„Fix und Foxi“ – Teil 3 Oder: Die Ravensburger Jahre – Part II

Postermotiv aus Fix und Foxi 39/1969 (© Rolf Kauka / Promedia)

Seit 1977 schrieb der Schriftsteller und Comicautor Peter Mennigen zunächst deutsche Geschichten für Comicreihen wie „Gespenster Geschichten“, „Spuk Geschichten“, „Conny“, „Biggi“, „Vanessa“, „Felix“, „Lasso“, „Phantom“, „Axel F.“ und zahlreiche weitere Serien des Bastei Verlags. Ab den 90er Jahren arbeitete er für andere Verlage wie Egmont (Disney-Magazine), Panini (Jessy, Sternentänzer, Willi will‘s wissen) und Ravensburger (u.a. Fix und Foxi). In dieser Zeit verfasste er auch internationale Comics: „Lucky Luke“, „Schlümpfe“, „Bessy“ und „Isnogud“. Aktuell arbeitet er zusammen mit Ingo Römling an der Mystery-Steampunk-Serie „Malcolm Max“. Für comic.de blickt er in unregelmäßigen Abständen zurück auf seine Arbeit im deutschen Comicverlagsgeschäft.

Hier findet sich der 1. Teil, hier der 2.

In der Mittagspause telefonierte ich mit Alwin Jeck und teilte ihm meine Einschätzung mit: Ohne ein erfolgreiches Comic-Magazin würde der „Fix und Foxi“-Relaunch in einem Fiasko enden. Nachmittags trafen Gabi Stopper und ich uns in einem Straßencafé mit Kurt Italiaander, der von 1968 bis 1973 „Fix und Foxi“-Comics gezeichnet hatte. Italiaander war für das Characterdesign des „Fix und Foxi“-Relaunchs verantwortlich und sollte ebenfalls die Cover und Illustrationen meiner „Fix und Foxi“-Bücher anfertigen. Wir besprachen Details für unsere Zusammenarbeit, verfielen im Lauf der Unterhaltung aber immer mehr ins Schwärmen über die alten „Fix und Foxi“-Comics, die ich mit Begeisterung gelesen und die er zum Teil gezeichnet hatte. Was das Treffen für mich zu einem besonderen Ereignis machte.

Eines meiner „Fix und Foxi“-Bücher für den Ravensburger Buchverlag.
Copyright © Ravensburger Verlag

In den folgenden Wochen verfasste ich mehrere „Fix und Foxi“-Bücher und unzählige Werbetexte für diverse „Fix und Foxi“-Merchandise-Artikel. Im Spätsommer rief mich dann der Leiter der Ravensburger Hörspielabteilung an, für die ich die Drehbücher der Serien „Animorphs“ und „Die Knickerbockerbande“ schrieb. Er fragte an, ob ich die Skripte für eine geplante „Fix und Foxi“-Hörspielreihe machen könne. „Natürlich“ war deren Fertigstellung brandeilig, damit sie bei Ausstrahlung der Trickfilme auf dem Markt waren. Es wurde zwar ein bisschen hektisch, dennoch hielt ich die Deadline ein. Insgesamt fertigte ich acht „Fix und Foxi“-Hörspiele an. Weiterhin fehlte jedoch das Kernstück des Relaunchs: ein „Fix und Foxi“-Comic. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit betete ich vor Alwin Jeck mantragleich runter, wie immens wichtig so ein Heft für einen nachhaltigen Erfolg sei.

Ende des Jahres folgte die Erlösung: Alwin Jeck meldete sich bei mir und verkündete hocherfreut, dass der Ehapa Verlag ein monatliches „Fix und Foxi“-Heft publizieren werde. Das kam jetzt nicht vollkommen überraschend. Zwischen 1997 bis 1999 hatte Ehapa bereits mehrere Alben mit Nachdrucken alter „Fix und Foxi“-Serien wie „Mischa“ und „Maulwurfs Pauli“ veröffentlicht.

Dem Erfolg des „Fix und Foxi“-Relaunchs schien eigentlich nichts mehr im Weg zu stehen. Wobei die Betonung auf „schien“ lag. Eines Nachmittags erhielt ich den Anruf eines Ehapa-Chefredakteurs. Seine Redakteurinnen waren offenbar alle zu jung, um noch „Fix und Foxi“ zu kennen. Er fragte mich deshalb, ob ich etwas Know-how beisteuern könne. Doch ein Crashkurs am Telefon brachte nicht viel. Deshalb bat mich die für „Fix und Foxi“ zuständige Redakteurin, ihr ein paar „Fix und Foxi“-Comics zu schicken. Damit sie sich ein genaueres Bild von den Figuren machen könne.

Insgesamt schrieb ich acht „Fix und Foxi“-Hörspiele.
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Noch am selben Tag fuhr ich nach Bonn und kaufte in einem Comicladen einen kleinen Stapel „Fix und Foxi“-Hefte, die ich umgehend Ehapa zukommen ließ. Allerdings waren das alles Hefte aus den 1980er Jahren, als „Fix und Foxi“ auflagennmäßig bereits im Sinkflug begriffen war. Aus dem Grund wies ich die Ehapa-Redakteurin ausdrücklich darauf hin, dass die Hefte nur zur Ansicht seien, um sich mit den Charakteren vertraut zu machen. Die Geschichten selbst dürfte sie aber keinesfalls als Vorbild nehmen. Die Storys waren einfach zu schablonenhaft und letztendlich mit ursächlich für die Einstellung der Heftreihe gewesen. Für ein neues „Fix und Foxi“-Heft müssten deswegen unbedingt neue, bessere, originellere und facettenreichere Comics her. Zwei Tage später rief mich die Redakteurin an und dankte für die Hefte. Ich wiederholte noch einmal, dass man sich keinesfalls ein Beispiel an den Geschichten nehmen dürfe, weil die nicht gut genug seien. Schien, als wäre meine Botschaft angekommen. Auch hier lag die Betonung wieder auf „schien“. Denn es passierte genau das, was unter keinen Umständen hätte passieren dürfen: Einige Wochen später teilte mir die Ehapa-Redakteurin am Telefon mit, dass ihre Redaktion die ideale Lösung gefunden habe: Man drucke einfach die Comics nach, die ich geschickt hatte. Das würde Zeit und Geld sparen. Meinen Einwand, dass der Relaunch mit diesen Geschichten in die Hose gehen würde, überhörte man großzügig.

