Die besten Comics 2025

30 Kritikerinnen und Kritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in Presse, Rundfunk und Internet regelmäßig Comics, Mangas und Graphic Novels besprechen, haben auch dieses Jahr alle drei Monate eine gemeinsame Bestenliste zusammengestellt.

Comic.de präsentiert die Ergebnisse in Kooperation mit BuchMarkt, dem Berliner Tagesspiegel und dem RBB-Sender Radio 3. Die Jahresbestenliste setzt sich aus den kumulierten Abstimmungsergebnissen der vergangenen vier Quartale zusammen.

Hier folgt nun das Gesamtergebnis für 2025 mit den zehn am höchsten bewerteten Comics des Jahres.


Platz 1

Ulli Lust:

DIE FRAU ALS MENSCH Band 1 (Reprodukt)

Hardcover, 256 Seiten, farbig, € 29,00, ISBN: 978-3-95640-445-0 • Leseprobe

Karin Krichmayr im Comicblog auf Der Standard und auf Comic.de: „‚Die Frau als Mensch‘ reiht sich ein in eine beachtliche Riege an Sachcomics zur menschlichen Evolution, wie etwa Yuval Hararis ‚Sapiens‘-Reihe und Jens Harders mit ‚Alpha‘, ‚Beta‘, ‚Gamma‘ betitelte Bildergeschichte der Menschheit. Es erinnert auch an die Werke der schwedischen Starzeichnerin Liv Strömquist, die mit ihrer Kulturgeschichte der Vulva, ‚Der Ursprung der Welt‘, eine Welle der feministischen Wissenschaftskritik im Comicformat losgetreten hat. Wo Strömquist ihrer Empörung freien Lauf lässt, hinterfragt Ulli Lust unser Verständnis der Frühgeschichte zurückgelehnt. Mit einer Mischung aus detaillierten Fakten und Erzählelementen erlaubt sie, sich selbst ein Bild zu machen. Das spricht ohnehin für sich.“


Platz 2

Birgit Weyhe:

SCHWEIGEN (Avant-Verlag)

Hardcover, 368 Seiten, farbig, € 39,00, ISBN: 978-3-96445-141-5 • Leseprobe

Andrea Heinze auf radio3 rbb und Comic.de: „Birgit Weyhe hat in ihren Comics immer wieder die grauenhaften Erfahrungen von Krieg und Gewalt gezeichnet und dafür eine eigene, abstrakte Bildsprache gefunden. Sie zeichnet Menschen, die immer mehr zur Kontur werden und unter schwarzen Flächen verschwinden. Flächen, die mitunter aufgekratzt werden und wie Schürfwunden das Unerträgliche zeigen. So macht die Comic-Künstlerin auch Unsagbares erzählbar. Überhaupt finden sich in ‚Schweigen‘ viele Stilmittel, die Weyhe immer wieder verwendet. Da gibt es Muster wie die geblümte Totenkopf-Tapete, die Kultiviertheit und den Tod so nah zusammenbringt. Ein Baum hat Hakenkreuz-Wurzeln. Und immer wieder Vögel, die eine Metapher für Freiheit und Zuversicht sind. Gerade durch diese Bilder gelingt es der Zeichnerin, dermaßen sperrige Themen zugänglich zu machen.“


Platz 3

Olivier Schrauwen:

SONNTAG (Edition Moderne)

Softcover, 472 Seiten, farbig, € 45,00, ISBN: 978-3-03731-276-6 • Übersetzung aus dem Englischen: Christoph Schuler • Leseprobe

Andrea Heinze auf radio3 rbb und Comic.de: „Mit ‚Sonntag‘ legt Olivier Schrauwen einen Gedankenstrom vor, bei dem die Bilder, die er dazu zeichnet, die Gedanken weitertreiben, konterkarieren oder abschweifen lassen. Manchmal zeigen die Bilder deutlich tiefere Abgründe, als es die Gedanken nahelegen. Manchmal ist es andersherum. Doch selbst wenn Schrauwen unappetitliche Details einer aus dem Ruder laufenden Party zeichnet, sehen die Bilder immer irgendwie gepflegt aus. Das liegt an dem bürgerlichen Personal und Interieur, dessen kultivierte Oberfläche Olivier Schrauwen treffsicher nachzeichnet. Unterstützt wird dieser Eindruck auch durch die zarten Pastelltöne des Risoprints – ein umweltfreundliches Druckverfahren, das vor allem für künstlerische Grafiken und Bücher mit kleinen Auflagen verwendet wird und eine ganz eigene, zarte Ästhetik hat.“


