Was passierte am Set von „Schizo“?
Es ist das Hollywood des Jahres 1946. Eines, das es fast so gegeben hat. Denn nicht alles entspricht der Historie, als Berthet und Yann ihre Heldin Dottie als Detektivin ins Filmgeschäft vordringen lassen. Sie stößt eines Nachts auf die Schauspielerin Grace Mac Guffin, die ihr vors Auto läuft. Auf ihrem Rücken sind blutige Striemen und sie hat Angst vor dem Fetten. Danach verschwindet sie. Dottie ermittelt auf eigene Faust. Schon bald findet sie sich am Set von „Schizo“ wieder, dem neuen Film von Alfred Hitchcock, der nach zwei Flops dringend einen Hit benötigt.
Es ist ein verspieltes Szenario, das hier geboten wird. Eines, das den Master of Suspense in den Mittelpunkt rückt und gar zum Verdächtigen in einem Mordfall macht. Falsche Fährten und Überraschungen gibt es dabei einige, die größte Leistung ist jedoch, dass die Geschichte mit einer absoluten Ambivalenz endet.
Dabei gelingt es dem Duo, amüsante Details zu (vielleicht) essenziellen Teilen der Geschichte zu machen, so etwa Hitchcocks Ausspruch, dass Schauspieler nur Vieh seien. Amüsant ist auch seine blonde Muse, eine Art Grace Kelly, deren Nachname das ist, was Hitchcocks Filme oft angetrieben hat: der MacGuffin. Das sind beliebige Objekte oder Personen, die eine Handlung in Gang setzen, aber selbst eigentlich bedeutungslos sind. Das gilt hier auch für das Opfer der Geschichte, ohne das es sie gar nicht geben würde.
Im wahren Leben gibt es „Schizo“ natürlich nicht. 1946 präsentierte Hitchcock „Berüchtigt“, der ebenso wie sein Vorgänger „Ich kämpfe um dich“ ein Erfolg war. Dass es Berthet und Yann mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, sieht man aber gerne nach. Immerhin ist „Die Akte Alfred H.“, der 10. und vermutlich letzte Band ihrer Reihe „Pin-Up“, ein Krimi, an dem der Brite auch seine helle Freude gehabt hätte.
Yann, Berthet: Pin-Up 10 – Die Akte Alfred H. Salleck Publications, Wattenheim 2016. 48 Seiten, € 15,–