Seit 1977 schrieb der Schriftsteller und Comicautor Peter Mennigen zunächst deutsche Geschichten für Comicreihen wie „Gespenster Geschichten“, „Spuk Geschichten“, „Conny“, „Biggi“, „Vanessa“, „Felix“, „Lasso“, „Phantom“, „Axel F.“ und zahlreiche weitere Serien des Bastei Verlags. Ab den 90er Jahren arbeitete er für andere Verlage wie Egmont (Disney-Magazine), Panini (Jessy, Sternentänzer, Willi will‘s wissen) und Ravensburger (u.a. Fix und Foxi). In dieser Zeit verfasste er auch internationale Comics: „Lucky Luke“, „Schlümpfe“, „Bessy“ und „Isnogud“. Aktuell arbeitet er zusammen mit Ingo Römling an der Mystery-Steampunk-Serie „Malcolm Max“. Für comic.de blickt er in unregelmäßigen Abständen zurück auf seine Arbeit im deutschen Comicverlagsgeschäft.
Hier findet sich der 1. Teil, hier der 3.
Im Frühjahr 1999 traten Kaukas Comic-Füchse ein drittes Mal in mein Leben. Zu der Zeit arbeitete ich zunehmend auch als Autor für den Ravensburger Verlag. Das Unternehmen hatte sich vom reinen Brettspiele-Fabrikanten zu einem multimedialen Produzenten von Büchern, TV-Serien, Hörspielen, Internetangeboten und Games auf CD-Rom entwickelt. Im Ortsteil Meckenbeuren war außerdem ein „Ravensburger Spieleland“, eine Art Mini-Disneyworld, errichtet worden.
Im selben Maß, wie der Verlag expandierte, steigerte sich mein Auftragsvolumen. Die Redaktionen buchten mich als Verfasser für Hörspiele, verschiedene TV-Serien, Internetauftritte – wie der ersten offiziellen „Käpt’n Blaubär“-Homepage – und für die Konzeption und Umsetzung von Games auf CD-Rom. Zählt man noch meine Bücher für den Bastei Verlag und die Werbetexte für „Käpt’n Blaubär“-Produkte hinzu, konnte ich damals wirklich nicht über Unterbeschäftigung klagen.

Auszug aus der „Fix und Foxi“-Präsentationsmappe des Ravensburger Verlages.
Copyright © Rolf Kauka / Promedia / Ravensburger Verlag
Aufhänger des Deals zwischen Rolf Kauka bzw. Promedia (der Firma seiner Frau Alexandra) und dem Ravensburger Verlag war eine neue „Fix und Foxi“-Trickfilmserie. Die erste Staffel bestand aus 26 Folgen mit jeweils einer halben Stunde Laufzeit. Die Herstellungskosten von 13 Millionen D-Mark teilten sich das spanische Animationsstudio D’Ocon Films, das die Filme auch realisierte, und RTV (Ravensburger-TV). Die Amortisierung der Kosten versprach man sich durch die Ausstrahlung der Trickfilme in möglichst vielen Ländern und den Verkauf von „Fix und Foxi“-Merchandising-Lizenzen. Zur Steigerung des Bekanntheitsgrades und somit der Attraktivität der Marke „Fix und Foxi“ schuf der Verlag im Frühjahr 2000 sogar eine kleine „Fix und Foxi“-Erlebniswelt in der Ravensburger Spielewelt namens Foxburg (in Anlehnung an Duckburg, wie Entenhausen im Original heißt). Ferner sollten alle Abteilungen des Ravensburger Verlages „Fix und Foxi“-Produkte auf den Markt bringen.

