Fünf Freunde sind sie, alle um die 60, alle im Leben gescheitert, aber eine Freude haben sie schon. Die Nachbarin Jo mit einem Teleskop zu beobachten. Das missfällt der jungen Dame, die sich von älteren Herren aushalten lässt. Und so bittet sie die Fünf um ein Treffen. Was sich entspinnt, ist eine kuriose Liebelei. Die fünf Männer teilen sich Jo – und sie liebt sie alle. Doch dann geht das Geld aus.
Die Geschichte von Jean Van Hamme, die erstmals 2009 erschienen ist, könnte damit enden. Doch das tut sie nicht. Im Grunde ist es erst der Auftakt für einen Coup, den die alten Herren sich leisten und der alles verändert. Sie sind nominell die Guten, aber sie greifen zu fragwürdigen Mitteln.
Es ist eine unmoralische Geschichte, die Van Hamme hier erzählt. Von Freundschaft, von Liebe, von Sex, von Zärtlichkeit und von dem Willen, einmal im Leben den Jackpot abzuräumen. Und das für eine Dame, die einen Sugardaddy – oder auch gleich fünf – sucht, aber gar nicht vorgibt, etwas Anderes zu sein als ein Mädchen, das Geschenke und Zuwendungen bekommen will.
Die dicht erzählte Geschichte lebt von den authentischen Figuren. Ernsthaft erzählt, ist kein Platz für Humor – und dennoch fühlt man sich an den Splitter-Erfolg „Die alten Knacker“ erinnert, weil „Das Teleskop“ auch alte Menschen in den Mittelpunkt rückt und zeigt, dass mit 60 Jahren noch längst nicht alles vorbei sein muss.
Salleck Publications hat mit diesem Titel eine echte Perle ins Programm genommen, die im Gesamtwerk von Jean Van Hamme Kuriositätencharakter besitzt, aber zu seinen besten Arbeiten gehört. Diese alten Knacker sind einfach coole Hunde!
Jean Van Hamme, Paul Teng: Das Teleskop. Salleck Publications, Wattenheim 2016. 88 Seiten, € 15,–