Kritik



Auf der Suche nach dem Biest – „Quest“

Wo ist der Wolpertinger? Pelli und Nimue jagen per Motorroller Schwert und mittelalterlichem Mythos hinterher. „Quest“ ist die originelle Neudeutung der Arthus-Sage – und ein schlichtweg zauberhafter Fantasy-Comic
Von CHRISTOPH HAAS



Koloniales Joch – „Alandal“

Konquistadoren, Piraten, muslimische Stämme, mächtige Schiffe, Schwertkunst und Intrigen – all das verschwimmt in „Alandal“, dem Spätwerk des philippinischen Comickünstlers Alex Niño, in einem schwer zu fassenden optischen Fiebertraum
Von ANDREAS GRABENSCHWEIGER




Flucht vor dem Image – „Romy Schneider“

Von Ernst Marischka zu Luchino Visconti: Der biografische Comic „Romy Schneider – Ich bin nicht mehr Sissi“ beleuchtet den Kampf der Schauspielerin um künstlerische Integrität
Von WOLFGANG NIERLIN



Ein etwas anderer Superheld – „Der Affenkönig“

Bekannt wurde Milo Manara mit seinem voyeuristischen Comic-Blick und stereotypen Frauenfiguren, die auf Knopfdruck das machen, was Männer oder männliche Zeichner wollen. In einem Frühwerk aus den 1970er-Jahren zeichnete Manara den alten chinesischen Mythos vom „Affenkönig“ neu und schuf dabei einen etwas anderen Superhelden
Von MAX BAUER


Wunsch nach Selbstverwirklichung – „Die Knef“

Sie war „Die Sünderin“, Schauspielerin, Schriftstellerin und eine der erfolgreichsten Chanson-Sängerinnen des Nachkriegsdeutschlands: Hildegard Knef. Im Dezember wäre sie 100 Jahre alt geworden. Moritz Stetter hat ihr Leben in einer Comicbiografie nachgezeichnet
Von ANDREA HEINZE


Klimawandel, Apokalypsen und die Banalität des Bösen

Roberto Grossi macht sich in „Die große Verdrängung“ ein Bild vom Klimawandel, Patrick Lacan und Marion Besancon lassen in „Grün“ die Natur zurückschlagen, und Veiko Tammjärv adaptiert das „Hotel Zum verunglückten Alpinisten“ für die rechte Gegenwart. Eindrucksvolle, liebenswerte, diskutable Phantastik-Comics der letzten Monate
Von SVEN JACHMANN



Der Nabel der Welt – „Joe’s Bar“

Die Welt von „Joe’s Bar“ ist eine Welt des Noir im Sinne Derek Raymonds. Sie steht mitten in New York City und ist doch die Welthauptstadt. Nun ist der Klassiker von José Muñoz und Carlos Sampayo als Gesamtausgabe erschienen
Von THOMAS WÖRTCHE




Kein Miteinander – „Jakob Neyder“

Der Österreicher Franz Suess gilt mit seinen Comics als feiner Beobachter unterschiedlicher Milieus. Es sind vor allem die Geschichten des Scheiterns, die Suess aufzeichnet. Für sein aktuelles Projekt „Jakob Neyder“ wurde er mit dem Preis der Bertold Leibinger Stiftung ausgezeichnet
Von ANDREA HEINZE


Serienkiller Superstar

In „Schon gehört, was Ed Gein getan hat?“ dokumentieren Harold Schechter und Eric Powell nüchtern und analytisch die Taten des Plainfield Ghoul – und ihr kulturelles Echo, das noch immer nachhallt. Aktuell in der dritten Staffel der „Monster“-Serie auf Netflix, die heute startet
Von HOLGER BACHMANN


Entführt, um Godzilla zu übertrumpfen – „Der Diktator und der Plastikdrache“

In den 70ern wurden die berühmte südkoreanische Schauspielerin Choi Eun-hee und der Filmregisseur Shin Sang-ok nach Nordkorea entführt. Als Gefangene des Regimes sollen sie aus der dortigen Filmindustrie wieder ein Erfolgsgeschäft machen, was sogar gelingen wird. „Der Diktator und der Plastikdrache“ erzählt keine Räuberpistole, sondern fast vergessene Filmgeschichte
Von BERND WEIGAND



Queeres Medium – „Abfackeln“

Die Suche nach Identität in einer brennenden Welt – Nino Bullings Erzählung „Abfackeln“ wurde von der New York Times als eine der acht „Best Graphic Novels of 2024“ ausgezeichnet
Von JONAS ENGELMANN


Kunst als Dolmetscherin – „Baby’s in black“

Arne Bellstorf erzählt in „Baby’s in black“ von Astrid Kirchherrs frühen Jahren in Hamburg, als sie den Beatles ihr Markenzeichen verpasste. Reprodukt hat Bellstorfs 2010 erschienene Graphic Novel nun als Taschenbuch herausgebracht
Von SVEN JACHMANN


