Auch wenn in Spider-Mans Begegnung mit einem lebendem, schwarzem Kostüm aus dem Weltall längst nicht so theatralisch und verzweifelt war, wie uns Sam Raimis dritter Spinnen-Film glauben ließ, gehört diese Geburtsstunde von Spidey-Erzfeind-Venom zu den eher düsteren und ernsten Abschnitten aus der Chronik des Wandkrabblers. Nun, da wir in „Deadpool’s Secret Secret War“ Zeugen werden durften, wie der erst lang nach dem kosmischen Event entstandene Sprücheklopfer quasi nachträglich in die Marvel-Geschichte geschrieben wurde, ist es also nur recht und billig, dass der gute alte Wade Wilson auch diesem historischen Kapitel aus der Ideenfabrik ein wenig Chaos und Freude einhauchen darf.
„Deadpool: Back in Black“ schreit uns bereits von seinem Cover mit schmissiger Videotheken-Typographie entgegen, dass es in den Achtzigern spielt. Auf den Seiten des Sammelbandes wird dabei leider kein so großer Wert auf atmosphärischen Retro-Kitsch gelegt, was deutlich tragischer wäre, wenn Salva Espins moderner, flächiger Cartoon-Look nicht so hervorragend aussähe. Ähnlich wie im zuvor erwähnten „Secret Secret War“ ist „Back in Black“ aber kein alternativer Geschichtsverlauf, keines von Marvels berühmten „What If“-Szenarien. Viel mehr werden wir hier erneut Zeugen, dass der außerirdische Symbiont zwischen seinen Verbindungen mit Peter Parker und natürlich dem ikonischem Venom-Wirt Eddie Brock tatsächlich ein kurzes, aber intensives Tête-à-Tête mit dem uns wohlbekannten Söldner hatte.
Auf der Flucht vor dramatisch schlecht gelaunten intergalaktischen Kopfgeldjägern erfreut sich Deadpool an der unverhofften Zuneigung der wohlgeformten Black Cat, einem Teil von Spideys assimilierten Fähigkeiten und tatsächlich sogar über eine kleine Portion seines Verantwortungsgefühls. Nun muss Deadpool nur noch den größenwahnsinnigen Jäger Kraven davon überzeugen, dass er tatsächlich nicht der echte Spider-Man ist und liefert diesem quasi aus Versehen auch gleich das Motiv für den Spider-Man-Klassiker „Kravens Letzte Jagd“. So funktioniert Deadpool tatsächlich am besten. Wohldosiert, ansprechend präsentiert und mit einem Stück ikonischer Marvel-Geschichte, dass er hinter sich her an einer Kette durch den Dreck zieht, während er dabei fröhlich pfeift. Schön.
Cullen Bunn, Salva Espin: Deadpool – Back in Black. Panini, Stuttgart 2017. 116 Seiten, 12,99 Euro.