Résistance aus Kindersicht

Ein kleines französisches Dorf leistet zunächst keinerlei Widerstand, als es von der deutschen Wehrmacht besetzt wird. Doch neben jenen, die sich aller Gräueltaten zum Trotz mit den Nazis verbünden wollen, in Kauf nehmen Teil ihres Reichs und ihrer Ideologie zu werden, gibt es auch solche, die nicht kampflos aufgeben wollen. Zunächst kann niemand ahnen, dass der Kopf der Rebellion, der sich nur „Luchs“ nennt, nicht etwa ein Ex-Militär oder Exil-Politiker ist, sondern ein Bündnis dreier mutiger Kinder…

Benoît Ers (Zeichner). Vincent Dugomier (Autor): „Die Kinder der Résistance 1: Erste Aktionen“.

Aus dem Französischen von Mathias Althaler. Bahoe Books, Wien 2020/2021. Je 60 Seiten. Je 16 Euro

Stolze fünf Jahre nach Veröffentlichung des ersten von bislang sechs Bänden erscheint die exzellente frankobelgische Alben-Reihe „Les Enfants de Résistance“ nun endlich auch in der längst überfälligen deutschen Übersetzung im Wiener Bahoe Books Verlag. Und es wurde dringend Zeit. Die kindliche Perspektive auf die Situation französischer Landbewohner unter deutscher Besatzung verströmt trotz des schweren Stoffes nicht zuletzt durch die beeindruckt lebendigen und ausdrucksstarken Figuren aus der Feder des belgischen Zeichners Benoit Ers eine hoffnungsvolle Leichtigkeit. Die ermöglicht auch älteren Kindern, nach einer immer wichtigen Durchsicht der Eltern, sich dem komplexen Thema anzunähern, ohne sie zu verstören.

Zwar kann der Plot naturgemäß nicht ohne wenigstens punktuelle, dabei aber nie explizite Gewaltdarstellung auskommen, im Vordergrund steht aber die Auseinandersetzung der kleinen Widerstandskämpfer mit der Nazi-Ideologie und die Organisation ihrer Konteraktionen. Autor Vincent Dugomier erschafft eine verschrobene wie liebenswerte Dorfgemeinschaft, die den Leser schnell mitfiebern lässt. Auch für Erwachsene ist die Handlung komplex und spannend genug, um die Bücher nicht beiseite legen zu wollen, bis man das Ende erreicht hat.

Denn auch wenn das Szenario fiktiv sein mag, ist es exzellent recherchiert. Die kompakten, leicht verständlichen und interessanten Informationssegmente im reichhaltigen Nachwort belegen das. Gerade für deutsche Leser dürfte besonders interessant sein, wie differenziert die Spaltung der französischen Bevölkerung in zwei Lager hier aufbereitet und erklärt wird. Das ist eine interessante Facette dieses zerstörerischen Geschichtsabschnitts, die uns weder in deutschen Geschichtsbüchern noch in der multimedialen Aufbereitung besonders häufig begegnet.

So ensteht hervorragende und eigenständige Comickunst, die den warmen, freundlichen Geist europäischer Funnies ganz ohne deplatzierte Albernheiten in einem ernsten Anstrich präsentiert. Unbedingt empfehlenswert.

Hier gibt es eine weitere Kritik zu „Die Kinder der Résistance“.

Dieser Text erschien zuerst auf: DeinAntiheld.de

Mattes Penkert-Hennig ist Betreiber des Online-Comicmagazins DeinAntiHeld.de, Autor für Comic.de und den Berliner Tagesspiegel, war Juror beim „Rudolph Dirks Award“, Panelmoderator auf Comicmessen und hat zahlreiche Video-Interviews mit internationalen Comic-Künstlen geführt. Darüber hinaus produziert er animierte Video-Trailer für Comics und artverwandte Medien.

Seite aus „Die Kinder der Résistance“ Bd. 1 (Bahoe Books)