Wer ist dieser Mann? – „Mister George“

Wenn jeder falsch spielt …

MisterGeorge-cvrFür den Automechaniker George Price ist das Leben eigentlich ganz normal – wenn er sich nur daran erinnern könnte, wie es gewesen ist, bevor er seine Gehirnoperation hatte. Nun lebt er mit seiner Frau in der Kleinstadt Selby, macht Spielabende mit seinem Schwiegervater und fragt sich, warum er sich an Dinge erinnert, die nie passiert sind.

Das ist die Prämisse von „Mister George“, einem Zweiteiler, dessen erster Band nun bei Schreiber & Leser erschienen ist. Wäre das alles, wäre „Mister George“ kein Thriller. Aber da ist natürlich noch mehr: George wird von seiner „Familie“ überwacht und eine Journalistin ist ihm auf den Fersen, weil sie sicher ist, dass er ein Massenmörder ist, der eigentlich hingerichtet worden sein soll.

Wie bei den besten Mysterien baut auch Hugues Labiano bei seinem „Mister George“ Wert auf die Schaffung von Atmosphäre, auf den Aufbau von Paranoia, auf Überraschungen – all das macht diesen Comic nicht nur lesenswert, sondern auch spannend. Insbesondere gilt dies, weil George Price eigentlich kein sympathischer Kerl ist. Oder vielleicht doch? Im Grunde kann man das hier noch nicht klar benennen, da man zwei Versionen eines Menschen geboten bekommt, ohne wirklich sagen zu können, welche davon die dominierende ist.

„Mister George“ ist gediegen in Szene gesetzt. Klare Farben, eine realistische Darstellung, auch wenn die Figurenzeichnung bisweilen ein wenig eigen erscheint – all das zieht den Leser in die mysteriöse Geschichte hinein. Bleibt nur zu hoffen, dass die Auflösung dem Aufbau auch gerecht wird.

Hugues Labiano, Serge Le Tendre, Rodolphe: Mister George 1 – Selby. Schreiber & Leser, Hamburg 2016. 48 Seiten, € 14,95