Von einem, der auszog, seinen Traum zu leben, aber an seiner Talentlosigkeit zerbrach.
„Ich bin der einzige wahre lebende Künstler. Warum erkennt das keiner??“, fragt Fante Bukowski sich. Eigentlich heißt er ja Kelly Perkins, aber ein Genie von seinem Ausmaß braucht mehr als einen profanen Namen. Denkt Fante zumindest, während er die Lektoren, das Publikum, eigentlich die ganze Welt dafür verantwortlich macht, dass er nichts auf die Reihe kriegt.
Mehr als ein paar Gedichte hat er nicht geschrieben, mit dem ersten Roman hadert er, weil er keine Idee hat. Dann hat er eine, aber wie sich herausstellt, ist sein Buch nur ein Plagiat. Von den Eltern finanziell gepampert, mit Hass auf die Welt ausgestattet, lebt Fante Bukowski vor sich hin, immer auf der Suche nach dem Durchbruch.Es ist faszinierend, über Fante zu lesen. Er ist ein Arschloch, wie er im Buche steht, ein von Arroganz und Selbstüberschätzung triefender Unsympath, mit dem man im wahren Leben nichts zu tun haben wollen würde. Aber als „Held“ einer Graphic Novel ist er der beste Freund des Lesers. Weil es einfach Spaß macht, ihm bei seinem Treiben zuzusehen. Er ist der geborene Verlierer, wegen dem alle anderen sich automatisch besser fühlen können. Denn viel tiefer als Fante kann man nicht sinken.
Noah Van Sciver erzählt das ziemlich unaufgeregt, aber immer auf den Punkt. Er ist ein exzellenter Beobachter. Man kann sich gut vorstellen, dass er die Bar-Gespräche aufgeschnappt hat. Sie strahlen Authentizität aus. Auch Fante erscheint nie überzeichnet. Solcherlei Gestalten dürfte fast jeder im Leben schon mal begegnet sein. Van Sciver akzentuiert Fantes Geschichte nicht nur mit sehr viel trockenem Humor, auch seine Zeichnungen sind hervorragend. Sie erinnern an die Independent-Comics der 1970er, aber schon mit dem Flair der 1990er. Van Sciver bringt sich sogar selbst in die Geschichte ein und ist ironisch genug, sein Alter Ego durch den Kakao zu ziehen.
„Fante Bukowski – Ein amerikanischer Traum“ ist ein großartiges Buch geworden, an dessen Ende der Autor fragt: „Steckt auch was von Fante Bukowski in dir?“
Hier gibt es eine weitere Kritik.
Peter Osteried ist seit vielen Jahren als Autor und Journalist tätig. Er schreibt für zahlreiche Online- und Print-Magazine und hat zudem viele Bücher über das Phantastische Kino verfasst.