Harte Schale, Reaktor-Kern – das ist Iron Man. Vielmehr: Dazu macht sich, als Selfmade-Superman, der milliardenschwere Waffenerfinder und Waffenverkäufer Tony Stark (Robert Downey Jr.). Er gehorcht nur der Not dabei. Bei einem Ausflug nämlich ins schöne Afghanistan, wo er zur Enthüllung des neuesten, Berge und Feinde zersprengenden Wunderwerks aus der eigenen Schmiede weilt, wird er von einem afghanischen Warlord entführt. In dessen Auftrag soll er nun eine neue, noch tödlichere Waffe zusammenbauen. Tony Stark tut auch so, als wäre er bereit, in Wahrheit aber baut er sich einen miniaturisierten Kernreaktor in die Brust und bastelt sich eine eisenharte Rüstung mit Raketenantrieb zurecht. Das Ding funktioniert, mit Ach und Krach. Stark entkommt, blickt aber, als er nach Hause zurückkehrt, erstmals der Wahrheit ins Auge.

© Concorde Filmverleih GmbH
„Iron Man“ ist das Update eines alten Marvel-Comics aufs Zeitalter des islamistischen Fundamentalismus. Er ist, wie noch jede Superhelden-Story, eine Vigilante-Fantasie, die sich an die Stelle der so verteufelt langsam mahlenden Mühlen von Recht und Gesetz einen verteufelt schnell fliegenden, schwingenden, springenden Rächer und Kämpfer imaginiert. Und wie jede andere Superhelden-Story auch ist das als Traum von einem starken Mann, der mit harter Hand richtet, was anders kaum oder nur in mühsamen politischen Aushandlungsprozessen und Kämpfen zwischen Interessensgegensätzen zu richten wäre, eine strukturell rechte Fantasie. Was „Iron Man“ aber fehlt, ist das „linke“ Element vieler Superheldengeschichten, nämlich der Underdog-Charakter des Helden, das Moment der Selbstermächtigung des Schwachen zur Rettung der Erniedrigten und Gefährdeten.

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Zum anderen wird „Iron Man“ seine anfangs etablierte Politgeschichte irgendwann einfach ziemlich egal. Der Film hat eher raketengetriebene Luftduelle im Sinn als einen Kommentar zu George W. Bushs Afghanistan-Politik. Man könnte auch sagen: So ganz genau weiß er nicht, was er will. Vielleicht ist gerade deshalb die Spaßenergie, die er erzeugt, immer wieder ganz beträchtlich.
Diese Kritik erschien zuerst am 30.04.2008 auf perlentaucher.de.
Iron Man
USA 2008
R: Jon Favreau – B: Mark Fergus, Hawk Ostby, Art Marcum, Matt Holloway – P: Avi Arad, Kevin Feige – K: Matthew Libatique – Sch: Dan Lebental – M: Ramin Djawadi – D: Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Jeff Bridges, Terrence Howard, Jon Favreau, Samuel L. Jackson, Leslie Bibb, Tim Guinee – Verleih: Concorde Filmverleih – Länge: 120 Min – FSK: 12 – Kinostart: 01.05.2008
Ekkehard Knörer, geboren 1971, in Würzburg, Austin (Texas) und Frankfurt (Oder) Deutsch, Englisch, Philosophie, Kulturwissenschaften studiert. Promoviert zur Theorie von Ingenium und Witz von Gracián bis Jean Paul. Von 1998 bis 2008 die Filmkritik-Website Jump Cut betrieben. Texte zu Film, Theater, Literatur für Perlentaucher, taz, Freitag, diverse andere Medien. Seit 2012 Redakteur, seit 2017 auch Mitherausgeber des Merkur. Ebenfalls Mitherausgeber des Filmmagazins Cargo.