Platz 4

Isabel Kreitz:

DIE LETZTE EINSTELLUNG (Reprodukt)

Hardcover, 312 Seiten, farbig, € 29,00, ISBN: 978-3-95640-452-8 • Leseprobe

Christian Meyer-Pröpstl auf Filmdienst.de: „Über acht Jahre lang hat Isabel Kreitz an ihrer neuen Graphic Novel ‚Die letzte Einstellung‘ gearbeitet, in der sie in die dunkle Zeit der Naziherrschaft und die Jahre kurz danach eintaucht, ganz ähnlich wie sie es 1996 in ihrer Adaption von Uwe Timms Roman ‚Die Entdeckung der Currywurst‘ gemacht hat. Auch wenn der Protagonist ihres neuen Comics Heinz Hoffmann heißt, ist schnell klar, dass wesentliche biografischen Daten und Eigenschaften von Erich Kästner entliehen sind. Wie Kästner entscheidet sich Hoffmann, ein Autor von Kinderbüchern, Romanen, Drehbüchern und Kritiken, in den 1930er-Jahren im Gegensatz zu den meisten seiner jüdischen und nicht-jüdischen Freunde gegen das Exil. Und das, obwohl seine Bücher im Jahr 1933 verbrannt wurden und er fortan Berufsverbot hatte.“


Platz 5

Luz:

ZWEI WEIBLICHE HALBAKTE (Reprodukt)

Hardcover, 192 Seiten, farbig, € 29,00, ISBN: 978-3-95640-468-9 • Übersetzung aus dem Französischen: Lilian Pithan • Leseprobe

Sven Jachmann auf DieZukunft.de und Comic.de: „Der Clou an Luz‘ neuer Graphic Novel ist die Erzählperspektive: Wir sehen die Welt aus der Subjektiven von Otto Muellers expressionistischem Gemälde ‚Zwei weibliche Halbakte‘ – wenn sich zu Beginn auf weißen Seiten aus den ersten Farbklecksen langsam eine Figur herausschält, erscheint nicht das Bild, wie es der ‚unsichtbare‘ gleichzeitige Dialog zwischen Maler und Modell erwarten lässt, sondern Muellers skeptisches Gesicht. (…) Der Zeitrahmen entspannt sich also von der Weimarer Republik bis zur Gegenwart; wir sehen Ateliers, Wohnzimmer, Büros, Museumsräume, Abstellkammern, Depots und was sich darin abspielt. Luz, der das islamistische Attentat auf Charlie Hebdo nur aus Zufall überlebte, zeigt ein grauenvolles Gesellschaftspanorama als geniales Kammerspiel. Es geht um die Freiheit der Kunst, auch der unpolitischen und kontemplativen, ihre Gefährdung durch die Nazis und ihrer Propaganda, deren Widerwärtigkeit Luz sardonisch vorführt. Sogar der Gröfaz starrt uns an.“


Platz 6

Romain Renard:

WIEDERSEHEN MIT COMANCHE (Splitter Verlag)

Hardcover, 152 Seiten, farbig, € 35,00, ISBN: 978-3-68950-134-1  • Übersetzung aus dem Französischen: Anne Bergen • Leseprobe

Aus dem Klappentext: „Irgendwo im Hinterland von Kalifornien, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, lebt Cole Hupp abgeschieden von der Welt und wartet auf sein Ende. Aber es ist nicht der Sensenmann, der an seine Tür klopft, sondern eine junge Bibliothekarin namens Vivienne. Sie interessiert sich für den wahren Wilden Westen, die Realität hinter dem Mythos, und sie kennt Coles wahren Namen: Red Dust, eine Legende, deren Saga mit Blut in den Staub von Wyoming geschrieben wurde. Doch Vivienne hat auch beunruhigende Neuigkeiten, denn Ranch 666, wo Red seine Heldentaten vollbrachte, ist nicht mehr erreichbar. Der alte Cowboy hat keine Wahl, als sich wieder in den Sattel zu schwingen und auf den Weg in seine Vergangenheit zu machen. Eine Reise rückwärts durch die Zeit, begleitet von Reue und Verlust, an deren Ende Red hofft, die Frau wiederzusehen, die er nie vergessen konnte: Comanche.“


