Im Grunde muss man nach den beiden „The Amazing Spider-Man“-Filmen fast alles, was kommt, als Verbesserung ansehen. Entsprechend guten Willen gibt es bei „Spider-Man: Homecoming“, nur leider kann der Film dem nicht gerecht werden. Denn auch wenn der freundliche Wandkrabbler von nebenan nun fest im Marvel Cinematic Universe eingebunden ist, führt das nicht zu einer innovativen Erneuerung. Im Gegenteil, die neuen Elemente, die hier nun eingebunden sind, werden der Figur nicht gerecht.
Der Film setzt kurz nach dem Kampf der Superhelden in „The First Avenger: Civil War“ ein. Peter Parker kehrt nach Hause zurück und darf den Anzug behalten, den Tony Stark für ihn gemacht hat. Er soll einfach warten, bis er wieder gebraucht wird, aber Spider-Man ist natürlich auch solo aktiv. So verhindert er einen Raub, bei dem die Gauner extrem hoch entwickelte Waffen benutzen. Das wiederum führt Spider-Man auf die Spur des Vultures, der sich als Waffenhändler verdingt.
Recht viel mehr an Geschichte ist hier auch nicht vorhanden. Ein bisschen Nummernrevue gibt es stattdessen noch, was besonders mit Spider-Mans neuem Kostüm einhergeht. Denn das ist mittlerweile mehr eine Iron-Man-Rüstung mit allerhand eingebauten Spielereien, hunderten verschiedenen Formen von Netzflüssigkeit und einer K.I., die mit Peter spricht. Diese Szenen sollen die Figur von den bisherigen Filmen abheben, sie unterminieren aber Peter Parker, da er eigentlich ein Genie ist, was hier gar nicht zum Tragen kommt. Stattdessen gibt es reichlich halbgare Gags, die an den ersten „Iron Man“ erinnern. Originalität sieht anders aus!
„Spider-Man: Homecoming“ ist zudem erstaunlich unspektakulär. Sicherlich gibt es ein paar Kämpfe, aber die saufen entweder in Dunkelheit ab, oder bieten einfach gar nichts Neues. Der größte Moment soll wohl der sein, als Spider-Man die Fähre rettet. Auf den war man offensichtlich im Trailer schon sehr stolz. Aber die Szene funktioniert nicht. Einerseits, weil sie von der Zugsequenz in Sam Raimis „Spider-Man 2“ inspiriert, aber emotional nicht durchschlagend ist, andererseits, weil Spider-Man auch versagt und die Rettung von woanders kommen muss. Darüber hinaus ist die Szene abstrus. Dieses Schiff ließe sich so, wie das hier gezeigt wird, niemals retten – ganz zu schweigen davon, dass augenscheinlich auch niemand verletzt wurde.
Robert Downey Jr. ist als Tony Stark dabei, aber den Großteil seiner Szenen konnte man schon im Trailer sehen. Was ansonsten bleibt, ist eine erstaunlich unsympathische Performance. Generell gilt hier aber, dass die älteren Figuren nicht gerade sehr vorteilhaft dargestellt sind. Happy Hogan, der als eine Art Liaison zu Peter Parker dient, ist unwirsch, unfreundlich und unsympathisch. So kennt man ihn aus den „Iron Man“-Filmen nicht!
Was bleibt, sind ein paar interessante Nebenfiguren in Peter Parkers Umfeld, auch wenn es ein wenig irritiert, dass hier offensichtlich mittels Quote jede Ethnie bedient werden musste, und ein paar Momente mit dem jungen, unerfahrenen Spider-Man, die ganz hübsch geworden sind. Alles in allem ist „Spider-Man: Homecoming“ jedoch ein enttäuschender Auftakt für die dritte Inkarnation des Netzschwingers in gerade mal 15 Jahren. Aber das größte Problem, das dieser Film hat, ist der Umstand, dass er einfach langweilig ist.
Spider-Man: Homecoming. USA 2017. Regie: Jon Watts. Darsteller: Tom Holland, Michael Keaton, Robert Downey Jr., Marisa Tomei, Jon Favreau, Gwyneth Paltrow, Zendaya.
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