Aus dem YouTube-Kanal der Rosa-Luxemburg-Stiftung Rheinland Pfalz, Online-Vortrag vom 23.02.2022:
„Die Debatte um die Streichung von Art Spiegelmans »Maus« aus dem Lehrplan durch die Schulbehörde in McMinn County im Bundesstaat Tennessee mit der Begründung, die Graphic Novel enthalte eine »unnötige Verwendung von Obszönitäten und Nacktheit, Darstellung von Gewalt und Suizid«, ist nicht die erste Kontroverse, die der Comiczeichner ausgelöst hat, seit er 1980 erstmals mit »Maus« an die Öffentlichkeit getreten ist. Lange Zeit fand er keinen Verlag für die Geschichte seines Vaters, des Auschwitzüberlebenden Vladek Spiegelman, dessen Geschichte im Mittelpunkt des 1992 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichneten Comics steht, 1995 wurde ein für den Comic-Salon Erlangen hergestelltes Plakat wegen angeblicher Nazi-Propaganda beschlagnahmt – auf dem Plakat war das Cover der deutschen Ausgabe abgebildet, auf der auch ein Hakenkreuz zu sehen ist. Ausgehend von der aktuellen Debatte um die Entscheidung einer regionalen Schulbehörde in Tennessee wollen Markus Streb und Jonas Engelmann in einem Gespräch auf diese Kontroversen blicken. Gleichzeitig werden sie in das Werk Art Spiegelmans einführen und über die Möglichkeiten von Comics in der Bildungsarbeit zur Shoah diskutieren.
Markus Streb schreibt an der Justus-Liebig-Universität Gießen eine Dissertation zu Gender in Comics über die Shoah. Daneben forscht er unter anderem zu jüdischen Landgemeinden in Hessen vor und während des Nationalsozialismus sowie zu medialen Reflexionen von Antisemitismus. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehört der 2021 gemeinsam mit Ole Frahm und Hans-Joachim Hahn herausgegebene Sammelband »Beyond MAUS. The Legacy of Holocaust Comics«.
Jonas Engelmann hat unter anderem über Art Spiegelmans Auseinandersetzung mit antisemitischen Projektionen in »Maus« seine Dissertation verfasst (»Gerahmter Diskurs. Gesellschaftsbilder im Independent-Comic«, Mainz 2013) und ist Mitarbeiter im Landesbüro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Mainz.“