Platz 7

Melanie Garanin:

MEIN FREUND RILKE (Carlsen)

Hardcover, 192 Seiten, farbig, € 26,00, ISBN: 978-3-551-75780-7 • Leseprobe

Silke Arning auf SWR Kultur: „Ganz schön mutig, den gefeierten Dichter empfindsamer Lyrik auf dünnen, unrasierten Beinen nackig durchs Schlafzimmer schlappen zu lassen. Es sind witzige, detailverliebte, sehr filigrane, bunte Tuschezeichnungen, mit denen Melanie Garanin diese Liebesgeschichte erzählt. Und überall tauchen Zitate und Gedichte Rilkes wie Post-its auf gelben Zetteln auf. (…) ‚Mein Freund Rilke‘ ist eine pfiffig konstruierte Graphic Novel, die nach Aufbruch und Abenteuer schmeckt. So einen Freund hätte man auch ganz gern.“


Platz 8

Ed Brubaker (Autor), Sean Phillips (Zeichner):

CRIMINAL Deluxe Edition Band 1 (Schreiber & Leser)

Hardcover, 432 Seiten, farbig, € 49,80, ISBN: 978-3-96582-206-1 • Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Bernd Kronsbein und Resel Rebiersch • Leseprobe

Christian Endres auf DieZukunft.de: „‚Criminal‘, mit mehreren Eisner Awards ausgezeichnet, besticht als eine fantastisch geschriebene und gezeichnete Noir-Serie über Berufsverbrecher und Gelegenheitskriminelle – über Menschen und Milieus. Es wirbeln mehrere Zeitebenen und Figuren durcheinander, als Gravitationszentrum dienen aber zwei Generationen der Verbrecher-Familie Lawless und ihrer Komplizen. ‚Criminal‘ ist ein großes Mosaik-Puzzle aus abgeschlossenen Erzähleinheiten, dessen vollständige Brillanz als ineinandergreifender Storybogen sich spätestens entfaltet, wenn man es am Stück liest. Brubaker hat für diese Serie immer eine Vision gehabt, und je gebündelter man alle Kapitel konsumiert, desto klarer wird einem das, und desto mehr Nuancen und Verbindungen erfasst man.“


Platz 8

Taiyo Matsumoto:

TOKYO DIESER TAGE Band 1 & 2 (Reprodukt)

Hardcover, 240/216 Seiten, s/w & farbig, je € 20,00, ISBN: 978-3-95640-459-7 (Band 1), 978-3-95640-480-1 (Band 2) • Übersetzung aus dem Japanischen: Daniel Büchner • Leseprobe

Roman Widera auf Comic.de: „Hier blitzt die Spiegelung: Matsumoto, mittlerweile 57, blickt auf über drei Jahrzehnte in der Manga-Industrie zurück. Immer wieder geht es um den Konflikt zwischen den Wünschen der Künstler und den Forderungen nach besseren Verkaufszahlen. Als seit den späten 1980er Jahren in der Szene Umtriebiger scheint ein Stück von Matsumoto in bald jeder Figur zu stecken: Im wilden Aoki, im mit der Inspiration hadernden Chosaku, im desillusionierten Shiozawa und all den anderen Weggefährten, mit denen er sich trifft. Zwischen diesen oft kurzen Szenen sitzt er immer wieder im Zug, wiederum eine der zentralen Erscheinungen der Großstadt. Einmal rechnet er durch, wie viel Zeit er schon in der Linie verbracht hat, in der er gerade sitzt. Er kommt auf 230 Tage, sitzend im Zug, still grübelnd und doch in Bewegung.“


Platz 10

Jacques Tardi:

NESTOR BURMA: RIFIFI IN MENILMONTANT (Schreiber & Leser)

