Ein „Zeitfragen“-Feature von Silke Merten auf Deutschlandfunk Kultur vom 20.01.2023:
„Comics zeigen alles in Bildern, auch die NS-Vernichtungslager. Heute ist das kein Tabu mehr. Doch das war mal anders: Als der Comic ‚Maus‘ 1989 in Deutschland erschien, war diese Form der Auseinandersetzung mit den Nazi-Verbrechen etwas völlig Neues.
‚Ein deutscher Journalist hat mich mal gefragt: Ein Comic über Auschwitz – ist das nicht schrecklich geschmacklos?‘, erzählt Art Spiegelman in einem Radio-Beitrag des WDR 2012. ‚Meine Antwort war nein. Ich denke, Auschwitz war schrecklich geschmacklos.‘ Da ist der US-amerikanische Comickünstler längst weltberühmt, sein Comic ‚Maus‘ in Dutzende Sprachen übersetzt. Spiegelman hatte darin die Geschichte seiner Eltern, die als polnische Juden NS-Verfolgung und das KZ Auschwitz überlebt hatten und nach New York emigriert waren, festgehalten. ‚Maus‘ wurde zum Bestseller, kam auch in die deutschen Buchläden und stieß hier zunächst auf Kritik. Die Frage war: Ist es angemessen, das Grauen von Auschwitz und den Mord an den Juden in Europa in einem Comic und in Form einer Fabel mit Tieren als Akteuren zu erzählen?“
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