30 Kritikerinnen und Kritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in Presse, Rundfunk und Internet regelmäßig Comics, Mangas und Graphic Novels besprechen, stellen alle drei Monate eine gemeinsame Bestenliste zusammen.
Die Comic-Bestenliste – präsentiert von buchreport, Comic.de, rbbKultur Radio und Tagesspiegel – orientiert sich in ihrem Erstellungsverfahren an der renommierten „SWR Bestenliste“ für Literatur.
Die Jurorinnen und Juroren, die am Ende der Seite aufgelistet sind, konnten bis zu vier Comic-Novitäten benennen, denen sie möglichst viele Leser und Leserinnen wünschen, und vergaben je einmal 15, 10, 6 sowie 3 Punkte. Hier folgen jetzt die zehn Bestplatzierten für die zurückliegenden Monate …
Kate Beaton:
DUCKS – ZWEI JAHRE IN DEN ÖLSANDEN (Reprodukt/Zwerchfell)
Hardcover, 448 Seiten, zweifarbig, € 39,00, ISBN: 978-3-95640-383-5 • Übersetzung aus dem Englischen: Jan Dinter • Leseprobe
Andrea Heinze auf comic.de: „Je mehr sich Kate Beaton an das Leben in den Ölfeldern gewöhnt – das dauert mehr als 250 Seiten –, desto mehr hat sie die soziale Frage im Blick: Warum werden die Männer so roh und übergriffig, wie sie es nie vorher erlebt hat? Männer, die aus derselben Gegend kommen wie sie selbst. Möglicherweise ist es die Einsamkeit, die Reizlosigkeit der Umgebung, die die Arbeiter in ihrer Männlichkeit noch toxischer werden lässt als an vielen anderen Orten. Viele der Männer versorgen mit dem Geld aus den Ölfeldern ihre Familien oder haben keine Chance auf eine andere Arbeit. Wer kein Geld hat, der hat keine Wahl.“
HYPERICUM (Avant-Verlag)
Hardcover, 144 Seiten, farbig, € 29,00, ISBN: 978-3-96445-093-7 • Übersetzung aus dem Italienischen: Myriam Alfano • Leseprobe
Birte Förster auf tagesspiegel.de: „Ein eigenwilliger Kontrast entsteht zudem, wenn Teresa Ruben in einem Berliner Club davon erzählt, wie Tutanchamuns Grab das Römische Reich, die Entstehung der Weltreligionen oder die Entdeckung Amerikas überdauert hat. ‚Eine Ewigkeit in finsterer Stille‘, steht über einem Bild, auf dem tanzende Menschen in einem vollen Saal zu sehen sind. Es verdeutlicht, wie sich der Lauf der Weltgeschichte verändert. Das Vergehen und die Bedeutung der Zeit sind in der Graphic Novel allgegenwärtig. In klugen, philosophischen Gedanken greift Fior das Thema immer wieder auf und verweist dabei auf etwas, das außerhalb der Handlung liegt: Dass nichts so bleibt wie es ist, jede Zeit ein Ende hat. Das deutet gegen Ende auch ein unerwartetes historisches Ereignis an, das die Entwicklung der Zeitgeschichte in eine neue Richtung lenken wird.“
Xavier Dorison, Thimothée Montaigne:
1629. Band 1 (Splitter Verlag)
Hardcover, 136 Seiten, farbig, € 35,00, ISBN: 978-3-98721-187-4 • Originalveröffentlichung 2022 unter dem Titel „1629… ou l’effrayante histoire des naufragés du Jakarta“ im französischen Verlag Glénat • Übersetzung aus dem Französischen: Harald Sachse • Leseprobe