Hardcover, 200 Seiten, farbig, € 29,80, ISBN: 978-3-96582-221-4 • Übersetzung aus dem Französischen: Resel Rebiersch • Leseprobe

Christian Endres auf tagesspiegel.de: „Burma versumpft im fremden Bezirk, zieht schmauchend und weintrinkend durch die Kneipen – und stolpert eher zufällig über mörderische Nikoläuse und die hässlichen Geheimnisse eines Pharma-Konzerns. Jacques Tardi und Nestor Burma strapazieren ihre Eigenheiten beziehungsweise Unarten als Krimi-Duo, die zugleich Teil ihres gemeinsamen Charmes sind. Tardi weiß das selbst: In einer Szene geht ein Mann über die Straße, der Burma-Schöpfer Léo Malet in jüngeren Jahren nachempfunden ist und etwas ratlos die Lesenden ansieht, eine Denkblase mit Fragezeichen über dem Kopf. Fans von Altmeister Tardi wissen indes sehr genau, was das alles soll, und dass Burma trotz Krankheit und Kneipentour den Fall am Ende lösen wird. Dafür haben alle Beteiligten ja auch wirklich genug Erfahrung.“


DIE MEDIENPARTNER

BuchMarkt – Das Ideenmagazin für den Buchhandel
Comic.de – Das Magazin für Comic-Kultur im Internet
rbbKultur – Deine Ohren werden Augen machen
Der Tagesspiegel– Die größte Zeitung der Hauptstadt


DIE JURY

Niels Beintker (Bayerischer Rundfunk, https://t1p.de/8o0h)
Barbara Buchholz (Der Tagesspiegel, Schnüss, http://t1p.de/p02p)
Anne Delseit (Animania, https://t1p.de/ae4v)
Christian Endres (die zukunft, Geek!, http://t1p.de/ukpk)
Birte Förster (Titel Kulturmagazin, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/qtej)
Gerhard Förster (Die Sprechblase, http://t1p.de/wv34)
Christian Gasser (Radio SRF 2, Neue Zürcher Zeitung, http://t1p.de/mlz5)
Meheddiz Gürle (Lektoratsdienste des ekz.bibliotheksservice, https://t1p.de/qsog)
Christoph Haas (Süddeutsche Zeitung, taz. die tageszeitung, http://t1p.de/fqdm)
Volker Hamann (Alfonz, Reddition, http://t1p.de/lr8o)
Andrea Heinze (Deutschlandfunk, rbbKultur, https://t1p.de/lcg9)
Jule Hoffmann (Deutschlandfunk Kultur, http://t1p.de/htfj)
Sven Jachmann (Comic.de, DieZukunft.de, Der Tagesspiegel, https://t1p.de/pe4jj)
Alex Jakubowski (ARD-aktuell, Comic-Denkblase, https://t1p.de/34ug)
Lucas Sebastian Jordan (Manga Passion, https://t1p.de/7ig7)
Martin Jurgeit (Buchreport, die neunte, http://t1p.de/mnzr)
Michael Klamp (Ostsee-Zeitung, Rostock, https://t1p.de/z4pe)
Karin Krichmayr (Der Standard, http://t1p.de/yjp7)
Gerrit Lungershausen (Comicgate, Comic.de, Closure, http://t1p.de/7xy3)
Mattes Penkert-Hennig (Dein Antiheld, http://t1p.de/5j86)
Claudia Reicherter (Reutlinger General-Anzeiger, http://t1p.de/8v3n)
Martin Reiterer (Wiener Zeitung, http://t1p.de/71xu)
Volker Robrahn (Comic-Talk, https://t1p.de/lz67i)
Martin Schöne (3sat, http://t1p.de/qzyh)
Sabine Scholz (Animania, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/g2ju)
Christa Sigg (Abendzeitung, http://t1p.de/g2ju)
Anna Mháire Stritter (Orkenspalter TV, https://t1p.de/lyts)
Lars von Törne (Der Tagesspiegel, http://t1p.de/zuip)
Ralph Trommer (taz.die tageszeitung, http://t1p.de/cagt)
Gesa Ufer (Deutschlandfunk Kultur, rbb radioeins, https://t1p.de/1ky28)