Die Reise zum Mond – „Apollo 11“

Schon zum 50. Mal jährt sich am 21. Juli dieses Jahres der Tag, als die Amerikaner den Wettlauf ins All gegen die Russen gewannen und mit Neil Armstrong, gefolgt von Buzz Aldrin, die ersten Menschen den Mond betraten (mit dabei war noch Michael Collins, der im Mondorbit verblieb). Ein ganzes halbes Jahrhundert ist das nun her und aus heutiger Sicht noch immer eine unerhörte technologische Leistung – kein Wunder, das manch einer glaubt, die Mondlandung sei nur inszeniert gewesen, am besten noch von Stanley Kubrick. Bis 1972 sollten zwölf Astronauten den Mond betreten und bis heute die einzigen bleiben, wobei die Namen der Nachfolger von Armstrong und Aldrin der Allgemeinheit kaum geläufig sind. Aldrin und Collins leben noch, Neil Armstrong starb 2012. Apollo 11, die Mission, mit der sie zum Mond aufbrachen und die zum globalen Medienereignis wurde, wird zum Jubiläum entsprechend gefeiert werden. Natürlich auch im Comic, wobei der Knesebeck Verlag hier den Anfang mit einer Graphic Novel macht.

Mike Collins (Zeichner), Matt Fitch (Autor), Chris Baker (Autor): „Apollo 11“.
Aus dem Englischen von Ebi Naumann. Knesebeck Verlag, München 2019. 168 Seiten. 24 Euro

Die setzt ein mit dem Start der Saturn V Rakete am 16. Juli 1969, erzählt die Mission aber nicht nur chronologisch, sondern arbeitet auch immer wieder mit Rückblenden und Traumsequenzen. Damit verschachteln die Autoren das Geschehen und bringen reichlich Abwechslung hinein, denn die eigentliche Geschichte ist hinlänglich bekannt. So schwenkt das Geschehen gleich nach dem Countdown und dem reibungslosen Abheben der Rakete zurück zum Desaster mit Apollo 1, als 1967 drei Astronauten beim Training am Boden ums Leben kamen. Während die Mission ihren Weg nimmt, man verlässt die Erdumlaufbahn Richtung Mond, sehen wir Armstrongs Frau Janet mit Sohn Mark, hin- und hergerissen mit einer Gefühlsmischung aus Sorge, Stolz und Zuversicht. Einer der Rückblicke zeigt beispielsweise den jungen Aldrin, der als Bub den exzentrischen Flugzeugbauer Howard Hughes trifft. Auch Richard Nixon, der als Präsident (nicht nur hinsichtlich des Raumfahrtprogramms) im Schatten des ermordeten John F. Kennedy steht, bekommt einige Panels Raum.

Der Band ist gut und flüssig zu lesen, trotz manch ungünstiger Anordnung des Letterings in den Sprechblasen. Es wird nicht alles en détail erklärt, was ja auch nicht nötig ist, sondern in erster Linie dokumentarisch geschildert, wobei die (Alb-)Traumsequenzen natürlich Interpretationssache der Macher bleiben, wie die Mann-im-Mond Episode, die passenderweise an Georges Méliès „Reise zum Mond“ erinnert, oder der Astronaut in der Wohnung, der tatsächlich auf Kubrick verweist. Auch dürfen die berühmten Zitate nicht fehlen, vom gelandeten Adler bis zum großen Schritt für die Menschheit. Originell ist die Präsentation. Natürlich greift Zeichner Mike Collins (ein wirklich schöner Zufall bei der Namensgleichheit) auf die ikonischen Bilder zurück, die jeder im Kopf behält, der sich einmal mit der Mondlandung befasst hat und die hier im realistischen Stil wiedergegeben werden. Der komplette Band ist in kräftigen Farben gehalten und deren absichtliche grobe Rasterung erinnert in ihrem Vintage-Stil an die US-Comics der sechziger und siebziger Jahre. Am Ende des Bandes steht die berühmte Kennedy Rede („We choose to go to the moon“) und im Anhang erfährt man mehr über die Technik sowie die im Band auftretenden Astronauten.

Dieser Text erschien zuerst auf: Comicleser.de

Bernd Weigand ist schon über vier Jahrzehnte in Sachen Comics unterwegs: lesen, sammeln, übersetzen. Schreibt auch seit 20 Jahren über Comics, seit 2010 auf comicleser.de.

Seite aus „Apollo 11“ (Knesebeck Verlag)