„Rolf Kauka Classics“-Alben erschienen bei „Egmont Ehapa“ zwischen Dezember 1997 bis Januar 1999.
Copyright © Rolf Kauka / Promedia / Egmont Ehapa Verlag

Ich hatte plötzlich ein ganz schlimmes Déjà-vu. Bei dem „Fun Online“-Desaster von Ehapa war es so ähnlich gelaufen. Nachdem man mit einem kostenpflichtigen Internetauftritt gescheitert war, glaubte man das Programm und somit auch die Redaktion mit einer kostenlosen Internetpräsenz retten zu können. Was sich als böse Fehleinschätzung entpuppen sollte. Ich telefonierte umgehend mit Alwin Jeck und versuchte ihn zu überzeugen, dass das „Fix und Foxi“-Schiff mit dem geplanten Nachdruck alter Comics zum Untergang verdammt sei. Er nahm meine Argumente zwar ernst, doch zu einer Korrektur des von Ehapa eingeschlagenen Kurses war es zu spät. Die Produktion des ersten „Fix und Foxi“-Comics lief bereits auf vollen Touren.

Am 27. April 2000 erschien das erste „Fix und Foxi“-Heft von Kaukas früherem „Erzrivalen“ Ehapa. Umfang: 36 Seiten, Auflage 165.000 Hefte. Zwei Wochen später rief mich Alwin Jeck an und verkündete stolz die Verkaufszahlen. Das erste „Fix und Foxi“-Heft verkaufte sich großartig. Offenbar lag ich mit meiner Einschätzung falsch und die Ehapa-Redaktion hatte mit dem Nachdruck alter Geschichten genau das Richtige getan. Einen halben Monat später wurde Ehapas zweites „Fix und Foxi“-Heft veröffentlicht und verkaufte sich grottenschlecht. Offiziell hieß es von Seiten des Verlages, „Fix und Foxi“ habe kein Publikum mehr. Dem widersprachen allerdings die guten Verkaufszahlen des ersten Heftes. Anscheinend gab es eine interessierte Leserschaft, die nach dem ersten Heft vermutlich aus Enttäuschung auf den Erwerb der zweiten Ausgabe verzichtete. Obwohl Ehapa die „Fix und Foxi“-Comics umgehend einstellte, erschien noch ein drittes Heft, weil es sich zu dem Zeitpunkt schon in der Auslieferung befand.

Am 27. April 2000 erschien das erste „Fix und Foxi“-Heft von Kaukas früherem „Erzrivalen“ „Ehapa“. Umfang: 36 Seiten, Auflage 165.000 Hefte.
Copyright © Rolf Kauka / Promedia / Egmont Ehapa Verlag

Es kam, wie befürchtet. Die Einstellung des „Fix und Foxi“-Magazins war der erste Dominostein, der die anderen Produkte des Relaunchs mitriss. Außerdem entwickelte sich die Trickfilmserie nicht zum erhofften Quotenerfolg. Es wurde zwar noch eine zweite Staffel produziert, doch danach war Schluss. Nach und nach wurde bei Ravensburger die Produktion der „Fix und Foxi“-Bücher und -Hörspiele eingestellt. Die Zahl der Merchandise-Artikel wurde immer überschaubarer und verlief schließlich im Sand. Lediglich das Ravensburger „Fix und Foxi“-Land überstand den Kahlschlag.

Später scheiterten noch andere Verlage mit einem Neustart eines „Fix und Foxi“-Comic-Magazins. Unter anderem der Tigerpress-Verlag, für den ich seinerzeit die ersten „Malcolm Max“-Hörspiele schrieb. Auf die Weise begegneten sich damals meine erste und meine neueste Comicserie unter dem Dach desselben Publishers. Da ich höchstwahrscheinlich nie wieder einen „Fix und Foxi“-Comic schreiben werde, hatte das irgendwie etwas von einer Wachablösung an sich. Man könnte auch sagen: Der Kreis hat sich geschlossen.

Am 27. April 2000 erschien das erste „Fix und Foxi“-Heft von Kaukas früherem „Erzrivalen“ „Ehapa“. Umfang: 36 Seiten, Auflage 165.000 Hefte. Das zweite erschien im Monat darauf.
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Obwohl „Ehapa“ die „Fix und Foxi“-Comics umgehend einstellte, erschien noch ein drittes Heft, weil es sich zu dem Zeitpunkt schon in der Auslieferung befand.
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Vorankündgung des vierten „Fix und Foxi“-Comics, das jedoch nie erschien.
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Die erste Staffel der „Fix und Foxi“-Trickfilme ist inzwischen auf DVD erhältlich.
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Die erste Staffel bestand aus 26 Folgen mit jeweils einer halben Stunde Laufzeit.
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Nach der zweiten Staffel wurde die Produktion der „Fix und Foxi“-Trickfilme eingestellt.
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Im Gegensatz zur ersten wurde die zweite Staffel nicht mehr von der spanischen „D’Ocon Films“, sondern einem australischen Animationsstudio hergestellt.
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