Bernd Weigand auf comic.de: „Der gesellschaftliche Mikrokosmos an Bord, die Enge und das Elend (nicht nur) der Mannschaft werden von Autor Xavier Dorison eindringlich als allgegenwärtiges Problem geschildert: Auspeitschungen, Matrosen, die in ihren eigenen Fäkalien schlafen, überall Gewalt und menschliche Verrohung. (…) Vielleicht um eine Distanz zu den historischen Ereignissen zu schaffen und aufzuzeigen, dass die Geschichte in Teilen eine Interpretation dieser tatsächlichen Geschehnisse und der beteiligten Personen ist, heißt das Schiff nicht wie im Original Batavia, sondern Jakarta. Zeichner des gewaltigen Bandes ist Thimothée Montaigne, der u. a. „Das dritte Testament: Julius“ in Szene setzte und schon dort mit Dorison zusammenarbeitete. Sein realistischer Stil, seine ungeheuer kraft- und prachtvollen Bilder ähneln denen von Mathieu Lauffray und Alex Alice.“
Matze Ross, Jan Bintakies:
EIN VERDAMMTER HANDSCHLAG (Splitter Verlag)
Hardcover, 168 Seiten, farbig, € 25,00, ISBN: 978-3-95839-462-9 • Leseprobe
Jill-Patrice Lübbert auf letterheart.de: „Der Protagonist ist dabei ebenso wenig großer Sympathieträger wie die anderen Charaktere, am treusten folgt wohl der Dämon Faffnir noch seinem eigenen fragwürdigen moralischen Kompass, was nicht nur für jede Menge Action und Blut, sondern auch viel schwarzen Humor sorgt und mir dadurch genau das geboten hat, was ich mir erhofft hatte. Lediglich der Einstieg war zuerst ein bisschen verwirrend, was sich aber schnell von alleine aufklärt. Dazu ein echt grandioses Artwork und ein Gesamtwerk, das sich sehen lassen kann – ich bin auf jeden Fall ein Fan! Mit diesem Comic haben Matze Ross und Jan Bintakies einen grandiosen Standalone hingelegt, der sich sehen lassen kann. Abgedrehte Charaktere, ein tödlicher Handel und jede Menge schwarzer Humor – Unterhaltung, die man sich nicht entgehen lassen sollte!“
Joris Mertens:
DAS GROSSE LOS (Splitter Verlag)
Hardcover, 144 Seiten, farbig, € 35,00, ISBN: 978-3-98721-142-3 • Originalveröffentlichung 2022 unter dem Titel „Bleekwater“ beim belgischen Verlag Oogachtend • Übersetzung aus dem Niederländischen: Axel Rothkamm • Leseprobe
Max Bauer auf SWR2: „Jahrzehnte hat der Comic-Zeichner Joris Mertens im europäischen Film-Business gearbeitet, bevor er sich an seine erste Bildergeschichte gemacht hat. Und dass Mertens vom Film kommt, erkennt man in seinen Comics sofort: Daran, dass Joris Mertens mit Bildern und nicht mit Worten erzählt. Sein Debüt-Comic ‚Beatrice‘ hatte überhaupt keinen Text, sondern nur Bilder. Und auch sein Band ‚Das große Los‘ ist ein gezeichneter Film. Ebenso ist er eine Hommage an den französischen Film Noir. ‚Das große Los‘ erzählt von einer nasskalten Welt, in der am Ende nur das Geld oben schwimmt.“
Sophie Guerrive, Benjamin Abitan, Olivier Schwartz:
SPIROU UND FANTASIO 54: Der Tod von Spirou (Carlsen Comics)
Softcover, 64 Seiten, farbig, € 12,00, ISBN: 978-3-551-77464-4 • Originalveröffentlichung 2022 unter dem Titel „La mort de Spirou“ im belgischen Magazin „Spirou“ des Dupuis Verlags • Übersetzung aus dem Französischen: Marcel Le Comte • Leseprobe
