen Katze, sondern finden auch heraus, wo urösterreichische Wörter wie „Trafik“ und „Hallodri“ ihre Wurzeln haben.

Sehr weit in die Geschichte zurück führt „Das Pferd von Samangan“ von Philipp Keller, Michael Meyer und Michael Schneider. Die kleine Sara hilft dem altpersischen Sagenhelden Rostam bei der Suche nach seinem Pferd, das ein Fell mit Giraffenmuster hat, und muss dabei einige Rätsel lösen.

Die Hefte, die kostenlos an rund 3000 Volksschulen in ganz Österreich versandt werden und außerdem online gratis abrufbar sind, bieten jedenfalls einen unterhaltsamen Einstieg in wissenschaftliche Themen – auch wenn so manche Werbeeinschaltung für die ÖAW-Institute etwas aufgesetzt wirkt. Dafür gibt es online einiges Bonusmaterial: Videos mit Science Buster Martin Moder, einfache Experimente zum Nachmachen und für Eltern und Lehrende Arbeitsblätter zum Download sowie Praxis-Ideen für den Unterricht.

Diese Kritik erschien zuerst am 30.05.2021 auf dem Standard-Comicblog Pictotop.

Karin Krichmayr arbeitet als Wissenschaftsredakteurin für Der Standard. Außerdem betreibt sie für die österreichische Tageszeitung den Comicblog Pictotop.