Christophe Bec meets Arthur Conan Doyle – „Vergessene Welt“

Blickt man auf die Erfolgsbilanzen, werden im Kino derzeit die Karten neu gemischt: Mit einem bisherigen Einspielergebnis von über 1,5 Milliarden Dollar hat „Jurassic World“ als dritterfolgreichster Film bereits Geschichte geschrieben; noch verteidigen zwei Filme James Camerons, „Avatar“ und „Titanic“, die vorderen Plätze. Dem Studio Universal bescherte „Jurassic World“ schon jetzt das erfolgreichste Kinojahr aller Zeiten, folgerichtig wurde erst kürzlich ein Sequel angekündigt.

Ob sich die Dinomania auch im Comic einleiten lässt? Der französische Comicautor und –zeichner Christophe Bec (Heiligtum, Carthago, Prometheus), hauptsächlich im weiten Feld der Phantastik beheimatet und oftmals einer sehr filmischen Mystery-Blockbuster-Ästhetik zugeneigt, lässt es etwas ruhiger angehen. Seine Trilogie „Vergessene Welt“, deren zweiter Band gerade bei Splitter erschienen ist, greift mit der gleichnamigen Vorlage von Arthur Conan Doyle noch einmal einen der Initialtexte des Dino-Phänomens auf.

Das Erzählprinzip lautet Entschleunigung: Erst zum Schluss des ersten Bandes wird uns überhaupt ein erster Blick auf die gigantischen Urzeitwesen gewährt, die ein kleiner Trupp wissbegieriger Wissenschaftler und Journalisten mithilfe eines mysteriösen Reisetagebuchs im Dschungel Amazoniens ausfindig macht.
Ohne visuellen Eskapismus und hektische Jagdszenen wird behutsam das Faszinosum dieser archaischen Welt entfaltet. Auch der Zeichenstil schmiegt sich vortrefflich dem zurückhaltenden Duktus an; old school und klassisch im Sinne der literarischen Erzählung. Und während einige Figuren das Staunen in ihren Gesichtern nur schwer verbergen können, wissen wir Leser/innen längst, dass nicht nur redliche Absichten der Motor dieser Expedition sind. Monströs ist auch in dieser fantastischen Fremde vor allem der Mensch.

Christophe Bec, Fabrizio Faina, Mauro Salvatori: Vergessene Welt. Band 2. Splitter, Bielefeld 2015. 56 Seiten. € 14,80