Comic-Bestenliste – Viertes Quartal 2019

30 Kritikerinnen und Kritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in Presse, Rundfunk und Internet regelmäßig Comics, Mangas und Graphic Novels besprechen, stellen alle drei Monate eine gemeinsame Bestenliste zusammen.

Die Comic-Bestenliste – präsentiert von buchreport, Comic.de, rbbKultur Radio und Tagesspiegel – orientiert sich in ihrem Erstellungsverfahren an der renommierten „SWR Bestenliste“ für Literatur.

Die Jurorinnen und Juroren, die am Ende der Seite aufgelistet sind, konnten bis zu vier Comic-Novitäten benennen, denen sie möglichst viele Leser und Leserinnen wünschen, und vergaben je einmal 15, 10, 6 sowie 3 Punkte. Hier folgen jetzt die zehn Bestplatzierten für die zurückliegenden Monate …


Platz 1 (mit 76 Punkten)

Posy Simmonds:

CASSANDRA DARKE (Reprodukt)

Hardcover-Album, 96 Seiten, farbig, € 24,00, ISBN: 978-3-95640-196-1 • Originalveröffentlichung 2018 beim britischen Imprint Jonathan Cape von Penguin Random House • Übersetzung aus dem Englischen: Sven Scheer • Leseprobe

Andrea Heinze im Deutschlandfunk: „(…) Immer wieder fügt Posy Simonds Fließtext in den Comic ein. Das ist typisch für ihre Arbeit und lässt den fiesen Gedanken von Cassandra Darke so freien Lauf, dass sie eine ganz eigene Komik entwickeln. Typisch für Posy Simonds ist auch, dass sie sich für ihre Comics von Literaturklassikern inspirieren lässt (…).“


Platz 2 (mit 54 Punkten)

Nick Drnaso:

SABRINA (Aufbau/Blumenbar Verlag)

Hardcover-Album, 208 Seiten, farbig, € 26,00, ISBN: 978-3-351-05071-9 • Originalveröffentlichung 2018 beim kanadischen Verlag Drawn & Quarterly • Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Daniel Beskos und Karen Köhler

Gerrit Lungershausen auf Comic.de: „(…) Auch wir Leser werden in diesen Sog von Verschwörungsphantasien hineingezogen, weil Drnaso einige Geheimnisse um Calvin Wrobel hineingesponnen hat. Rasch verlieren wir das Vertrauen in diesen verschlossenen lone wolf, dessen Sozialverhalten absolut glaubhaft macht, dass hinter der berufsbedingten Flecktarnfassade ein Mörder steckt. Drnaso macht uns unbemerkt zu Mittätern in einem detektivischen Versteckspiel, nur dass sich weder jemand versteckt, noch dass es ein Spiel wäre. Der Mordfall wird unversehens zu einem thrilling whodunit, und wir haben das Opfer Sabrina, das wir konsequenterweise fast nie zu Gesicht bekommen, längst vergessen (…) Wer die interessantesten Comics des Jahres 2018 sucht, sollte ‚Sabrina‘ von Nick Drnaso lesen.“


Platz 3 (mit 53 Punkten)

Luz:

WIR WAREN CHARLIE (Reprodukt)

Paperback, 320 Seiten, farbig, € 29,00, ISBN: 978-3-95640-193-0 • Originalveröffentlichung 2018 unter dem Titel „Indélébiles“ beim französischen Verlag Futuropolis • Übersetzung aus dem Französischen: Vincent Julien Piot, Tobias Müller und Karola Bartsch • Leseprobe

Lars von Törne in Der Tagesspiegel: „Zeichnerisch herausragend sind auch jene Szenen, in denen Luz in seiner Fantasie zusammen mit Cabu, der für ihn ein Spiritus rector war, durch seine Zeichnungen wandert und sich an gemeinsame Erlebnisse erinnert. Bild für Bild lässt Luz seine Freunde und Kollegen vor den Augen der Leser wieder lebendig werden. Und trägt damit dazu bei, deren Lebenswerk zu dem zu machen, was der französische Originaltitel des Buches, ‚Indélébiles‘, aussagt: unauslöschlich.“


Platz 4 (mit 52 Punkten)

Tina Brenneisen:

DAS LICHT, DAS SCHATTEN LEERT (Edition Moderne)

Paperback, 240 Seiten, farbig, € 29,00, ISBN: 978-3-03731-192-9 • Leseprobe

Gerrit Lungerhausen in Comic.de: „Es werden nicht die klassischen Phasen der Trauerarbeit durchdekliniert, es ist kein Lehrbuch der Traumabewältigung. Die Erzählung hat keine allzu dominante Struktur, sie endet nicht in einem furiosem Happy End, sondern funktioniert als Sammlung von sich wiederholenden oder ähnelnden Szenen, in denen Brenneisen ihren Umgang mit der Trauer schildert, der sich ständig verändert, nicht aber zu einem Abschluss kommt.“


