„Roses Lächeln“ – Ein eiskalter Krimi voller Wärme

Den 1975 in Genf geborenen Sacha Goerg, der heute in der belgischen Comic-Hauptstadt lebt, kennt man hierzulande vielleicht nicht unbedingt als Mitbegründer des Autorenverlags L’Employé du Moi, aber womöglich für seine Mitarbeit an der Panel-Serie „Sechs aus 49“, die online auf FAZ.net und in gedruckter Form bei Schreiber & Leser erscheint. Im u. a. von ARTE geförderten, digitalen Comic-Magazin „Professor Zyklop“ wurde zudem Goergs Comic „Roses Lächeln“ serialisiert – bei Reprodukt gibt es jetzt einen handgeletterten Sammelband als Klappenbroschur.

Goergs Hauptfigur ist der 32-jährige Desmond, der vor einer Weile seinen Job als Banker und gleich noch seine Frau verlor, der Geld am Ende wichtiger war als acht Jahre Beziehung. Jetzt hat sie einen Neuen und versucht mit allen Mitteln, den gemeinsamen Sohn Theo von Desmond fernzuhalten. An einem besonders beschissenen, bitterkalten Wintertag tritt dann auch noch Rose in Desmonds Leben, und mit ihr ein ganzer Haufen weiterer Probleme. Denn Rose wird von einem einflussreichen alten Mann gejagt, der zu allem bereit ist. Desmond wird in die Sache verwickelt, und plötzlich ist sein Leben genauso in Gefahr wie das seines kleinen Sohnes …

„Roses Lächeln“ ist einer dieser Krimis, deren Story von gut funktionierenden Figuren-Klischees profitieren und durch sie keinerlei Schaden nehmen. Im Gegenteil: Beim Lesen sorgen sie inmitten von Gefühlen, Lügen, Angst, Panik, Verzweiflung, Kälte, Blut und sogar Folter für Sympathie und Wärme – für eine feste Verbindung zu den Protagonisten. Den Rest erledigen die außergewöhnlichen Zeichnungen, die stimmungsvolle Farbgebung und das exzellente Storytelling, also der ganze visuelle Ansatz und Flow der Geschichte.

Da lächelt der Krimi- und Comic-Fan.

Sacha Goerg: Roses Lächeln. Reprodukt, Berlin 2015. 104 Seiten, € 20,00