Das Böse aus dem Nichts – „Centaurus – Das Finale“

Während auf dem Weltenschiff der Sauerstoff knapp zu werden droht und die Menschen, die seit 400 Jahren und seit Generationen auf das Ende ihrer Reise warten, darauf drängen, endlich auf den Planeten – die vermeintliche neue Erde – übersiedelt zu werden, nimmt dort ein Drama seinen Lauf. Der Fremde, Master genannt und der letzte seiner Art, enthüllte den übrigen Mitgliedern des ersten Erkundungstrupps um Richard Klein gerade, welche schreckliche Gefahr auf dem Planeten wirklich umgeht. Nun merkt auch Peter, dass er wie Yoko auf dem Weltenschiff bereits vor Jahren von der fremden Macht beeinflusst wurde und erkennt die Last der Schuld, mit der er zukünftig leben muss. Nachdem es Peter endlich gelingt, mit dem Gouverneur Kontakt aufzunehmen, scheint es bereits zu spät. Eine zweite Landungsfähre, deren Besatzung die Übersiedlung vorantreiben soll, ist unterwegs und wird nach der Landung, gerade als die Warnung eintrifft, von der unbekannten Macht attackiert. Nun liegt es an dem kleinen Häuflein um Richard und Peter, den gesamten Rest der Menschheit zu retten…

Leo (Autor), Rodolphe (Autor), Zoran Janjetov (Zeichner): „Centaurus Band 5: Gelobtes Land“.
Aus dem Französischen von Tanja Krämling. Splitter Verlag, Bielefeld 2020. 48 Seiten. 15 Euro

Viele der Mysterien rund um die vermeintliche neue Erde, die die ersten drei Bände der Serie sukzessive aufgebaut haben, wurden bereits am Schluss von Teil 4 („Welt des Schreckens“) gelüftet: Einst landeten humanoide Wesen mit futuristischen Technologien auf dem Planeten, um von dort aus andere Welten zu erkunden (oder gar zu erobern? Das bleibt Interpretationssache), darunter auch unsere Erde – was ganz nebenbei den irdischen Mythos der fliegenden Untertassen erklärte. Dann kam das Übel über die namenlose Welt in Gestalt eines Meteoriten, der nicht weit von der Basis der Wesen einschlug. Das Böse, Fremde, das aus dem Nichts auftaucht, unerklärt und vernichtend, eine Invasion von außen, der man machtlos gegenübersteht – hier klingt H. G. Wells‘ „War of the Worlds“, die Mutter aller Invasionsepen, an, wie auch natürlich Lovecrafts „Die Farbe aus dem All“, gerade erst in einer gelungenen Adaption im Carlsen Verlag erschienen.

In „Centaurus“ ist das Übel noch eine gehörige Nummer größer, nimmt gewaltige Ausmaße an. Unter der Oberfläche des ganzen Planeten hat es sich ausgebreitet, ein wucherndes Geflecht, wie ein bösartiges Geschwür. Es zeigt sich nur abstrakt in Form von Tentakeln, ist offenbar hochintelligent und mit einer ausgesprochenen Perfidie ausgestattet. Vernichtung um der Vernichtung willen treibt es an. Mehr wissen wir nicht, wie auch die menschlichen (und nicht menschlichen) Protagonisten. Das Ende, so viel sei ohne zu spoilern verraten, ist gründlich.

Optisch beeindruckt auch hier wie im Vorgänger die „Basis“ des Masters mit ihren weißen, kühlen Wänden und geometrisch sauberen Strukturen, die ein futuristisches Design ergeben. Ein Gegensatz zur üppigen Natur des Planeten, zu den chaotischen Mördertentakeln und den nachgebildeten berühmten Bauwerken, die als irritierende Fremdkörper auf dem Planeten zu finden sind. Leo, sein Co-Autor Rodolphe und Zeichner Zoran Janjetov (wieder unterstützt von seinem Sohn, der die Kolorierung besorgte) präsentieren somit einen gelungenen Serienabschluss.

Dieser Text erschien zuerst auf: Comicleser.de

Bernd Weigand ist schon über vier Jahrzehnte in Sachen Comics unterwegs: lesen, sammeln, übersetzen. Schreibt auch seit 20 Jahren über Comics, seit 2010 auf comicleser.de.

Seite aus „Centaurus Band 5: Gelobtes Land“ (Splitter Verlag)