Rassismus und Folklore im New York der 1920er – „Bitter Root“

Wenn der Hass einen Menschen übermannt, wird seine Seele vergiftet und er verwandelt sich in ein Monster, das „Jinoo“ genannt werden. Seit Generationen jagt die aus Harlem stammende Familie Sangerye die Infizierten und versucht diese zu heilen, bevor sie zu viel Chaos stiften oder jemanden verletzen. Nach einer Katastrophe sind nicht mehr viele Familienmitglieder übrig und der Zusammenhalt untereinander bröckelt aus diversen Gründen. Als sich dann eine neue, unbekannte Bedrohung in den Straßen zeigt, müssen sie sich wieder zusammenraufen, um sich gemeinsam diesem neuen Feind zu stellen.

Chuck Brown (Autor), David F. Walker (Autor), Senford Green (Zeichner): „Bitter Root Band 1“.
Aus dem amerikanischen Englisch von Katrin Aust. Splitter Verlag, BIelefeld 2019. 160 Seiten. 24 Euro

Es ist schwierig, eine möglichst ausführliche Inhaltsangabe zu verfassen, ohne dabei zu viel zu verraten oder sich direkt in Details zu verstricken. Mit rasantem Tempo steigt man in diese Story ein und wird als Leser umgehend in die Geschehnisse geworfen. Platziert ist die Handlung im New York der 1920er. Die Autoren David F. Walker und Chuck Brown fangen diesen eigenen Charme geschickt ein, setzen sich aber auch intensiv mit den gesellschaftlichen Problemen dieser Zeit auseinander. So ist Rassismus ein zentraler Bestandteil der Welt von „Bitter Root“ und wird aus den Augen der afroamerikanischen Bevölkerung beleuchtet.

Angereichert durch mystische Wesen und Versatzstücke aus amerikanischer Folklore ergibt sich ein großartiges Gesamtbild, das in Ansätzen an das Hellboy-Universum von Erfolgsautor Mike Mignola erinnert. Dieser hat sich, neben vielen anderen Künstlern, mit einem Variant-Cover an der Serie beteiligt. Eine Galerie der verschiedenen Motive und einige kulturwissenschaftliche Analysen befinden sich im sehr üppigen Anhang dieses Bandes.

Das düstere Universum von „Bitter Root“ macht schon im ersten Band eine sehr gute Figur. Beim Lesen wird schnell klar, dass die Reihe auf eine lange Laufzeit ausgelegt ist und mit einer großen Anzahl an Kapiteln aufwarten wird. Die kalifornische Filmproduktionsgesellschaft „Legendary Entertainment“ hat sich bereits im Jahr 2018 die Rechte an einer Verfilmung gesichert und lies zuletzt verlauten, dass „Black Panther“-Regisseur Ryan Coogler als Produzent mitwirken soll.

Dieser Text erschien zuerst auf: DeinAntiheld.de

Andreas Wolf ist begeisterter Comicleser. Dabei beschränkt er sich nicht auf ein Genre, sondern stöbert gerne in allem, wofür er sich irgendwie begeistern kann. Seine Eindrücke versucht er dann als Co-Autor des Online-Comicmagazins DeinAntiHeld.de zusammenzufassen, um so anderen Menschen diese Werke näherzubringen.

Seite aus „Bitter Root, Band 1“ (Splitter Verlag)