Die Buchmesse soll im Oktober stattfinden, aber …

Fotografin: Annett Weirauch / SDG - United Nation 2019 / © Frankfurter Buchmesse

Kürzlich hat der Aufsichtsrat des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels entschieden, dass die diesjährige Frankfurter Buchmesse trotz Corona-Pandemie veranstaltet werden soll. Doch auf einer Pressekonferenz räumte Messechef Jürgen Boos ein, dass die Messe selbst von kaum einem Drittel der üblichen Ausstelleranzahl ausgeht.

Möglich wurde eine etwaige Durchführung der Messe vom 14. bis 18. Oktober 2020, weil sich das Ordnungsamt und das Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt von einem Hygienekonzept überzeugt zeigten, das die Frankfurter Buchmesse und die Messe Frankfurt gemeinsam erarbeitet haben. Es sieht unter anderem vor, dass großere Bereiche des Messegeschehens dezentral in der gesamten Stadt stattfinden sollen. Auf der Messe selbst sollen die Stände der Aussteller mit größeren Lücken zueinander platziert werden. Trotzdem überraschte es, dass auch an den Publikumstagen am Wochenende festgehalten werden soll, an denen das Gedränge immer besonders groß ist.

Besonders viel Hoffnung setzten die Verantwortlichen darauf, dass angeblich die großen deutschen Publikumsverlagsgruppen mit an Bord wären bei diesem Vorgehen. Namentlich wurden in der Mitteilung der Frankfurter Buchmesse unter anderem Random House, Bonnier und Holtzbrinck genannt, zu denen Verlage wie Heyne, Penguin, Rowohlt, S. Fischer oder Carlsen zählen. Angeblich hätten sie „die Idee eines neuen Veranstaltungskonzepts im Rahmen der Buchmesse initiiert“, bei deren Konzeption, Kommunikation und später auch Umsetzung sie eng involviert sein sollten.

Doch davon distanzierten sich die marktführenden deutschen Publikumsverlage ganz klar. Wie das Branchenblatt „Buchreport“ mitteilte, werden sie stattdessen diesen Herbst in Frankfurt überhaupt keine Stände haben. Sie hätten vielmehr im Vorfeld an die Frankfurter Buchmesse appelliert, in diesem Jahr auf einen großen Veranstaltungsreigen mit Übertragung in Webkanäle zu setzen und dafür auf eine Präsenzmesse zu verzichten.

Mit dem Bonnier-Verlag Carlsen verliert die Frankfurter Buchmesse zudem den letzten großen deutschen Aussteller mit Comic-Programm. Auch bei den Graphic-Novel-Verlagen, die zumindest bis vor zwei Jahren noch in der Halle 4.1 im Umfeld unabhängiger Literaturverlage mit Ständen vertreten waren, gibt es offenbar kein Interesse, nach Frankfurt zurückzukehren – gerade auch noch unter den derzeitigen Umständen. Zudem stünde wohl ein Umzug in die Halle 6 an – weit ab vom Hauptgeschehen in Halle 3, was einen Verzicht auf die Messe zusätzlich erleichtern dürfte.

Bliebe im Grunde nur noch die „Cosplay Area“ (früher auch „Cosplay Corner“ betitelt) mit diversen Ausstellern aus dem Manga-Umfeld, die seit einigen Jahren immer an den Publikumstagen öffnete. Auch diese wird es in diesem Jahr nicht geben, wie die Buchmesse auf Anfrage mitteilte. Erst in wenigen Wochen würde man sehen, welche Aussteller sich „verteilt über alle Hallen“ dann aus den „spannenden Themenbereichen wie Comic und Manga“ für die Messe angemeldet haben. Die Antwort darauf kann man wohl vorwegnehmen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf: PPM-News