Für diejenigen, die noch nie etwas von Hermann gehört haben: Hermann Huppen (Jahrgang 1938) ist ein belgischer Comic-Autor, der in der Comic-Szene unter seinem Vornamen Hermann bekannt ist. 1964 schrieb und zeichnete er seinen ersten Comic für die Zeitschrift Spirou. Als der bekannte Szenarist Greg von 1966 an die Position des Chefredakteurs beim Comic-Magazin Tintin übernahm, brachte er frischen Wind in die Seiten des Heftes. In dieser Zeit kreierte er einige seiner berühmtesten Serien, von denen zwei von Hermann, damals noch ein sehr junger und aufstrebender Zeichner, in Bilder umgesetzt wurden: „Bernard Prince“ (ab 1966, dt. Andy Morgan) und „Comanche“ ab 1969.
Ab 1977 schrieb Hermann auch eigene Szenarien und realisierte die sehr erfolgreiche, bis heute erscheinende Serie „Jeremiah“. 1983 kam noch die im Mittelalter angesiedelte Serie „Die Türme von Bos-Maury“ hinzu. Neben den Serien entstanden diverse Einzelbände. Nicht selten arbeitet Hermann mit seinem Sohn Yves Huppen zusammen, der dem berühmten Vater schon diverse Szenarien geliefert hat.
Michael Hüster: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Ihr Leben noch mal neu zu beginnen, würden Sie wieder Zeichner werden wollen oder hätten Sie etwas ganz anderes gemacht?
Hermann: Gute Frage. Ich glaube, ich würde gar nicht mehr eine neue Chance haben wollen. Das Leben war hart genug. Die eine Möglichkeit, etwas aus meinem Leben zu machen hat mir voll und ganz gereicht. (lacht)
Nein, mal im Ernst. Was soll ich mich beklagen. Das Leben hat es eigentlich doch ganz gut mit mir gemeint. Ich habe einen sehr annehmbaren Lebensstandard entwickelt und es geht mir gut. Sollten meine Alben mal nicht mehr so gut laufen, hätte ich die Möglichkeit, Originalseiten zu Geld zu machen oder was auch immer. Die Antwort ist also nein. Vermutlich hätte ich es wieder so gemacht. Ich bin mein eigener Chef, und das ist viel wert.
Können Sie sich noch an Ihre Koralle-ZACK-Zeit erinnern?
Ja. Natürlich! Das war eine sehr schöne Zeit damals da oben in Hamburg. Vor allem Ralf Kläsener, Gigi Spina und Gisela Prüfer habe ich noch gut in Erinnerung. Die haben mich gleich nach St. Pauli geschleppt, diese sündige Meile in Hamburg, und sagten zu mir: Mach was du willst, geht alles auf Kosten des Hauses. Ich frage mich noch heute, warum ich dieses großzügige Angebot damals nicht genutzt habe… (lacht)
ZACK hat ja damals mit einer an sich genialen Idee versucht, den europäischen Comic-Markt zu erobern. Einer der wichtigsten Figuren war damals de Kesel. De Kesel hatte hervorragende Verbindungen zu den großen Verlagshäusern wie Dargaud, Lombard und Dupuis. Die Grundidee war, alle Rechte an diversen Serien auf einen Verlag (Koralle) zu konzentrieren und dann zentral durch verschiedene Magazine wie Wham, SuperAS und eben ZACK in mehreren Ländern zu vermarkten.
Ich denke, an dem Projekt waren einfach zu viele Leute beteiligt. Und natürlich wurden damals auch sehr hohe Seitenpreise an die Comic-Szenaristen und Comic-Zeichner gezahlt. Da wurde damals eine Unmenge Geld verbrannt!
Sehen Sie Unterschiede im geschäftlichen Umgang zwischen Verlagen und Autoren in Deutschland bzw. Frankreich/Belgien?
Sagen wir mal so. Bei den Franzosen/Belgiern gehst du erstmal zusammen essen. Du unterhältst dich nett, trinkst was und verbringst den Abend zusammen. Irgendwann merkst du: Oh, ist ja schon ganz schön spät. Lassen wir dass mit den Verhandlungen und verschieben wir es auf den nächsten Tag. Dann triffst du dich am nächsten Tag, besprichst die Konditionen und unterschreibst den Vertrag.
Die Deutschen sind da meist anders. Zunächst mal kommt das Geschäftliche. Du triffst dich im Büro, besprichst die Konditionen, machst den Vertrag und dann geht’s zum Essen.
Ich bin positiv von Ihrer doch sehr offenen Art überrascht. Das ist nicht bei allen Ihrer Kollegen so…
Tja, was soll ich machen. Ich bin keiner von denen, die durch die Gegend kokettieren, sich irgendwo in die Ecke setzten und sagen: Nun lasst mich mal alle in Ruhe! Von diesen Kollegen gibt es auch einige, die sind nicht nur Stars, die verhalten sich auch so, wenngleich sie in der Minderheit sind. Ich nehme das Leben wie es kommt, und ich mag den Austausch. Das macht ja auch mir Spaß, andere Leute kennenzulernen und andere Meinungen zu hören.
© Foto: Yves Tennevin