Im dichten Pflanzendickicht dichtet’s sich recht schnittig – „Broceliande“

Im uralten Wald „Broceliande“ ist Origance zu Hause. Der Kobold hat vieles in seinem Leben gesehen und das meiste davon mit Tinte und Feder zu Papier gebracht. So hat er sich bei den rätselhaften Kreaturen des Waldes den Ruf erarbeitet, ein hervorragender Geschichtenschreiber zu sein. Zwei fiese Korrigans sind der Meinung, dass ihr Volk es auch verdient hat, in einer Geschichte als ehrenvolle und heldenhafte Geschöpfe verewigt zu sein. So erpressen die beiden den Schreiberling, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Da durch die ständigen Drohungen aber Inspiration und Ruhe fehlen, streift er durch den Wald und ertappt den jugendlichen Zauberer Merlin dabei, wie er versucht ein junges Mädchen zu verführen. Die Dame ist aber gänzlich unbeeindruckt von dem jungen Schürzenjäger und lässt ihn einfach links liegen. Das kann der Magier nicht auf sich sitzen lassen und versucht durch eine Verwandlung in einen weißen Hirsch die unwillige Jungfrau zu beeindrucken und so ihr Herz zu gewinnen. Dabei macht er sich zur Zielscheibe für drei Jäger, die auf der Suche nach außergewöhnlicher Beute das dichte Blattwerk durchstreifen. So beginnt eine Verfolgungsjagd durch das Unterholz und es wird die ein oder andere zauberhafte Tür geöffnet.

Olivier Peru (Text), Bertrand Benoît (Zeichnungen): „Broceliande Band 1: Die Quelle von Barenton“.
Aus dem Französischen von Swantje Baumgart. Splitter Verlag, Bielefeld 2018. 56 Seiten. 14,80 Euro

Hierbei handelt es sich um den ersten Band eines siebenteiligen Zyklus von Erzählungen, die sich alle rund um den namensgebenden Forst drehen. Bekannt ist das Waldgebiet aus den Sagen rund um König Artus und seiner Tafelrunde. In den Geschichten dieser Reihe nehmen die bekannten Charaktere neue Rollen ein und werden größtenteils durch die Autoren neu interpretiert. Lange lassen die Veröffentlichungen auch nicht auf sich warten, dafür sorgt der Splitter Verlag und hat bereits jetzt die Veröffentlichungstermine für die nächsten Abenteuer bekannt gegeben.

Neben einer spannenden Geschichte weiß das erste Werk mit meist detailreichen Zeichnungen zu überzeugen. Die Bilder geben dem Leser das Gefühl hinein in den dichten, grünen Märchenwald gezogen zu werden. Hinter jedem Ast vermutet man ein Wesen, das heimlich die Geschehnisse beobachtet und sich nicht aus der Deckung wagt. Die zurückhaltenden, erdfarbenen Töne stehen dem Band sehr gut und verstärken den Eindruck stets im Unterholz unterwegs zu sein. Nur das eine oder andere Panel wirkt, als wäre es in großer Eile und unter Druck entstanden.

Kobolde, Feen, ein Magier und eine Jungfrau, das ist klassischer Stoff für eine Fantasy Geschichte. Und genau das bekommt der Käufer hier! Wer sowieso schon bei jedem Waldspaziergang ins Träumen gerät und sich vorstellt, hinter Kobolden her zu jagen wird seine wahre Freude an dem Band haben. Aber auch sonst sollten Fans von fantastischen Geschichten einen genaueren Blick in den Band werfen, wenn die Geschichte auch nicht unglaublich innovativ ist, weiß sie doch durchaus bis zur letzten Seite zu unterhalten.

Dieser Text erschien zuerst auf: DeinAntiheld.de

Andreas Wolf ist begeisterter Comicleser. Dabei beschränkt er sich nicht auf ein Genre, sondern stöbert gerne in allem, wofür er sich irgendwie begeistern kann. Seine Eindrücke versucht er dann als Co-Autor des Online-Comicmagazins DeinAntiHeld.de zusammenzufassen, um so anderen Menschen diese Werke näherzubringen.