Platz 5 (mit 51 Punkten)

Francois Schuiten (Szenarist und Zeichner), Jaco Van Dormael (Szenarist), Thomas Gunzig (Szenarist):

BLAKE & MORTIMER SPEZIAL 1: DER LETZTE PHARAO (Carlsen)

Softcover-Album, 92 Seiten, farbig, € 19,99, ISBN: 978-3551740854 • Originalveröffentlichung 2018 beim französischen Verlag Dargaud unter dem Titel „Le Dernier Pharaon“ als 11. Veröffentlichung der Reihe „Autour de Blake & Mortimer“ • Übersetzung aus dem Französischen: Harald Sachse

Alex Jakubowski auf Comic-Denkblase.de: „(…) Warum hat es eigentlich so lange gedauert, bis jemand auf die Idee kam, François Schuiten ein Blake-und-Mortimer-Album zeichnen zu lassen? Bleibt zu hoffen, dass es nicht bei dem Album bleibt, sondern Schuiten ähnlich wie André Juillard eine Reihe von Geschichten zu Papier bringen darf. Meinen Daumen hat er!“


Platz 6 (mit 43 Punkten)

Émile Bravo:

SPIROU & FANTASIO SPEZIAL 28: SPIROU ODER: DIE HOFFNUNG TEIL 2 (Carlsen)

Softcover-Album, 96 Seiten, farbig, € 14,00, ISBN: 978-3-551-77638-9 • Originialveröffentlichung 2019 unter dem Titel „Un peu plus loin vers l’horreur“ in den Ausgaben 4230 bis 4244 des belgischen Magazins „Spirou“ • Übersetzung aus dem Französischen: Ulrich Pröfrock • Leseprobe

Andreas Platthaus in seinem Comic-Blog auf faz.net: „(…) Stilistisch ist Bravo paradoxerweise viel näher an der von Hergé begründeten Schule von Brüssel als an der von Marcinelle, zu der Franquin gerechnet wird. Also sieht Bravos „Spirou“ viel mehr nach „Tim und Struppi“, der großen Konkurrenzserie, aus. Das ist aber umso witziger, weil ja Hergé stets dessen Kollaboration mit den Deutschen vorgeworfen worden ist, und so findet man in dem in seinem ästhetischen Sinne abgewandelten Spirou einen besonders bösartigen Kommentar auf seine Rolle (…).“


Platz 7 (mit 41 Punkten)

Patrick Spät (Szenarist), Bea Davies (Zeichnerin):

DER KÖNIG DER VAGABUNDEN (avant-verlag)

Hardcover-Album, 160 Seiten, schwarzweiß, € 25,00, ISBN: 978-3-96445-015-9 • Leseprobe

Andrea Heinze in rbb kultur: „(…) Der Comic schafft es auf wunderbare Weise, das Leben dieses ungeheuer umtriebigen Gregor Gog lebendig werden zu lassen. Das gelingt vor allem durch die sehr expressiven schwarz-weiß Zeichnungen von Bea Davies, die mitunter an die Graphiken von Käthe Kollwitz erinnern. Bea Davies kann ungeheuer starke Portraits zeichnen. Man sieht ihrem Gregor Gog förmlich an, wie der vor Energie sprüht, wie er allen Widrigkeiten immer wieder trotzt und eine so große Menge von Menschen hinter sich versammelt, dass die Regierungen ganz unterschiedlicher Städte immer wieder ihre Polizei schicken (…).“


Platz 8 (mit 30 Punkten)

Martin Ernstsen nach Knut Hamsun:

HUNGER (avant-verlag)

Hardcover-Album, 220 Seiten, farbig, € 30,00, ISBN: 978-3-96445-016-6 • Originialveröffentlichung 2019 unter dem Titel „Sult“ im norwegischen minuskel forlag • Übersetzung aus dem Norwegischen: Ina Kronenberger • Leseprobe

Martin Reiterer in Der Standard: „(…) Man muss Ernstsens historisierende Rahmung der Geschichte, indem er zu Beginn in sepiabrauner Kolorierung eine biedermeierliche Atmosphäre als Kontrast zu Pedersens Innenleben evoziert, nicht unbedingt überzeugend finden. Seine grafische Umsetzung von Hamsuns Klassiker, der auch aktuelle Formen des Prekariats vorwegnimmt, steckt jedoch voller Überraschungen und überzeugender Visualisierungen mit genuinen Mitteln des Comics.“


Platz 9 (mit 28 Punkten)

Marco Wiersch (Szenarist), Bernd Kissel (Zeichner):

FREISTAAT FLASCHENHALS (Carlsen)

Hardcover-Album, 208 Seiten, farbig, € 20,00, ISBN: 978-3-551-78150-5 • Leseprobe

