Das Terryverse wächst – „Strangers in Paradise XXV“

Dreizehn Jahre nach Terry Moores monumentalen Spionage-Seifenoper „Strangers in Paradise“ erscheint nun die von seiner treuen Fangemeinde lang herbeigesehnte Fortsetzung der turbulenten Liebesgeschichte zwischen der gutmütigen Francine und der ausgesprochen wehrhaften Katchoo auch in deutscher Übersetzung – in gewohnt hoher Qualität bei Schreiber & Leser, die zuvor die umfangreiche Reihe bereits in sechs dicken Sammlebänden komplett veröffentlich hatten. Zwangsneurotiker erschaudern beim Blick auf das nun veränderte Format. Während die ersten sechs Bücher in einem leicht verkleinerten Format hergestellt wurden (ähnlich etwa den „BPRB“-Bänden bei Cross Cult), ist der neue Band in der gleichen (Original-)Größe gehalten wie die restlichen Veröffentlichung des sympathischen Indie-Künstler, darunter Highlights wie die Horror-Saga „Rachel Rising“ oder das dramatisch-herzerwärmende „Motor Girl“.

Terry Moore (Autor und Zeichner): „Strangers in Paradise XXV“.
Schreiber & Leser, Hamburg 2019. 232 Seiten. 24,95 Euro

Was erst wie ein echter Affront gegen die strenge Sammler-Community wirkt, ergibt aber durchaus Sinn, denn eigentlich handelt es sich bei dem Band nicht so ganz um ein neues „SiP“-Kapitel, sondern um die umfangreiche Vorbereitung auf das gerade in den Staaten laufende Crossover-Event „Five Years“. Ja, richtig gelesen. Trotz der Indie-Natur, trotz der klaren thematischen und ästhetischen Trennung von Moores Titeln sind sie alle miteinander verzahnt und verbunden im sogenannten „Terryverse“. Ähnlich wie beim Künstlerkollegen Mignola gibt es Charaktere und Ereignisse, die mehrere Serien umspannen und verbinden, auch wenn das zunächst vielleicht nicht so einleuchtend und homogen wirken mag wie bei den Grusel-Reihen des Hellboy-Schöpfers.

Ein ganz kleines bisschen gezwungen wirkt die Zusammenkunft der Damen dann auch tatsächlich aufgrund der starken atmosphärischen und inhaltlichen Unterschiede in den einzelnen Reihen und bricht so mit der sonst extrem stilsicheren Präsentation des Texaners. Da präsentiert sich das Aufeinandertreffen seiner Protagonistinnen doch ein wenig trashig, wenn es sich dabei auch stets sehr sympathisch anfühlt und mit einem klaren Augenzwinkern daherkommt. Sachkundige Fans seiner Heldinnen werden zu Recht ihre helle Freude an der kruden Mixtur haben, Neueinsteiger wohl sichtlich verwirrt sein. Die sind aber auch irgendwie doof und selbst schuld, wenn sie eine Serie mit dem fünfundzwanzigsten Band nach US-Rechnung beginnen.

Kapitel XXV ist Fanservice und eine längst überfällige Gelegenheit für den sonst so bescheidenen Künstler, sich und seine so lebensechten Figuren einmal gebührend zu feiern. Mit einem offenen Ende muss man dabei aber fest rechnen, da das wilde Konstrukt aus Scifi, Mystery, Agententhriller und Romanze erst mit „Five Years“ seinen Abschluss finden wird.

Dieser Text erschien zuerst auf: DeinAntiheld.de

Mattes Penkert-Hennig ist Betreiber des Online-Comicmagazins DeinAntiHeld.de, Autor für Comic.de und den Berliner Tagesspiegel, war Juror beim „Rudolph Dirks Award“, Panelmoderator auf Comicmessen und hat zahlreiche Video-Interviews mit internationalen Comic-Künstlen geführt. Darüber hinaus produziert er animierte Video-Trailer für Comics und artverwandte Medien.

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