Die Manga-Adaption der erfolgreichen BBC-Serie „Sherlock“ von Steven Moffat und Mark Gatiss erschien zuerst in Japan und war für Fans lange ein gesuchtes Sammlerobjekt. Erst vor kurzem begann der britische Verlag Titan mit einer englisch lokalisierten Publikation. Nun springt auch Carlsen auf den Zug auf, lässt aber Gandalf Bartholomäus direkt aus dem Japanischen übersetzen.
Der erste von Jay gestaltete Manga hält sich dabei sehr nahe an den ersten Fall des neuen Sherlock und seines wackeren Mitstreiters Watson, die beide nicht länger im viktorianischen England, sondern im modernen London unterwegs sind. Dementsprechend schreibt Watson seine Geschichten auch nicht für irgendwelche Postillen, sondern publiziert sie in seinem Blog.
Die Geschichte ist namentlich eine Variation von „Eine Studie in Scharlachrot“, geht ansonsten aber eigene Wege – bis hin dazu, am Ende schon den Namen Moriarty zu enthüllen, der nicht nur Sherlocks Gegenstück ist, sondern auch ein lang anhaltendes Spiel mit ihm beginnt. Am Anfang stehen dabei eine Reihe von eigentümlichen Morden, die wie Selbstmorde anmuten.
Dank des Umfangs von mehr als 200 Seiten gelingt es Jay, der Vorlage sehr nahe zu kommen, da er auch Details und Feinheiten bieten kann, die bei geringerer Seitenzahl nicht möglich gewesen wären. Das macht „Sherlock 1“ zu einer interessanten Angelegenheit, da man diese sehr westliche Geschichte mit der überbordenden Dynamik eines Mangas aus einer ganz neuen Perspektive heraus wahrnimmt. Und doch muss man eines schon sagen: Noch schöner wären originäre Fälle.
Steven Moffat, Mark Gatiss, Jay: Sherlock 1: Ein Fall von Pink. Carlsen, Hamburg 2017. 212 Seiten, € 12,99