Phantom kommt aus dem Ruhestand

Phantom ist wieder da! Nach etlichen Jahren kehrt der von Lee Falk 1936 erfundene kostümierte Held (der zwar maskiert ist und somit als ein Urahn der Superhelden gilt, jedoch über keine Superkräfte verfügt) auf den hiesigen Comicmarkt zurück. Die Älteren unter uns werden die Figur des scheinbar unsterblichen wandelnden Geistes, der in Afrika über das fiktive Bengalla wacht, in erster Linie aus der Bastei-Heftserie kennen, die von 1974 bis 1983 in immerhin 237 Heften erschien (zweifarbig für am Schluss zwei Mark). Daneben veröffentlichte man noch diverse Taschenbuch-Reihen, und der Norbert Hethke Verlag brachte Nachdrucke ganz früher Phantom-Abenteuer aus den fünfziger Jahren heraus. Nun setzt Zauberstern, die bisher Hörspiele verlegten, die Tradition in einer separaten Comic-Sparte fort und bringt neue Phantom-Abenteuer wie damals Bastei im Magazin-Format. Nur umfangreicher. Und durchgängig in Farbe.

Den Hauptteil des Premieren-Heftes belegt eine Story, die jüngst in Australien erstveröffentlicht wurde, dem Land mit der längsten Phantom-Tradition – dort erscheint die Reihe durchgängig seit 1948 (!), wobei die Heftserie bald die Nr. 2000 erreichen wird. „Der Geist und das Monster“ erschien dort als Graphic Novel, Zauberstern unterteilt den Band in zwei Hälften, gezeichnet von dem Italiener Giancarlo Caracuzzo, der auch bereits für diverse US-Verlage tätig war und hier einen typischen Fumetti-Stil an den Tag legt. Originell ist die „wahre Geschichte“ des Monsters in einer neuen Lesart: Einst begegnete es auf seinen einsamen Wegen am Genfer See einer gewissen Mary Shelley und berichtete der jungen Dame sein Schicksal, woraufhin diese zu dem berühmten Roman inspiriert wurde. Später traf Adam das 17. Phantom und damit den Grund, dessen inzwischen 21. Inkarnation aufzusuchen.

Das letzte Drittel des Heftes wird von einer als Classic beworbenen Story belegt. Der Zeitungs-Strip „Das Geheimnis der Fischmenschen“ wurde zwar von Phantom-Schöpfer Lee Falk geschrieben (der bis ins hohe Alter noch als Autor seiner Figur tätig war) und wirkt vergleichsweise antiquiert, stammt aber erst aus dem Jahr 1997/1998 und wurde von George Olesen gezeichnet. Eine fantasiereiche Story, die die Vielfalt des Phantom-Universums zeigt: Kuriositäten, wie Riesen, die mit Zwergen Fußball spielen, oder gestrandete Mini-Außerirdische, die auf Vögeln reiten, bis hin zu den wilden Tieren, die ihrem Herrn, der für Recht und Ordnung zuständig ist, Tarzan gleich gehorchen. Das Cover des ersten Bandes würde übrigens von Timo Wuerz gestaltet und das kleine Poster in der Mitte stammt von Bastei-Covermaler Ertugrul Edirne. Alle zwei Monate soll ein neues Phantom-Heft am Kiosk erscheinen. Da bleiben wir doch gerne dran.

Dieser Text erschien zuerst auf: Comicleser.de

Bernd Weigand ist schon über vier Jahrzehnte in Sachen Comics unterwegs: lesen, sammeln, übersetzen. Schreibt auch seit 20 Jahren über Comics, seit 2010 auf comicleser.de.

Andrew Constant, Lee Falk (Zeichnungen); Giancarlo Caracuzzo, George Olesen (Text): „Phantom Magazin Nr. 1“. Zauberstern, Leonberg 2022. 108 Seiten in Farbe, Magazinformat. 9,99 Euro