Bernd Weigand auf Comicleser.de: „(…) Nach dem Ersten Weltkrieg unterläuft den Siegermächten USA und Frankreich ein Vermessungsfehler, der kuriose Folgen nach sich zieht: Zwischen den gebildeten Brückenköpfen der Amerikaner (bei Koblenz) und der Franzosen (bei Mainz) übersieht man im Jahre 1919 einen schmalen Streifen, zwischen weniger als einem und bis zu zehn Kilometer breit. Das Aussehen des Streifens ähnelt einem Flaschenhals (…) Drehbuchautor Marco Wiersch (…), der hier seinen ersten Comic vorlegt und Zeichner Bernd Kissel (…) haben sich dieser skurrilen und nicht jedem bekannten Episode aus der Deutschen Historie angenommen und erzählen die Geschichte des Flaschenhalses am Beispiel einer Handvoll Personen (…).“


Platz 9 (mit 28 Punkten)

Jan Bachmann:

DER BERG DER NACKTEN WAHRHEITEN (Edition Moderne)

Softcover-Album, 112 Seiten, farbig, € 24,00, ISBN: 978-3-03731-194-3 • Leseprobe

Hans Jürg Zinsli in Der Tagesanzeiger: „(…) Bei aller Komik und Absurdität: Hier wird der Comic insofern spannend, als er von einer Zeit erzählt, in der es durchaus denkbar schien, dass sich neben dem Kapitalismus und dem Kommunismus eine dritte Weltanschauung herausbilden könnte, die von solchen Alternativbewegungen ausging. Bachmann hält sich da abermals eng an die Quellen, mehrmals wird zum Beispiel auf Harald Szeemanns Ausstellungskatalog zu dessen berühmter Monte-Verità-Ausstellung von 1978 verwiesen (…).“


DIE MEDIENPARTNER

buchreport – Die meinungsbildende Fachzeitschrift für die Buchbranche
Comic.de – Das Magazin für Comic-Kultur im Internet
rbbKultur – Deine Ohren werden Augen machen
Der Tagesspiegel– Die größte Zeitung der Hauptstadt


DIE JURY

Barbara Buchholz (Comixene, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/p02p)
Gina Dähmlow
(Sumikai, http://t1p.de/pm2m)
Anne Delseit
(Animania, https://t1p.de/ae4v)
Christian Endres
(die zukunft, Geek!, http://t1p.de/ukpk)
Birte Förster
(Titel Kulturmagazin, http://t1p.de/qtej)
Gerhard Förster
(Die Sprechblase, http://t1p.de/wv34)
Christian Gasser
(Radio SRF 2, Neue Zürcher Zeitung, http://t1p.de/mlz5)
Meheddiz Gürle
(Lektoratsdienste des ekz.bibliotheksservice, https://t1p.de/qsog)
Christoph Haas
(Süddeutsche Zeitung, taz. die tageszeitung, http://t1p.de/fqdm)
Volker Hamann
(Alfonz, Reddition, http://t1p.de/lr8o)
Gerd Heger
(Saarländischer Rundfunk, http://t1p.de/6kz0)
Andrea Heinze
(Deutschlandfunk, rbbKultur, https://t1p.de/lcg9)
Jule Hoffmann
(Deutschlandfunk Kultur, http://t1p.de/htfj)
Alex Jakubowski
(ARD-aktuell, Comic-Denkblase, https://t1p.de/34ug)
Martin Jurgeit
(Buchreport, die neunte, http://t1p.de/mnzr)
Karin Krichmayr
(Der Standard, http://t1p.de/yjp7)
Jörg Krismann
(Comixene, http://t1p.de/axkj)
Gerrit Lungershausen
(Comicgate, Closure, http://t1p.de/7xy3)
Mattes Penkert-Hennig
(Dein Antiheld, http://t1p.de/5j86)
Andreas Platthaus
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, http://t1p.de/8f1s)
Claudia Reicherter
(Südwest Presse, http://t1p.de/8v3n)
Martin Reiterer
(Wiener Zeitung, http://t1p.de/71xu)
Volker Robrahn
(Comic-Talk, http://t1p.de/m4q0)
Martin Schöne
(3sat, http://t1p.de/qzyh)
Sabine Scholz
(Animania, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/g2ju)
Anna Mháire Stritter
(Orkenspalter TV, https://t1p.de/lyts)
Lars von Törne
(Der Tagesspiegel, http://t1p.de/zuip)
Ralph Trommer
(taz.die tageszeitung, http://t1p.de/cagt)
Gesa Ufer
(Deutschlandfunk Kultur, rbb radioeins, http://t1p.de/680j)
Hans Jürg Zinsli
(Berner Zeitung, Tages-Anzeiger, http://t1p.de/kifj)