Auszug aus der „Fix und Foxi“-Präsentationsmappe des Ravensburger Verlages.
Copyright © Rolf Kauka / Promedia / Ravensburger Verlag
Im Frühsommer 1999 besuchte ich wieder einmal den Ravensburger Verlag wegen einiger neuer Hörspiele, die ich schreiben sollte. Wie immer schaute ich auch in den anderen Redaktionen, für die ich als Autor tätig war, vorbei. Bei der Gelegenheit bat mich Thomas Kirchenkamp, der Leiter der Internetabteilung Ravensburger Online, zu einem Gespräch in sein Büro. Seine Abteilung hatte von der Verlagsleitung den Auftrag erhalten, die erste offizielle „Fix und Foxi“-Homepage zu erstellen. Deshalb meinte er, nachdem ich die „Käpt’n Blaubär“-Homepage so erfolgreich gestaltet hätte, wäre das ein passendes Projekt für mich.

Zweisprachiger Newsletter von „RTV Family Entertainment“ anlässlich des „Fix und Foxi“ Relaunchs.
Copyright © Rolf Kauka / Promedia / Ravensburger Verlag
Im Sommer besuchte mich Alwin Jeck erneut. Er kam gerade von einer Reise aus Thomasville im US-Bundesstaat Georgia zurück. Dort hatte er ein Treffen mit Rolf Kauka auf dessen zwanzig Quadratkilometer großer Plantage „Kaukasien“. Der Schreck stand ihm noch im Gesicht, als er von den Schlangen und Alligatoren erzählte, die sich offenbar in so großer Zahl auf dem Kauka-Anwesen tummelten, dass man bei jedem Schritt aufpassen musste, nicht auf eines der Tiere zu treten. Der eigentliche Grund, weshalb er mich aufsuchte, war, dass ich ein paar witzige und somit „Fix und Foxi“-gerechte Werbetexte für Lizenzprodukte schreiben sollte. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, bei „ein paar Werbetexten“ sollte es im Lauf der nächsten Monate nicht bleiben. Immer mehr Firmen sprangen auf den „Fix und Foxi“-Zug, in der Hoffnung, damit auf eine lohnende Geldquelle gestoßen zu sein, die bei Ausstrahlung der Trickfilme zu sprudeln begann. Ferner machte Alwin Jeck einen Termin mit mir wegen eines Meetings mit Redakteuren des Ravensburger Buchverlages aus. Man plante die Veröffentlichung mehrerer „Fix und Foxi“-Bücher und suchte dafür einen geeigneten Autor.

Zweisprachiger Newsletter von „RTV Family Entertainment“ anlässlich des „Fix und Foxi“ Relaunchs.
Copyright © Rolf Kauka / Promedia / Ravensburger Verlag
Was immer ich zu sehen erwartet hatte, das war es jedenfalls nicht gewesen. Offen gesagt war ich nach der kleinen Filmvorführung sprachlos. Renate Herre erging es wohl ähnlich. Wir guckten uns nur an. Niemand sagte ein Wort. Doch manchmal spricht so etwas ja Bände. Meiner unausgesprochenen Meinung nach mangelte es den Trickfilmen an den Eigenschaften, um damit den erhofften Hype auszulösen. Die Storys waren nett, stachen allerdings nicht unbedingt durch Originalität aus der Masse heraus. Auch war die Trickfilmtechnik auf einem eher durchschnittlichen Niveau. Die Figuren waren simpel gestaltet und erinnerten in ihrer Umsetzung an Trickfilme aus den 1960er Jahren. Ich vermute, unter normalen Umständen hätte Renate Herre gesagt: „Sorry, Leute, mit so einem unzeitgemäßen Produkt gewinnen wir am Markt keinen Blumentopf.“ Doch der Zug war bereits mit Volldampf abgefahren. Der Verlag hatte Millionen in das Projekt investiert und in den Redaktionen arbeitete man mit Hochdruck an allerlei „Fix und Foxi“-Projekten. Dank einer der größten Marketing-Offensiven des Verlages waren außerdem zahlreiche „Fix und Foxi“-Lizenzen für alle möglichen Produkte verkauft worden. Kurzum, es gab kein Zurück mehr.