Bernd Weigand auf comicleser.de: „Guerrive und Abitan lassen auch pflichtbewusst das Stammpersonal der Serie auftreten, ohne dieses zu sehr zu strapazieren. Der Graf von Rummelsdorf versorgt Spirou und Fantasio in bester 007-Q-Manier mit einem Pilz-Gimmick, das natürlich passend genutzt wird, und Zyklotrops unvermitteltes Auftauchen bringt die Handlung erst in Gang. Daneben sehen wir Steffani und Gaston in Minirollen. Ansonsten dominieren unsere beiden Helden das Geschehen. Zeichner Olivier Schwartz siedelte seine Geschichten und Reihen bisher meist in der Vergangenheit an, seine Zeichnungen, die an die des früh verstorbenen Yves Chaland erinnern, mischen Moderne und Klassik, zeigen einen klaren, markanten, weniger runden Strich und sind dabei sehr detailliert ausgearbeitet.“
Jim Rugg:
HULK: MONSTERWAHNSINN (Panini)
Hardcover, 132 Seiten, farbig, € 24,00, ISBN: 978-3-74163-135-1 • Leseprobe
Klappentext: „Die gesamte Gamma-Historie in einem Band! In diesem außergewöhnlichen Comic erleben wir noch einmal die ganze Legende des Hulk. Der bekannte amerikanische Cartoonist, Illustrator und Designer Jim Rugg präsentiert seine Vision aller Hulk-Meilensteine, wobei er die Superhelden-Kunst aus über 60 Jahren mit Pop-Art und Underground Comix vermischt. So hat man die Geschichte des Hulk noch nie gesehen!“
Q-Hayashida:
DAI DARK. Band 1 (Manga Cult)
Softcover, 208 Seiten, s/w, € 10,00, ISBN: 978-3-96433-779-5 • Übersetzung aus dem Japanischen: Sascha Mandler • Leseprobe
Klappentext: „Zaha Sanko ist im Besitz von wahrhaft außergewöhnlichen Kräften! Es heißt, dass seine Knochen einem jeden Wunsch zu erfüllen vermögen – selbst die Herrschaft über das ganze Universum ist mit ihnen kein ferner Traum mehr! Doch Sanko ist eigentlich nur ein ganz normaler Teenager, und dass ihm das ganze Geschmeiß der Galaxis ans Leder will, stinkt ihm gewaltig. Gemeinsam mit seinem knochigen Kumpel Avakian macht er sich daher auf eine abenteuerliche Reise quer durchs Weltall, um denjenigen aufzuspüren, der seine Knochen verflucht hat …“
Alison Bechdel:
DAS GEHEIMNIS MEINER SUPERKRAFT (Kiepenheuer & Witsch)
Hardcover, 240 Seiten, farbig • € 30,00, ISBN: 978-3-462-00253-9 • Übersetzung aus dem Englischen: Thomas Pletzinger, Tobias Schnettler • Leseprobe
Nadine Lange auf tagesspiegel.de: „Was jedoch wieder beeindruckt und mitreißt, ist Bechdels schonungsloser Blick auf sich selbst und ihre Familie. So spart sie weder ihren Alkoholkonsum noch schwierige Beziehungsdynamiken oder selbstsabotierende Arbeitspraktiken aus, die in panischen Nachtschichten kurz vor der Deadline kulminieren. Wie schon bei ‚Wer ist hier die Mutter?‘ ist die Entstehung des Bandes – wenn auch in etwas geringerem Ausmaß – selbst Teil der Handlung. Besonders schön: Die Lesenden erfahren, wie es dazu kam, dass mit ‚Das Geheimnis meiner Superkraft‘ erstmals eine umfangreich kolorierte Graphic Novel von Alison Bechdel erscheint. Ihre Ehefrau Holly Rae Taylor, der das Buch gewidmet ist, hat Farbe in den bisher höchstens einmal mit blassroten Akzenten versehenen Kosmos von Bechdel gebracht.“
Aimee de Jongh:
