Es muss nicht immer ein Comic sein, manchmal ist ein gutes Buch auch nicht zu verachten. Insbesondere dann, wenn es die traumhaft schönen Illustrationen von Benjamin Lacombe enthält, der seit den frühen 2000er Jahren auch im Comic-Bereich tätig ist, vor allem aber durch seine Arbeiten für Kinderbücher bekannt wurde. In erster Linie schwingt er den Zeichenstift, schreiben kann er aber auch, wie er 2006 mit seinem Kinderbuch „Cerise Griotte“ unter Beweis gestellt hat.
Im vorliegenden Buch, das im Münchner Knesebeck Verlag publiziert wird, war es jedoch Èliette Abècassis, die einfühlsam die Geschichte eines kleinen Mädchens erzählt, das miterlebt, wie Rabbi Löw den Golem zum Leben erweckt, um sein Volk zu schützen. Sie freundet sich mit dem tumben Wesen an, aber das Schicksal meint es nicht gut.
Die Autorin, die als Tochter eines Judaistik-Professors früh mit der Geschichte des im 16. Jahrhundert lebenden Rabbis in Berührung kam, hat hier eine durchaus mutige, originelle Neuinterpretation des Mythos abgeliefert, den sie auch als Warnung vor der modernen Technologisierung verstanden haben will – ohne das aber zu aufdringlich in den Vordergrund zu rücken.
„Der Schatten des Golem“ ist ein schönes Buch – für Kinder, aber auch für Erwachsene, im Grunde für jeden, da eine humanistische Geschichte erzählt wird, die reizvoll und wichtig ist. Und an Lacombes Bleistift-, aber auch Farbillustrationen kann man sich ohnehin nicht sattsehen.
Èliette Abècassis, Benjamin Lacombe: Der Schatten des Golem. Knesebeck Verlag, München 2017. 180 Seiten, € 24,95