Neal Adams (1941-2022)

Neal Adams © DC Comics

Der US-amerikanische Comiczeichner Neal Adams ist im Alter von 80 Jahren an den Folgen einer Sepsis verstorben. So vermeldete es am 29. April The Hollywood Reporter.

Nach seinem Abschluss an der Manhattan’s School of Industrial Art veröffentlichte Adams einige Beiträge im „Archie’s Joke Book Magazine“ und zeichnete den Comicstrip „Ben Casey“. Es folgten Horror-Comics für Warren Publishing, bevor er mit einigen Kriegscomics bei seinem langjährigen Arbeitgeber DC debütierte.

Ab 1967 arbeitete er für die Reihe „Strange Adventures“ auch erstmals im Superhelden-Bereich. Zwei Jahre später begann er parallel für Marvel an den „Uncanny X-Men“ zu zeichnen und modernisierte kurzerhand die Kostüm-Designs des Teams. Doch 1969 sollte nicht nur für ihn ein Karriere veränderndes Jahr werden, denn zusammen mit Autor Denny O’Neil entwarf er seine erste Arbeit für DC Comics’ Batman.

Die beiden veränderten das Konzept und der Figur so nachhaltig, dass ihr Input bis in die heutigen Tage hineinreicht und für viele Leser:innen als einer der bedeutendsten Meilensteine in der über 80 Jahre andauernden Geschichte der Figur gilt. Während ihrer langjährigen Arbeit wurde jedoch nicht nur Batman generalüberholt, sondern auch Widersacher wie Ra’s al Ghul in die komplexe Mythologie eingeführt.

Doch nicht nur an Batman waren Adams und O’Neil als Team überaus erfolgreich. Auch ihr Wirken an der Reihe „Green Lantern / Green Arrow“ zählt bis heute zu den Fan-Favorites des DC-Programms. Zum ersten Mal wurden Superhelden mit überaus irdischen gesellschaftlichen Problemen, Drogenkonsum und Rassismus, konfrontiert.

Ab den 1970er Jahren setzte sich Adams auch über den Zeichentisch hinaus für die Comicszene ein und nutzte seine Reputation, um die Rechte von Künstler:innen und Kolleg:innen zu stärken. Dadurch wurde die Öffentlichkeit auf den desaströsen Umgang großer Comic-Publisher wie DC Comics mit ihren Künstler:innen aufmerksam. So war es u. a. Adams zu verdanken, dass DC gezwungen wurde, die Schöpfer von Superman – Joe Shuster und Jerry Siegel – in den Comics des Kryptoniers namentlich zu nennen, nachdem diese über Jahrzehnte hinweg aus der Ideengeschichte der Figur getilgt wurden. Auch dass die Künstler:innen von den Verlagshäusern ihre Zeichnungen zurückerhielten, ist u. a. auf Adams‘ Initiative zurückzuführen. Vorher hatten die Kreativen nahezu keinerlei Möglichkeit, an ihre eigenen Zeichnungen heranzukommen, sie wurden prinzipiell von den Verlagen einbehalten. Ende der 1970er leistete Adams seinen Beitrag bei der Formierung der Comic Creators Guild und gründete später die Firma Continuity Associates, welche sich um die Förderung junger Künstler:innen bemühte.

Schon früh wurde Adams mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und bereits 1969 in die Alley Award Hall of Fame aufgenommen. Später erhielt er mehrere Goethe Awards und Inkpot Awards, bis er 1998 auch in die Will Eisner Comic Book Hall of Fame aufgenommen wurde. Ein Jahr später folgte die Jack Kirby Hall of Fame und 10 Jahre darauf die Joe Sinnott Hall of Fame.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf: bizzaroworldcomics.de

Emanuel Brauer ist Betreiber des Comic-Blogs bizzaroworldcomics.de, Autor für Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! – Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.