Das Schöne an der Reihe „Spirou und Fantasio Spezial“ ist, dass man hier sehr unterschiedliche Interpretationen der beiden Helden zu sehen bekommt. Mal klassisch, mal sehr eigen, mal irgendetwas dazwischen. Hier kommen Künstler zum Zug, die innerhalb der regulären Reihe vielleicht fehl am Platz wären. Für Frank Pé gilt das jedoch nicht. Der Schöpfer von „Jonas Valentin“, der von Franquins Arbeit stark beeinflusst wurde, ist ein Künstler, der tatsächlich auch die Hauptserie hätte übernehmen können, wie „Das Licht von Borneo“ eindrucksvoll beweist.
Für das Verfassen des Szenarios holte er sich Hilfe von Zidrou. Pé schwebte eine sehr spezielle Geschichte vor, die er erzählen wollte. Mehr noch ein Gefühl, das er transportieren wollte, und das im Korsett einer Geschichte die Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur betrachtet. „Das Licht von Borneo“ ist mit knapp 90 Seiten recht lang, aber dennoch wird nicht alles aufgelöst. Manches bleibt der Phantasie überlassen.
So erzählt Pé davon, wie Spirou seinen Job als Journalist kündigt, auf die Tochter des im Zirkus tätigen Noah achtgibt und in ein Mysterium der Kunstszene verwickelt wird. Denn die Gemälde eines neuen Künstlers, für den der Begriff „Zooismus“ geprägt wird, sorgen für Aufsehen. Darüber hinaus steht der Graf von Rummelsdorf mit seinem Forscherkollegen vor einer gigantischen Herausforderung, denn schwarze Pilze beginnen, die Welt zu überwuchern.
Beide Geschichten werden voneinander losgelöst erzählt. Was sie eint, ist das Umweltthema mit Flora und Fauna. Pé, der schon seinen Jonas Valentin umweltaktivistisch aufgeladen hatte, lässt seiner Zuneigung zu den Tieren freien Lauf und möchte den Leser damit erfreuen. Das gelingt ihm auch, indem er Spirou und Fantasio modernisiert, aber ganz klar an Franquins Werk andockt. Herausgekommen ist eines der schönsten Alben mit Spirou und Fantasio, und das unabhängig davon, ob Haupt- oder Spezial-Serie.
Wie immer gibt es einen Anhang mit informativen Texten, Skizzen und dergleichen mehr.
Frank Pé, Zidrou: Spirou und Fantasio Spezial 23 – Das Licht von Borneo. Carlsen, Hamburg 2017. 102 Seiten, € 12,99