Christophe Bec entdeckt die Wüste als Horrorschauplatz – „Heiligtum: Genesis“

Die Trilogie „Heiligtum“, geschrieben von Xavier Dorison (Prophet, Undertaker, Asgard) und gezeichnet von Christophe Bec (Vergessene Welt, Aeropostale), war ein ausnehmend schauriges Kammerspiel, wenn auch im gigantischen Ausmaß. Darin stößt im Jahr 2029 eine U-Boot-Mannschaft in den Tiefen des Mittelmeers auf einen monströsen Tempel, der eine bizarre Kreatur beherbergt. Bis dies allerdings dem Forscherteam gewahr wird, hat die hervorragend geschriebene Lovecraft-Hommage bereits einen eigenen Mythos gesponnen, der die Furcht vor dem Anderen mit dem Faszinosum einer der Menschheit gänzlich unbekannten Kultur verbindet.

Nun legen Christophe Bec (diesmal als Autor) und Szenarist Philippe Thirault mit dem zweibändigen Mini-Spin-off „Heiligtum: Genesis“ nach, der Geschichte des blutrünstigen Wesens ein Fundament zu verschaffen. Die SF-Elemente des Vorgängers wurden gestrichen, die Geschehnisse diesmal in der Vergangenheit, ins Jahr 1934 situiert. Aus Zufall entdeckt ein Bauer in der Syrischen Wüste den Eingang zu dem monumentalen Bauwerk. Der Fund macht in Expertenkreisen schnell die Runde: Eine Gruppe französischer Archäologen ist an der Erforschung des Relikts ebenso interessiert wie die deutsche Nazi-Elite, die das Forschungscamp kurzerhand okkupieren lässt. Der Häufung unheimlicher Vorzeichen – mysteriöse Todesfälle, eklige Skorpion-Invasionen – schenkt natürlich niemand Beachtung.

Der creepy Unterwasser-Horror ist im ersten Album dieses Prequels einer ausgesprochen lichtdurchfluteten Abenteuer-Erzählung gewichen, die – Bec bleibt Bec – eklektisch alles miteinander verschraubt, was die Wüste als Okkult-Schau- und Tummelplatz obsessiver Wissenschaftler in der Vergangenheit zu bieten hatte. „Die Mumie“, „Indiana Jones“ und natürlich wieder Lovecraft fungieren als Materialdepot, aus dem sich Bec für einen stimmungsvollen Kurztrip bedient. Der zweite und finale Band wird zeigen, wie geschmeidig der Anschluss an die Hauptserie gelingt.

Christophe Bec, Philippe Thirault, Stefano Raffaele: Heiligtum Genesis Bd. 1. Splitter, Bielefeld 2015. 56 Seiten. 14,80 Euro

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