TAGE DES SANDES (Splitter Verlag)
Hardcover, 288 Seiten, farbig, € 39,80, ISBN: 978-3-98721-078-5 • Übersetzung aus dem Französischen: Anne Bergen • Leseprobe
Bernd Weigand auf comic.de: „Trotz der katastrophalen Lebensbedingung der Menschen gelingt es Aimée de Jongh immer wieder, positive Elemente in ihrer Story unterzubringen, seien es Menschen, die trotz Not und Krankheit ihrem Schicksal trotzen, Feste feiern und hilfsbereit sind, oder ein unvermittelt auftauchender edler Rappen, was in dieser Szenerie ausgesprochen surreal wirkt. Eindringliche und intensive Bilder schafft de Jongh v. a. mit den Sandstürmen, die bedrohlich und zugleich faszinierend auf mehreren Doppelseiten gezeigt werden, wodurch die Intensität dieser Naturgewalt noch anschaulicher in Szene gesetzt wird. Echte Fotografien von damals, die zwischen den Kapiteln platziert sind, unterstreichen den dokumentarischen Appeal dieser Chronik eines regionalen Klimawandels.“
DIE MEDIENPARTNER
buchreport – Die meinungsbildende Fachzeitschrift für die Buchbranche
Comic.de – Das Magazin für Comic-Kultur im Internet
rbbKultur – Deine Ohren werden Augen machen
Der Tagesspiegel – Die größte Zeitung der Hauptstadt
DIE JURY
Niels Beintker (Bayerischer Rundfunk, https://t1p.de/8o0h)
Barbara Buchholz (Der Tagesspiegel, Schnüss, http://t1p.de/p02p)
Anne Delseit (Animania, https://t1p.de/ae4v)
Christian Endres (die zukunft, Geek!, http://t1p.de/ukpk)
Birte Förster (Titel Kulturmagazin, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/qtej)
Gerhard Förster (Die Sprechblase, http://t1p.de/wv34)
Christian Gasser (Radio SRF 2, Neue Zürcher Zeitung, http://t1p.de/mlz5)
Meheddiz Gürle (Lektoratsdienste des ekz.bibliotheksservice, https://t1p.de/qsog)
Christoph Haas (Süddeutsche Zeitung, taz. die tageszeitung, http://t1p.de/fqdm)
Volker Hamann (Alfonz, Reddition, http://t1p.de/lr8o)
Andrea Heinze (Deutschlandfunk, rbbKultur, https://t1p.de/lcg9)
Jule Hoffmann (Deutschlandfunk Kultur, http://t1p.de/htfj)
Alex Jakubowski (ARD-aktuell, Comic-Denkblase, https://t1p.de/34ug)
Lucas Sebastian Jordan (Manga Passion, https://t1p.de/7ig7)
Martin Jurgeit (Buchreport, die neunte, http://t1p.de/mnzr)
Michael Klamp (Ostsee-Zeitung, Rostock, https://t1p.de/z4pe)
Karin Krichmayr (Der Standard, http://t1p.de/yjp7)
Jörg Krismann (Comixene, http://t1p.de/axkj)
Gerrit Lungershausen (Comicgate, Comic.de, Closure, http://t1p.de/7xy3)
Mattes Penkert-Hennig (Dein Antiheld, http://t1p.de/5j86)
Andreas Platthaus (Frankfurter Allgemeine Zeitung, http://t1p.de/8f1s)
Claudia Reicherter (Südwest Presse, http://t1p.de/8v3n)
Martin Reiterer (Wiener Zeitung, http://t1p.de/71xu)
Volker Robrahn (Comic-Talk, http://t1p.de/m4q0)
Martin Schöne (3sat, http://t1p.de/qzyh)
Sabine Scholz (Animania, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/g2ju)
Anna Mháire Stritter (Orkenspalter TV, https://t1p.de/lyts)
Lars von Törne (Der Tagesspiegel, http://t1p.de/zuip)
Ralph Trommer (taz.die tageszeitung, http://t1p.de/cagt)
Gesa Ufer (Deutschlandfunk Kultur, rbb radioeins, https://t1p.de/1ky28)