Während sich die gestrige Bund-Länder-Runde für Deutschland auf keine zusätzlichen Corona-Einschränkungen einigen konnte, trat in Österreich heute ein besonders konsequenter Lockdown in Kraft.
Die strengen Ausgangs- und Besuchsbeschränkungen, die mit der Schließung des Großteils des Einzelhandels einhergehen, sollen (zunächst) bis zum 6. Dezember 2020 gelten und die in Österreich besonders heftige zweite Corona-Welle brechen. Lediglich Geschäfte, deren Angebot zur Deckung des täglichen Bedarfs bestimmt ist, dürfen weiter öffnen – etwa Lebensmittelgeschäfte, Drogerien und Apotheken, aber auch Pressekioske.
Nicht befreit vom Lockdown ist dagegen der gesamte Buchhandel inklusive der Comic-Läden. Gegenüber der Situation während des ersten Lockdown im Frühjahr ergibt sich sogar noch eine Verschärfung, da jetzt auch der kontaktlose Abholservice am Geschäft nicht mehr zulässig ist. Eine solche Ausnahme wird nur der Gastronomie eingeräumt.
Gegen diese Ungleichbehandlung regt sich aber schon Protest. Der für den Buchhandel zuständige Fachverband in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) erklärt etwa, dass die Situation jeden vorausdenkenden Kaufmann zwinge „Versandgeschäfte anzubieten, um die Kunden nachhaltig zu binden“. Doch die Portokosten stünden in keinem sinnvollen Verhältnis zum Warenwert: „Versandgeschäfte mit Büchern ermöglichen daher kaum wirtschaftliche Erträge. Wir fordern daher, dass kontaktlose Abholstationen für legal erklärt werden.“
Auch bei der finanziellen Kompensation von Umsatzverlusten sehen sich Buchhändler und Comic-Läden schlechter gestellt. Während einzelne Branchen auf den Ausgleich von bis zu 80 Prozent ihrer Umsatzausfälle hoffen können, sind für sie nur 40 Prozent vorgesehen. Argumentiert wird in diesem Zusammenhang mit der Nichtverderbarkeit der Ware sowie den zu erwartenden Nachholeffekten nach der Wiedereröffnung der Geschäfte. Doch hier sind gerade für den stationären Handel Zweifel angebracht. Da nämlich ein beträchlicher Anteil der Käufe während eines Lockdown zu großen Internet-Platformen abwandert, blieb im österreichischen Buchhandel für die Ladengeschäfte trotz des relativ guten Sommergeschäfts für 2020 immer noch ein Minus von 10 Prozent in den Büchern stehen.
Doch es gibt auch einzelne Lichblicke für die Kollegen in Österreich. So werden etwa die unterschiedlichen Hilfsprogramme wie Fixkosten-Zuschuss oder Umsatz-Ersatz nicht miteinander verrechnet und vor allem läuft die Bewilligung und Auszahlung von Geldern in der Alpenrepublik relativ unbürokratisch und schnell an – zumindest im Vergleich zu Deutschland.