Wie Umberto Eco in seinen besten Zeiten

Die Graphic Novel „Fun“ des italienischen Comickünstlers Paolo Bacilieri ist eine Chronik des Kreuzworträtsels und eine gewitzte Kriminalerzählung zugleich.

„Dick Tracy“ sei der Comic, der „dem Geist des Kreuzworträtsels vielleicht am nächsten“ komme, erklärt der italienische Disney-Autor Zeno Porno dem Romanautor und Professor Pippo Quester. Quester, der nicht zufällig aussieht wie Umberto Eco, lässt sich interessiert über Parallelen der beiden Medien aufklären — er arbeitet an einem Buch zur Geschichte des Kreuzworträtsels. Comic und Kreuzworträtsel sind zur Jahrhundertwende an der Ostküste der USA entstanden und haben in kürzester Zeit eine solche Verbreitung gefunden, dass sie zum selbstverständlichen Teil der Alltagskultur geworden sind.

Der Comic „Fun“ des Italieners Paolo Bacilieri erzählt die Geschichte von Questers Recherche, die sich wiederum in eine Kriminalgeschichte verwandelt. Kein Wunder, schließlich sei, so Quester, „die tiefe Verbindung von Detektivgeschichte und Kreuzworträtsel durchaus bekannt“. Virtuos entwickelt Bacilieri seine komplexe Story voller unerwarteter Wendungen, subtiler Querverbindungen und literarischer Zitate von Raymond Chandler bis Georges Perec. Ästhetisch vielseitig, unterhaltsam und dennoch gehaltvoll, erinnert nicht nur Quester, sondern auch „Fun“ an Umberto Eco in seinen besten Zeiten.

Dieser Beitrag erschien zuerst in: Stadtrevue 7/2018

Paolo Bacilieri: Fun • Aus dem Italienischen von Benjamin Clay • Avant-Verlag, Berlin 2018 • 296 Seiten • Hardcover • 30,00 Euro

Jonas Engelmann ist studierter Literaturwissenschaftler, ungelernter Lektor und freier Journalist. Er hat über „Gesellschaftsbilder im Comic“ promoviert, schreibt über Filme, Musik, Literatur, Feminismus, jüdische Identität und Luftmenschen für Jungle World, Konkret, Zonic, Missy Magazine und andere, ist Mitinhaber des Ventil Verlags und Co-Herausgeber des testcard-Magazins. Druckfrisch ist von ihm die Textsammlung „Nach Strich und Rahmen“ erschienen.