Nihilistische Gülle

© Netflix

Eine Kurzkritik zu David Finchers Comicverfilmung „Der Killer“.

Das Fenster zum Hof, drinnen Wework (prä Insolvenz), draußen Paris. Das ostlaternenmilchige Licht, schön digital, das Weltloch, durch das der, leider immerzu seinen menschenfeindlichen Unfug auf die Tonspur hinausdenkende Held, zielt und blickt. Dazu, hier noch nicht so schlimm nervend, die Smiths und später, auch, wieder und wieder, die Smiths, on and off, off and on, das samtige Wehklagen, das die Nerven des Killers beruhigt.

Wer es glaubt, wer irgendwas davon ernsthaft glaubt, wird alles, nur sicher nicht selig, die Tantiemen an Morrissey schmerzen mehr als die Wunden, die der Killer sich im New-Orleans-Kapitel dann holt. Kurz noch Bewunderung für den Flug als Aus-den-Wolken-Montage, rasch aber zerlegt sich, was im dichten Beginn Noir-Kondensat war, in Style, Ornament, Gewalt und Besprechen. Mit Todesfolgen und Tücke, Whiskey, on the rocks dann erst draußen, Mülleimer hier, Kopfschuss für Tilda, die Zeichen verstecken sich nicht, sondern stellen sich aus. Das macht sie platt, aber nicht leer, und es ist die Entleerung, die Fincher, der nichts im Kopf hat, für das, was er kann, nun einmal braucht. Stattdessen ist das alles mit nihilistischer Gülle randvoll.

Diese Kurzkritik erschien zuerst im „Notizen“-Blog des Cargo-Magazins.

The Killer
USA 2023

R: David Fincher – B: Alexis Nolent, Andrew Kevin Walker – K: Erik Messerschmidt – Sch: Kirk Baxter – M: Trent Reznor, Atticus Ross – V: Netflix, 24 Bilder – D: Michael Fassbender, Tilda Swinton, Arliss Howard, Charles Parnell, Sophie Charlotte, Gabriel Polanco, Kerry O’Malley, Emiliano Pernía, Sala Baker – L: 119 Min. – Filmstart in Deutschland: 26.10.2023 – Heimkinostart: 10.11.2023

Ekkehard Knörer, geboren 1971, in Würzburg, Austin (Texas) und Frankfurt (Oder) Deutsch, Englisch, Philosophie, Kulturwissenschaften studiert. Promoviert zur Theorie von Ingenium und Witz von Gracián bis Jean Paul. Von 1998 bis 2008 die Filmkritik-Website Jump Cut betrieben. Texte zu Film, Theater, Literatur für Perlentaucher, taz, Freitag, diverse andere Medien. Seit 2012 Redakteur, seit 2017 auch Mitherausgeber des Merkur. Ebenfalls Mitherausgeber des Filmmagazins Cargo.