DIE PRÄSIDENTIN – Der Anfang vom Ende

praesidentin-cvrEs ist eine Schreckensvision, die der Historiker Francois Durpaire mit seiner Graphic Novel „Die Präsidentin“ entwirft, aber eine, die in greifbare Nähe tritt. Sie geht davon aus, dass Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2017 über ihren Kontrahenten Francois Hollande obsiegen wird.

Es ist ein knappes Jahr, das Durpaire hier skizziert. Aber ein Jahr, in dem sich alles ändert, in dem Frankreich die NATO verlässt, aus dem Euro aussteigt, die Grenzen schließt, Einwanderer im großen Stil ausweist und eine digitale Totalüberwachung des eigenen Volks initiiert. Ein Frankreich, das nicht mehr mit dem zu vergleichen ist, das man kannte. Eines, das zum totalitären System umgestaltet wird, mit Strippenziehern im Hintergrund, die noch weit mehr planen.

Natürlich kann man sagen, das ist alles nur Fiktion, aber Durpaire hat mit Spezialisten die wirtschaftlichen, politischen und ökonomischen Konsequenzen durchgesprochen und die Geschichte streng anhand des Parteiprogramms des Front National entworfen.

Dieses Buch ist vor allem eine Warnung. Davor, nicht den Verlockungen eines Wolfs im Schafspelz zu erliegen. Nicht auf Versprechen hereinzufallen, die einfache Lösungen für komplexe Probleme offerieren. Nicht sehenden Auges den eigenen Untergang zu wählen.

Ulrich Wickert hat ein leidenschaftliches Vorwort für diese Graphic Novel geschrieben, die zwar eine französische Geschichte erzählt, aber ebenso überall sonst in Europa passieren könnte, ist ein Erstarken rechter Kräfte doch auch in Deutschland, Österreich und andernorts zu beobachten.

Dieses Buch schreit es hinaus: Niemand wird sagen können, er habe davon nichts gewusst. Bleibt nur die Hoffnung, dass „Die Präsidentin“ am 4. Februar 2018, dem letzten Datum in diesem Comic, eine Was-wäre-wenn-Fiktion und kein Geschichtsbuch sein wird.

Francois Durpaire, Farid Boudjellal: Die Präsidentin. Jacoby & Stuart, Berlin 2016. 160 Seiten, € 19,95