Vergessen im Grenzgebiet – „Papiervögel“

Die Zivilgesellschaft im Iran hat unter der autoritären Regierung kaum Möglichkeiten, sich zu entfalten. Comiczeichner Mana Neyestani aus seinem französischen Exil in „Papiervögel“ den lebensgefährlichen Alltag der Kolbar – der kurdischen Lastenträger im iranisch-irakischen Grenzgebiet – recherchiert
Von ANDREA HEINZE


Wege zur Kunst – „Oken“

Comicdebütant Wu Shih-hung hat die Autobiographie des taiwanischen Dichters Yang Mu als wunderschönen Comic adaptiert
Von HOLGER BACHMANN


Hauptsache Arbeit – „Frontier“

Guillaume Singelins SF-Erzählung „Frontier“ ist ein präzise komponierter Weltenentwurf, der ungeschönt über das zukünftige Verhältnis von menschlicher Ausbeutung und Sehnsucht nachdenkt
Von BERND WEIGAND


Eine andere Wirklichkeit – „Nadel und Folie“

Fast zehn Jahre hat Luka Lenzin in einer Hamburger Drogenberatungsstelle gearbeitet. Sein Comic „Nadel und Folie“ zeigt nicht nur im unaufgeregten Duktus den dortigen Alltag, sondern ist auch eine Kulturgeschichte des Drogenkonsums und eine Kritik an der aktuellen Drogenpolitik
Von JONAS ENGELMANN


Kinderfresser, Kernkraftnerds und Körperwelten

Die Creepshow ruft grimmige EC-Zeiten in Erinnerung, Tom Gauld lacht mit der Wissenschaft, und Richard Corben ist beeindruckender denn je. Eindrucksvolle, liebenswerte, diskutable Phantastik-Comics der letzten Monate
Von SVEN JACHMANN






Zwei deutsche Leben – „Zeit heilt keine Wunden“

Ernst Grube überlebte die Shoah. In den 1950ern wurde er wegen seiner KPD-Mitgliedschaft von dem NS-Richter Kurt Weber verurteilt. In „Zeit heilt keine Wunden“ zeigt Hannah Brinkmann den unterschiedlichen Umgang mit Tätern und Opfern des Nationalsozialismus in der BRD
Von JONAS ENGELMANN


Vor die Wand gelaufen – „Das Rennen des Jahrhunderts“

1904 fanden die Olympischen Spiele im US-amerikanischen St. Louis statt. Besonders der Marathonlauf erwies sich als organisatorische Katastrophe unter widrigsten Bedingungen. José Luis Munuera und Kid Toussiant blicken in „Das Rennen des Jahrhunderts“ nicht ohne Humor auf das lebensgefährliche Fiasko zurück
Von BERND WEIGAND


Geldsorgen – „Eine Falle für Parker“

Keine Falle kann Berufs- und Serienganove Parker aufhalten. Auch die neueste Comic-Adaption nach einem Noir-Krimi von Richard Stark überzeugt durch Tempo und Spannung
Von JÜRGEN SCHICKINGER


Die Wirklichkeit bewahren

Wim Wenders wird 80: Der französische Comiczeichner Stéphane Lemardelé schaut in „Das Storyboard von Wim Wenders“ dem Filmemacher nicht nur auf dem Set über die Schulter
Von WOLFGANG NIERLIN


Mörderjagd – „Zeter und Mordio“

Die Geschichte von Jens Cornils‘ Comicdebüt „Zeter und Mordio“ basiert auf einem historischen antisemitischen Kriminalfall von 1687, den Glückel von Hameln in ihren Memoiren schildert. Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde mussten das Verbrechen hinnehmen, um niemanden gegen sich aufzubringen
Von JONAS ENGELMANN


Das Gründungsdokument des Ghibli-Studios – „Nausicaä“ von Hayao Miyazaki

Die Zeichentrickfilme des Ghibli-Studios werden als Gegenentwürfe zur Ideologieproduktion à la Disney gelesen, als fantastische Zeichenwelten, die den Blick auf die Wirklichkeit nicht verstellen. Die Grundlage für den Erfolg von Ghibli legte jedoch nicht ein Film, sondern ein Manga von Ghibli-Gründer Hayao Miyazaki. „Nausicaä im Tal der Winde“ gibt es nun als Neuauflage
Von MAX BAUER


Panorama der ägyptischen Gesellschaft – „Shubeik Lubeik“

Im arabischen Märchen beginnt der Spruch des Dschinns aus der Wunderlampe mit „Dein Wunsch ist mir Befehl“ – oder auch „Shubeik Lubeik“. Die ägyptische Comic-Künstlerin Deena Mohamed hat aus der tradierten Wunschkonstellation eine großartige Gesellschaftssatire gezeichnet
Von ANDREA HEINZE



Blutige Seefahrt – „El Gaucho“

Nur zwei Mal, in „Ein Indianischer Sommer“ und „El Gaucho“, haben die beiden berühmten italienischen Comickünstler Hugo Pratt und Milo Manara zusammengearbeitet. Nun ist „El Gaucho“ im Rahmen der Manara-Alben-Werkausgabe im Splitter Verlag erschienen
Von BERND WEIGAND